Welle von Schock-Anrufen in der Region: Rentner übergeben tausende Euro und Goldbarren an Betrüger

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Erneut sind Betrüger in Unterfranken erfolgreich gewesen. Sie gaben sich als Polizisten oder Justizbeamte aus und brachten mehrere Menschen um ihr Erspartes. Die Polizei warnt und gibt Tipps zur Prävention.

Zahlreiche Senioren sind am Freitag (2. Juni 2023) in Unterfranken von Betrügern angerufen worden, die sich meist als Staatsbedienstete ausgegeben und Geld und Wertgegenstände als Kaution für Verwandte in einem Strafverfahren gefordert hatten. In zwei Fällen übergaben ältere Frauen Gold und Bargeld im Gesamtwert von 90.000 Euro an unbekannte Personen. In einem Fall konnte die Polizei die Übergabe von 45.000 Euro gerade noch verhindern. Das berichtet das Polizeipräsidium Unterfranken und warnt eindringlich vor dieser Betrugsmasche.

Bereits am Freitagmorgen begannen die Anrufe von bislang unbekannten Tätern bei Menschen in ganz Unterfranken. Gegen 9.45 Uhr wurde eine 61-Jährige telefonisch von den Betrüger*innen kontaktiert, die vorgaben, die Tochter der Frau habe einen Verkehrsunfall verursacht. Dabei sei ein Mensch zu Tode gekommen und sie würde in Haft gehen, wenn nicht eine Kaution in Höhe von mehreren zehntausend Euro durch die 61-Jährige hinterlegt werden würde. Die Würzburgerin war in größter Sorge um ihre Tochter und hob 30.000 Euro von Ihrem Sparbuch ab. Das Geld übergab sie daraufhin im Ringpark in Würzburg an einen unbekannten Mann. Dass sie betrogen wurde, erkannte die Frau erst rund zweieinhalb Stunden später, als sich ihre Tochter meldete.

Betrüger mit bekannten Maschen erfolgreich in Unterfranken 

60.000 Euro in Goldbarren übergab eine andere Würzburgerin gegen 14.30 Uhr in der Koellikerstraße, nachdem diese sich ebenfalls durch die gleiche Betrugsmasche täuschen ließ. Auch hier erkannte die ältere Frau den Betrug erst, nachdem der Unbekannte mit den Goldbarren in Richtung Juliuspromenade davongelaufen war.

Die Polizeiinspektion Schweinfurt und die Verkehrspolizeiinspektion Aschaffenburg konnten hingegen zusammen mit der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken eine weitere Geldübergabe an Betrüger*innen gerade noch rechtzeitig verhindern.

Über eine Verwandte eines 51-Jährigen aus dem Landkreis Schweinfurt wurde die Einsatzzentrale der Polizei darüber informiert, dass der Mann von angeblichen Justizmitarbeiter*innen angerufen und zur Hinterlegung einer Kaution für seine Tochter aufgefordert wurde. Auch dieser Mann saß den Betrüger*innen auf und holte 45.000 Euro aus dem Schließfach seiner Hausbank, um das Geld in Sorge um seine Tochter an die vermeintlichen Staatsbediensteten zu übergeben.

Telefonbetrug: Polizei gibt Tipps zur Prävention

Da der Verwandten des Mannes der Übergabeort für das Geld nicht bekannt war und daher die Polizei auch dahingehend im Dunklen tappte, wurden durch die Polizeiinspektion Schweinfurt und die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken großangelegte Fahndungsmaßnahmen angestoßen.

Zahlreiche Streifen und Einsatzkräfte aus Schweinfurt suchten den 51-Jährigen, der mit seinem Auto von der Hausbank mit dem Geld weggefahren war. Beamt*innen der Einsatzzentrale gelang gegen 14.15 Uhr die Lokalisation des Mannes, der zwischenzeitlich mit seinem Fahrzeug auf der Autobahn in Richtung Aschaffenburg unterwegs war. Streifenbesatzungen der Verkehrspolizeiinspektion Aschaffenburg konnten den 51-Jährigen mit seinem Wagen schließlich auf einen Rastplatz lotsen und ihn dort über den Betrugsversuch aufklären. Wenige Minuten später hätte der Geschädigte seine Ersparnisse vor dem Amtsgericht in Aschaffenburg an unbekannte Betrüger*innen übergeben.

Die Kriminalpolizei Würzburg übernahm die Ermittlungen in den Betrugsfällen und warnt vor derartigen Telefonbetrugsmaschen. Bereits Ende 2020 hat das Polizeipräsidium Unterfranken die Präventionskampagne "Leg´auf!“ ins Leben gerufen. Zusätzlich startete im Juli 2022 auch an unterfränkischen Schulen die Kampagne "Ich schütze Oma und Opa“. Mit den Kampagnen "Ich schütze Oma und Opa“ sowie "Chill mal Oma“ setzt die unterfränkische Polizei nun auf die Unterstützung von Jugendlichen, und Schüler*innen. Diese sollen Großeltern sowie ältere Bekannte auf die Betrugsmaschen der Täter aufmerksam machen.

Das Ziel dieser Kampagnen ist es, insbesondere ältere Menschen und deren Angehörigen über die Phänomene wie "Enkeltrickbetrug“ und "Falsche Polizeibeamte“ zu informieren, zu sensibilisieren und Verhaltenstipps zu geben. Die wichtigsten Botschaften dabei sind:

  • Auflegen, die Notrufnummer 110 wählen und die Polizei nach einem entsprechenden Einsatz fragen beziehungsweise danach, ob tatsächlich Verwandte in Not sind.
  • Die Polizei weist niemals Menschen an, Geld oder Schmuck zu Hause oder zur Abholung bereitzulegen oder an Abholer*innen zu überzeugen.
  • Weder die Polizei noch die Justiz fordern Menschen telefonisch dazu auf, Geld zu überweisen. Man sollte nie Geldbeträge an Fremde übergeben. Genauso wenig holt die Polizei Wertsachen an der Haustür ab.
  • Täter*innen können mithilfe von Call ID-Spoofing jede von ihnen gewünschte Rufnummer auf dem Telefondisplay anzeigen lassen - bei der echten Polizei erscheint aber niemals die 110 (auch nicht mit Vorwahl)!
  • Es ist hilfreich, mit Freund*innen, Nachbar*innen und Verwandten über das Phänomen zu sprechen. 

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Vorschaubild: © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)