"Leider real und traurig": Fränkische Traditionsbäckerei wendet sich mit Problem an Öffentlichkeit

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Giebelstadt: Traditionsbäckerei Scheckenbach wendet sich mit Problem an Öffentlichkeit - "real und traurig"
Die Traditionsbäckerei Scheckenbach aus Giebelstadt kann auf eine lange Tradition zurückblicken - steht jedoch schon seit einigen Jahren vor einem großen Problem.
Giebelstadt: Traditionsbäckerei Scheckenbach wendet sich mit Problem an Öffentlichkeit - "real und traurig"
Bäcker Scheckenbach

Die Bäckerei Scheckenbach aus Giebelstadt (Landkreis Würzburg) kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Doch seit einigen Jahren bereitet ein Problem den Inhabern Kopfschmerzen - nun haben sie ein emotionales Statement veröffentlicht.

  •  Giebelstadt: Traditionsbetrieb mit emotionalem Statement
  • Inhaber von Bäcker Scheckenbach verzweifelt: "Leider traurig, dass wir diese Zeilen schreiben müssen"
  • Schwere Auswirkungen: Zwei Filialen mussten bereits schließen

Der Bäcker Scheckenbach ist ein traditionsreicher Betrieb, dessen Spuren in Giebelstadt sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Doch die modernen Zeiten stellen ihn aktuell vor seine vielleicht größte Herausforderung.

Giebelstadt: Traditionsbäcker Scheckenbach sieht "wachsendes Problem"

"Leider real und traurig, dass wir diese Zeilen schreiben müssen. Auch wir müssen nun wirklich mal eure Aufmerksamkeit auf ein wachsendes Problem in der Bäckereibranche lenken: den leider akuten Personalmangel", teilte der Traditionsbetrieb am Dienstag (4. Juli 2023) in einem Social-Media-Post mit. "Wir, euer Bäcker Scheckenbach, sind sehr besorgt über diese Entwicklung und möchten die Gründe dafür verstehen", heißt es weiter.

Der Beitrag erhielt einige Aufmerksamkeit, andere Nutzer diskutierten in den Kommentaren über die Wurzeln des Problems. "Angespannt war die Situation schon immer", erinnert sich Inhaberin Maria Scheckenbach im Gespräch mit inFranken.de. Trotzdem sei die jetzige Personallage nicht mit der Vergangenheit vergleichbar: "Als mein Mann Thomas und ich uns damals selbständig machten, landeten pro Jahr trotzdem noch 20 bis 30 Bewerbungen auf unserem Schreibtisch."

Die jetzige Lage sei "das Ergebnis eines schleichenden Prozesses, über die Jahre hinweg sind die Anfragen immer weniger geworden", schildert die Inhaberin. "Früher hatten wir mitunter vier bis sechs Auszubildende gleichzeitig, mittlerweile hat sich seit fünf Jahren niemand mehr bei uns beworben", so Scheckenbach. Die Gründe für das geringe Interesse an diesem Handwerk sieht sie sowohl in der demografischen Entwicklung und als auch in einem geistigen Wandel der Gesellschaft: "Es gibt seit einiger Zeit immer weniger Kinder in Deutschland, da fällt sowieso schon einiges weg. Dazu kommt, dass die Verteilung der Kinder auf Hauptschule, Realschule und Gymnasium früher ungefähr gleich verteilt war, während heute jeder sein Abitur machen will."

Schwere Auswirkungen: Zwei Scheckenbach-Filialen mussten schließen

Die Denkweise vieler Eltern findet die Besitzerin der Giebelstädter Bäckerei zwar nachvollziehbar, beklagt allerdings die verheerenden Folgen für handwerkliche Berufe: "Die anderen Betriebe haben alle dieselben Probleme. Das geht auch über unsere Bäckereibranche hinaus, im gesamten Handwerk sind keine jungen Leute mehr zu finden." Auch abseits des Handwerks sorgt der Personalmangel für große Probleme, so etwa an einer Nürnberger Kita.

Wie Maria Scheckenbach erklärt, wirken sich die Konsequenzen mittlerweile deutlich spürbar auf den Betrieb der Traditionsbäckerei aus: Auch aufgrund des Personalmangels habe man im vergangenen April und im November zwei Filialen schließen müssen. Die langersehnte Umstellung auf den Tagesbetrieb, welcher unter anderem spätere Arbeitszeiten für die Angestellten ermöglicht hätte, könne laut Scheckenbach ohne ausreichendes Personal nicht umgesetzt werden.

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Die Inhaberin der Bäckerei Scheckenbach und ihr Mann hoffen, dass in Zukunft möglicherweise wieder mehr Leben in ihre Branche kommt. Dies bringe nicht nur ihnen Vorteile, sondern auch den frisch gebackenen Bäckerlehrlingen: "Wir haben ein nettes Team, vielseitige Aufgaben und vor allem produzieren wir Lebensmittel. Wie viele Menschen arbeiten tagtäglich am Computer, und wissen abends nicht, wofür das überhaupt gut war? Ich glaube sagen zu können, dass unsere Mitarbeiter stolz sind, wenn sie an ihre Arbeit denken."

In Dietenhofen bei Nürnberg hat mit Schulers Biobackhaus eine andere fränkische Bäckereikette erst kürzlich einen Insolvenzantrag gestellt. Unterdessen sorgte ein Imbiss-Betreiber für Schlagzeilen, der in Würzburg einen bedrohlichen Mann auf dem Barbarossaplatz überwältigte.