Am Sonntag sind die Deutschen aufgerufen, zusammen mit den EU-Staaten ein neues EU-Parlament zu wählen. Warum es so wichtig ist, seine Stimme abzugeben, erklärt die Würzburger Europaforscherin Gisela Müller-Brandeck-Bocquet.
Europa ist gar nicht so weit entfernt, wie viele Menschen denken. Warum die Europäische Union direkte Auswirkungen auf das Zusammenleben in Franken hat und wieso es sich lohnt, zur Wahl zu gehen, erklärt Professorin Gisela Müller-Brandeck-Boucquet, die Leiterin des Lehrstuhls für Europaforschung und Internationale Beziehungen an der Universität Würzburg, im Interview:
Frau Müller-Brandeck-Bocquet, "die EU ist doch weit weg, geht uns nichts an", hört man häufig. Stimmt das?
Gisela Müller-Brandeck-Bocquet: Das ist vollkommen falsch. Von der EU stammen über 60 Prozent der auch in Deutschland gültigen Gesetze und Vorschriften. Denn im gemeinsamen Binnenmarkt müssen natürlich auch gemeinsame Regeln gelten, zum Beispiel für einen fairen Wettbewerb, für Abgasnormen von Pkws und demnächst endlich auch Lkws etc.
Diese EU-Gesetze werden vom Europäischen Parlament und dem Ministerrat beschlossen und müssen in allen Mitgliedstaaten angewandt werden. Brüssel ist also nicht weit weg, sondern betrifft uns täglich.
Was bedeutet die EU für Franken?
Die EU bedeutet für Franken wie für alle anderen bayrischen Regionen und auch für alle deutschen Bundesländer viel. Wie schon gesagt, setzt sie in vielen Bereichen gemeinsame Regeln und Standards, damit Europa weiter zusammenwächst und in der heutigen globalisierten Welt den "European way of life", die europäische Lebensart, beibehalten werden kann. Die EU beruht auf dem Subsidiaritätsprinizp, so dass auch regionale Lebensart gewahrt werden kann.
Kann das friedliche Zusammenleben ohne eine solche Gemeinschaft noch funktionieren?
Die EU ist die Friedensgarantin nach innen, das heißt, zwischen den Mitgliedstaaten; ihre Vorgängerinnen EWG und EG sind aus den Erfahrungen der beiden Weltkriege entstanden und haben den Völkern des vereinten Europas über 70 Jahre Frieden erhalten. Das darf nicht vergessen werden, gerade heute, wo die Erinnerungen an diese Kriege immer mehr verblassen.
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