Bosch Rexroth: Massiver Personalabbau in Schweinfurt "kommt völlig überraschend"
Autor: Ralf Welz
Schweinfurt, Freitag, 15. März 2024
IG Metall und Betriebsrat haben mit Bestürzung auf die geplanten Stellenstreichungen bei Bosch Rexroth in Schweinfurt und Volkach reagiert. "Der angekündigte Personalabbau schmerzt sehr." Die Arbeitnehmervertreter kündigen nun ihrerseits Maßnahmen an.
Wird der Wirtschaftsstandort Deutschland zunehmend unattraktiv? Im Industriebereich verlegen Unternehmen Teile ihrer Wertschöpfung mitunter ins Ausland. Der Rohrhersteller Maincor mit Standorten in Schweinfurt und Knetzgau denkt seit Längerem über eine Produktion in Nordamerika nach. "Die Frage ist, inwieweit wir in Deutschland noch wettbewerbsfähig handeln können", sagte Geschäftsführer Dieter Pfister im vergangenen Jahr im Gespräch mit inFranken.de.
Der Technologieriese Bosch Rexroth plant eine entsprechende Produktionsverlagerung bereits konkret. Laut dem Unternehmen soll die Fertigung in den Werken Schweinfurt und Volkach "höher automatisiert" werden. Einzelne Tätigkeitsfelder sollen an externe Unternehmen sowie an eigene Standorte in anderen Ländern abgegeben werden. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, sind Kosteneinsparungen vorgesehen. In diesem Zuge sollen in den beiden unterfränkischen Produktionsstätten mittelfristig bis zu 240 Stellen gestrichen werden - zum Entsetzen der örtlichen Arbeitnehmervertreter.
"Schmerzt sehr": Bosch Rexroth will bis zu 240 Jobs in Schweinfurt und Volkach streichen - IG Metall reagiert
"Der angekündigte Personalabbau bei Bosch Rexroth schmerzt sehr", betont Reiner Gehring von der IG Metall Schweinfurt in einem öffentlichen Statement. Obwohl gegenwärtig vonseiten des Industrieunternehmens keine Entlassungen geplant seien, komme es vor Ort zu einem Verlust von Jobs. "Auch wenn niemand gekündigt werden soll, auf diese Weise werden Arbeitsplätze aus Schweinfurt verschwinden", hält der Gewerkschaftsfunktionär fest.
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Die IG Metall hatte erst kurz vor der Bekanntgabe der beabsichtigten Stellenstreichungen bei Bosch Rexroth vor einem möglichen Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen in der Region Schweinfurt-Main-Rhön gewarnt. Neben der Bosch-Rexroth-Belegschaft sorgte sich die Gewerkschaft auch um die unterfränkischen Beschäftigten der Großunternehmen ZF, Schaeffler und SKF.
Laut Einschätzung des ZF-Betriebsrats könnten beim Autozulieferer allein in Schweinfurt über kurz oder lang bis zu 2000 Jobs abgebaut werden. Der SKF-Konzern mit Sitz in Schweden hatte Mitte 2023 den Abbau von mehreren Hundert Arbeitsplätzen im Schweinfurter Werk verkündet.
Angekündigter Personalabbau "bitter" - Arbeitnehmervertreter stimmen sich über weiteres Vorgehen ab
Im Fall von Bosch Rexroth hatte die Werksleitung den Beschäftigten am Standort Schweinfurt mit seinem Werksteil Volkach vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass bis spätestens Ende 2028 bis zu 240 Stellen "sozialverträglich" abgebaut werden sollen. Nach Angaben der Bosch-Tochter sind hierbei etwa Altersteilzeitregelungen, Vorruhestandsangeboten und Abfindungen denkbar. Zur genauen Ausgestaltung starten nun Gespräche mit dem lokalen Betriebsrat.
Der Ankündigung zufolge wird die Zweigestelle Schweinfurt als Leitwerk im Bereich Lineartechnik neu aufgestellt. Auf dem Werksgelände ist der Bau eines Kunden- und Innovationszentrum vorgesehen. Laut Eigenaussage beschäftigt Bosch Rexroth am Standort Schweinfurt gegenwärtig rund 1300 Mitarbeiter - und weitere 370 Beschäftigte im Werksteil Volkach.