Mehr Unfälle im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen - und 8 Tote durch "individuelles Fehlverhalten"

4 Min
Landkreisweite Verkehrsunfallstatistik 2023 - Tödlicher Verkehrsunfall auf B466 bei Ostheim
Einer von acht tödlichen Unfällen im Jahr 2023 im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: Nach einem missglückten Überholmanöver eines 19-Jährigen auf der B466 zwischen Ostheim und Westheim kam ein ...
Landkreisweite Verkehrsunfallstatistik 2023 - Tödlicher Verkehrsunfall auf B466 bei Ostheim
vifogra / Goppelt (vifogra)

Die Polizeiinspektion Weißenburg hat ihre Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2023 veröffentlicht. Die Bilanz zeigt unter anderem eine leichte Zunahme der Unfälle

Die Polizeidienststellen in Weißenburg, Gunzenhausen und Treuchtlingen nahmen im Jahr 2023 insgesamt 3471 Verkehrsunfälle auf, was im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung um 0,49 Prozent entspricht. Das geht aus der "Verkehrsunfallstatistik 2023" hervor, die die Polizeiinspektion Weißenburg in Bayern am Dienstag, 12. März 2024, veröffentlicht hat. Auch wenn die Steigerung nur marginal sei, im Jahr 2023 gab es damit im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mehr Verkehrsunfälle als im Vorjahr, informiert die Polizei.  

Bei der überwiegenden Zahl (2504) habe es sich um sogenannte Kleinunfälle mit Sachschaden gehandelt. Doch auch die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden sei um 8 Prozent angestiegen. Bei 351 Verkehrsunfällen wurden 445 Personen verletzt, 86 davon erlitten "statistisch schwere Verletzungen", mussten also unfallbedingt stationär im Krankenhaus behandelt werden. 

"Individuelles Fehlverhalten als Hauptunfallursache": Polizei Weißenburg bilanziert 8 tödliche Unfälle 

Im Jahr 2023 seien im Landkreis acht Verkehrstote zu beklagen gewesen, berichtet die Weißenburger Polizei weiter. "Bei aller Tragik" hätten alle Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang "allesamt gemein, dass ihnen individuelles Fehlverhalten der Beteiligten als Hauptunfallursache zugrunde liegt".

Folgende tödlichen Unfälle des vergangenen Jahres listet die Polizei auf: 

  • Treuchtlingen - Im Februar 2023 überfuhr ein Auto auf der B2 in Fahrtrichtung Süden einen zum Unfallzeitpunkt bereits auf der Fahrbahn liegenden 40-jährigen Fußgänger, welcher zuvor mit Fahrrad auf der Bundesstraße unterwegs war. Dieser verstarb nach erfolgloser Reanimation vor Ort.
  • Gunzenhausen - Im Juli befuhr ein Autofahrer die B13 in Fahrtrichtung Muhr am See, als die 60-jährige Unfallverursacherin mit ihrem Mofa-Roller auf die B13 ebenfalls in gleiche Fahrtrichtung einfuhr. Trotz eingeleiteter Vollbremsung des Pkw-Fahrers erfasste dieser die Unfallgegnerin frontal. Diese verstarb noch an der Unfallstelle.
  • Spielberg - Im Juli befuhr ein 15-jähriger Jugendlicher mit seinem Leichtkraftrad die Kreisstraße WUG25 in Spielberg. Vor einer Rechtskurve kam er innerorts alleinbeteiligt nach rechts von der Fahrbahn ab, fuhr über den Gehsteig und die Böschung und prallte gegen eine Hauswand. Bei Eintreffen der Einsatzkräfte war der Verunfallte bereits mehrere Stunden tot.
  • Ostheim - Im Oktober kollidierte ein Auto  auf der B466 zwischen Ostheim und Westheim beim Überholvorgang mit einem im Gegenverkehr befindlichen, 16-jährigen Fahrer eines Leichtkraftrades. Durch den Frontalaufprall erlitt der Zweiradfahrer tödliche Verletzungen
  • Massenbach - Im Januar übersah eine 95-jährige Autofahrerin beim Einfahren in die B13 einen im Querverkehr befindlichen, bevorrechtigten Wagen und verstarb daraufhin.
  • Ellingen - Im April übersah ein Autofahrer beim Abbiegen von der B2 nach links eine im Begegnungsverkehr befindliche, bevorrechtigte 49-jährige Motorradfahrerin, welche noch an der Unfallstelle verstarb.
  • Weimersheim - Im September kam es zu einem Frontalzusammenstoß zweier Autos im Begegnungsverkehr der Ortsverbindungsstraße, als der Unfallverursacher im Kurvenbereich auf die Fahrbahn der 18-jährigen Unfallgegnerin geriet und dort kollidierte. Die Geschädigte verstarb mehrere Wochen später an den Unfallfolgen. Aufgrund des Zeitraums von mehr als 30 Tagen zwischen dem Unfall- und Todestag wird dieser Verkehrsunfall allerdings in der Statistik offiziell nicht aufgeführt, erläutert die Polizei.
  • Wengen - Im November übersah und erfasste ein Autofahrer in den Morgenstunden frontal einen in gleicher Richtung auf der Staatsstraße befindlichen Fahrradfahrer, welcher daraufhin noch an der Unfallstelle verstarb.
  • Pleinfeld - Im Dezember kam der Unfallverursacher im zweispurigen Bereich der B2 aus ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn. Dort kollidierte er im Begegnungsverkehr frontal mit dem Auto einer 19-jährigen Frau, die am Folgetag verstarb

Nach tödlichem Unfall in Elligen: Polizei und Kommune ergreifen "kurzfristig wirksame Maßnahmen"

Wie in den vergangenen Jahren kommt der Arbeit der Unfallkommission bei der Begutachtung von Unfallschwerpunkten und Örtlichkeiten schwerer Verkehrsunfälle besondere Bedeutung zu, erklärt die Weißenburger Polizei weiter. So wurden exemplarisch im Rahmen einer Verkehrsschau mit Straßenbaulastträger und Straßenverkehrsbehörde kurz nach dem tödlichen Unfallgeschehen in Ellingen mehrere kurzfristig wirksame Maßnahmen besprochen.

Dazu gehören neben der Verlängerung der Sperrflächen beider zweispurigen Bereiche und der Einschränkung der erlaubten Fahrtrichtung beim Einfahren in die Bundesstraße rechts durch eine Begrenzung der Geschwindigkeit auf 70 km/h in Fahrtrichtung Nürnberg. Im Einvernehmen mit der Stadt Ellingen sollen so weitere tödliche Unfälle vermieden beziehungsweise zumindest schwere Unfallfolgen abgemildert werden. Eine entsprechend lautende verkehrsrechtliche Anordnung ist bereits ergangen und wird voraussichtlich im Frühjahr 2024 umgesetzt.

Bei den 7 verzeichneten Schulwegunfällen im Jahr 2023 erlitten die jeweiligen Geschädigten "glücklicherweise keine schwereren Verletzungen", heißt es in der Polizeibilanz. Die Unfallszenarien zusammen mit Lehrkräften der Schulen "proaktiv moderiert" und teilweise in erneuten Verkehrsunterrichten in den Klassen der betroffenen Kinder aufgearbeitet. 

Erneuter Anstieg bei Unfällen mit Senioren

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren stagniere nahezu gleichbleibend bei 202 Fällen, berichtet die Polizei. Bei den an Verkehrsunfällen beteiligten Senioren im Alter ab 65 Jahren sei hingegen - wie in den Vorjahren - ein erneuter Anstieg von 228 in 2022 auf 245 Verkehrsunfälle in 2023 festzustellen, wobei in 168 Fällen die Senioren als Unfallverursacher aufgeführt werden. 63 Senioren wurden hierbei verletzt. 

Auch die verstärkte Nutzung von Pedelec und Fahrrädern führe seit Jahren "wenig verwunderlich" zu einem tendenziellen Anstieg bei den Radfahrunfällen. Bei 105 Verkehrsunfällen bedeutet dies eine Steigerung um knapp 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In diesem Zusammenhang bieten die Polizeiinspektionen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in Zusammenarbeit mit der Kreisverkehrswacht spezielle Pedelec-Trainings für Senioren an, wo neben theoretischer Vermittlung des sicheren Umgangs mit dem E-Bike auch praxisbezogene Fahrübungen in einem abgesperrten Bereich erprobt werden können. 

Bei 57 Unfällen waren Motorradfahrer beteiligt, wovon mit 50 Zweiradfahrern erfreulicherweise gut 7 Prozent weniger verletzt wurden als in 2022. Zudem ereigneten sich 2023 etwa 10Prozent weniger Unfälle mit Beteiligung von Fußgängern, so die Polizei. 

Mehr Unfallfluchten und wenig Unfälle durch Alkohol und Drogen

Ein mit den Gesamtunfallzahlen korrelierender Anstieg ist auch im Bereich der Fahrerfluchten zu verzeichnen. Bei 431 Unfallfluchten konnte in 163 Fällen (19 mehr als im Vorjahr) der jeweilige Verursacher, nicht zuletzt aufgrund vieler Mitteilungen und Hinweise aus der Bevölkerung, ermittelt werden.

Die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Alkohol- oder Drogeneinfluss befindet sich mit 31 Fällen im Durchschnitt der letzten Jahre. In der Gesamtschau der Unfallursachen nimmt diese Unfallgruppe einen sehr geringen Anteil ein.

Hauptunfallursachen seien vielmehr ungenügender Sicherheitsabstand, Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren sowie Vorfahrtsverstöße, aber auch Ablenkung und teilweise nicht angepasste Geschwindigkeit. Aber selbst ohne individuelles Fehlverhalten kann es immer wieder zu Verkehrsunfällen kommen. So verzeichnet die Statistik insgesamt 1520 Wildunfälle, 92 weniger als im Vorjahr.  

Über 1000 Einsatzstunden für die Geschwindigkeitsüberwachung

Zur Bekämpfung der Geschwindigkeitsunfälle wurden im vergangenen Jahr im Landkreis bei Geschwindigkeitsüberwachungen mit dem Handlasermessgerät 1095 Einsatzstunden geleistet. 307 Verkehrsteilnehmer mussten ein Verwarnungsgeld entrichten, 712 erhielten einen Bußgeldbescheid inklusive Punkte in Flensburg.

Zusätzlich überwachte die Verkehrspolizei Ansbach mit technischem Gerät (Lichtschranke, Radargerät) Unfallhäufungsstellen und Gefahrenpunkte im Landkreis. Auch seitens der kommunalen Verkehrsüberwachung der Städte Weißenburg, Gunzenhausen und Treuchtlingen wurden Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt.

Insgesamt wurden 120 Blutentnahmen (wegen Alkohol) beziehungsweise Atemalkoholtests veranlasst. Bezüglich Fahrten unter Drogeneinfluss mussten sich 57 Kraftfahrzeugführer verantworten. 183 Kraftfahrer mussten ein Verwarnungsgeld wegen eines Verstoßes gegen die Gurtanlegepflicht entrichten. 636 Bußgeldbescheide ergingen gegen Fahrzeugführer wegen verbotener Benutzung des Mobiltelefons.

"Kontrollgruppe Cartuning" zeigt Wirkung

Die Problematik der unzulässigen Lärmbelästigung durch sogenannte Tuner und Poser habe laut Polizei Weißenburg in den vergangenen Jahren zu erhöhtem Beschwerdeaufkommen geführt. Diesem "Phänomen" habe man durch gezielte Kontrollaktionen, unter anderem zusammen mit der eigens darauf spezialisierten "Kontrollgruppe Cartuning" des Polizeipräsidiums Mittelfranken erfolgreich begegnet werden.

64 Verstöße wegen des Erlöschens der Betriebserlaubnis an nicht ordnungsgemäß ausgerüsteten Fahrzeugen und 16 Bußgeldverfahren wegen der Verursachung unzulässigen Lärms unter Verwendung eines Kraftfahrzeugs waren in diesem Deliktsfeld landkreisweit zu verzeichnen. "Auch weiterhin werden relevante Verstöße in diesem Bereich konsequent verfolgt und geahndet", schließt die Polizei ihre Jahresstatistik.