Ein als gefährlich eingestufter Asteroid bewegt sich auf die Erde zu. Forscher der Universität Würzburg erarbeiten jetzt eine Mission, um wichtige Erkenntnisse zu gewinnen.
"Der Autor eines Katastrophenromans hätte es sich nicht schöner ausdenken können: Ausgerechnet an einem Freitag, dem Dreizehnten, wird der potenziell gefährliche Asteroid (99942) Apophis der Menschheit extrem nahekommen", erklärt die Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Am 13. April 2029 lägen noch rund 30.000 Kilometer zwischen dem kosmischen Gesteinsbrocken und der Erde. Apophis werde dann auch von Würzburg aus mit bloßem Auge als Lichtpunkt am Abendhimmel zu sehen sein.
Für die Wissenschaft sei die Nähe zur Erde "eine einmalige Chance", den Asteroiden zu erforschen. An der Professur für Raumfahrttechnik der Uni Würzburg werden darum Konzepte für eine nationale Kleinsatellitenmission geprüft. Das einjährige Projekt hatte seinen offiziellen Start am 1. Mai 2024, wie es heißt.
"Zerstörungen enorm": Würzburger Forscher konstruieren Asteroidenaufschlag
"Was den Asteroiden so gefährlich macht: Sein mittlerer Durchmesser beträgt stolze 340 Meter. Würde er die Erde treffen, wären bei einem Aufschlag an Land die Zerstörungen enorm", erklärt die Universität. Jonathan Männel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Raumfahrttechnik, fügt hinzu: "Allein der Einschlagskrater dürfte einen Durchmesser von einigen Kilometern haben, und die Wucht des Aufpralls könnte eine Fläche von der Größe Mitteleuropas verwüsten."
Doch es bestehe kein Grund zur Panik: Zumindest in den nächsten 100 Jahren werde Apophis die Erde verschonen, wie die NASA berechnet habe. Seit der Asteroid 2004 entdeckt und als gefährlich eingestuft wurde, hätten die US-amerikanische und andere Weltraumorganisationen seine Bahn genau im Blick und wüssten mittlerweile, dass er an der Erde vorbeifliegen wird.
"Asteroiden sind unregelmäßig geformte Objekte, die sich auf Umlaufbahnen um die Sonne bewegen. Bislang sind an die 1,3 Millionen Asteroiden in unserem Sonnensystem bekannt, etwa 2500 gelten als potenziell gefährlich, weil sich ihre Umlaufbahnen der Erdbahn auf weniger als circa 20 Mondentfernungen annähern und ihr Durchmesser größer als 140 Meter ist", ist weiter zu lesen. Die Wissenschaft wisse nicht besonders viel über Asteroiden: Bisher habe es laut der Würzburger Uni nur gut 20 Satellitenmissionen gegeben, die diese Himmelskörper als Ziel hatten.
Wichtige Erkenntnisse mit geringem Aufwand - Apophis biete seltene Gelegenheit
Viele Fragen seien noch ungeklärt: Wie sind Asteroiden aufgebaut? Was beeinflusst ihre Flugbahn? Was passiert mit ihnen, wenn sie nah an anderen Objekten vorbeifliegen und deren Gravitationskraft zu spüren bekommen? Weil nur etwa alle 1000 Jahre ein Asteroid dieser Größe der Erde so nah komme, ergebe sich die seltene Gelegenheit, den Asteroiden mit relativ geringem Aufwand zu untersuchen. Wichtige Erkenntnisse könnten der Menschheit zudem helfen, Abwehrmaßnahmen gegen gefährliche Asteroiden zu entwickeln.
Welchen Beitrag könnte Deutschland zur Erforschung von Apophis leisten? Dieser Frage gehe ein JMU-Team um den Raumfahrttechniker Professor Hakan Kayal im Projekt NEAlight nach. Mit rund 300.000 Euro Förderung vom Bundeswirtschaftsministerium untersuchten derzeit Projektleiter Jonathan Männel und die wissenschaftlichen Mitarbeiter Tobias Neumann und Clemens Riegler drei Konzepte für deutsche Kleinsatellitenmissionen.