"Harter Einschnitt": Maschinenbauer will fränkischen Standort schließen

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Schon 2014 mussten die Mitarbeiter um das Fortbestehen des unterfränkischen Firmenstandorts bangen. Nun droht vor Ort erneut das Aus.

Für manche Mitarbeiter dürfte sich die Situation wie ein Déjà-vu anfühlen: Schon vor elf Jahren drohte dem Standort der heutigen Firma Keller HCW, die damals noch Novoceric Transportanlagen GmbH hieß, das Aus. Betriebsrat und IG Metall wehrten sich dagegen. "Hier geht es um 59 Menschen und deren Familien", betonte Barbara Resch, die damals zuständige Gewerkschaftssekretärin, 2014 auf der Info-Veranstaltung des Betriebsrates. Die Schließung des Maschinenbauers konnte letztlich abgewendet werden, die Belegschaft wurde jedoch stark reduziert.

Nun, elf Jahre später, hängt die Zukunft des unterfränkischen Standorts erneut am seidenen Faden. Das Werk in Mellrichstadt (Landkreis Rhön-Grabfeld), in dem aktuell noch 16 Mitarbeiter und zwei Azubis tätig sind, soll geschlossen werden, teilt die Firma Keller HCW auf Anfrage von inFranken.de mit. Der Grund: Man wolle das Portfolio "auf sein profitables Kerngeschäft fokussieren". Mit dem Schicksal ist der Betrieb nicht allein: Auch Bormioli Pharma in Bad Königshofen droht die Schließung. In einem Autozulieferer-Werk in Nürnberg gingen indes schon die Lichter aus. 

Keller HCW: Standort in Mellrichstadt soll schließen - Sprecherin erklärt Hintergründe

Der Standort in Mellrichstadt wurde 1989 unter dem Namen "Novoceric Transportanlagen GmbH" gegründet und 2011 von der Firma Keller HCW übernommen. Wann dort die Maschinen still stehen sollen, sei aktuell noch unklar. "Dies ist abhängig vom Verlauf der Verhandlungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat", erklärt eine Sprecherin. Für einen der beiden Industriemechaniker-Azubis, der sich im zweiten Lehrjahr befindet, sucht der Betrieb jedoch schon ab dem 1. Februar 2025 einen neuen Ausbildungsplatz. Ein anderer soll seine Ausbildung noch in Mellrichstadt abschließen können.

Auch am Standort Ibbenbüren-Laggenbeck (Nordrhein-Westfalen) plant die Firma Einschnitte. Hier sollen 140 der aktuell 260 Arbeitsplätze entfallen. Keller HCW ist Teil der französischen Groupe Legris Industries. Die Firma stellt Werke, Anlagen und Maschinen her, die zum Beispiel für die Herstellung von Ziegeln, Dachziegeln und anderen keramischen Produkten eingesetzt werden.

Genau hier liege das Problem: "Da aufgrund der geringen Bautätigkeit die Nachfrage nach Ziegeln und Dachziegeln in den letzten Jahren stark gesunken ist, werden in Deutschland und international deutlich weniger schlüsselfertige Werke für die Herstellung von Ziegeln nachgefragt." Solche Werke, die bisher den größten Geschäftsbereich der Firma ausmachte, sollen daher künftig nicht mehr angeboten werden. Künftig erhalten bleiben sollen die Geschäftsbereiche Keller Technologies & Services (KTS) - bestehend aus dem Zusammenschluss der Bereiche Heavy Clay (HC) sowie Spare Parts and Services (HC SPS) -, Infrared Temperature Solutions (ITS) und Intelligent Automation Solutions (IAS).

"Keine andere Lösung": 16 Mitarbeiter und zwei Azubis bangen um ihre Jobs

"Gleichzeitig sind die unternehmerischen Herausforderungen angesichts anhaltend schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren immer anspruchsvoller geworden", betont das Unternehmen und verweist dabei auch auf die Corona-Pandemie, die gestiegenen Energiepreise infolge des Ukraine-Kriegs und die gesamtwirtschaftliche Lage im Land. 

Man sei sich bewusst, dass die Maßnahme ein "harter Einschnitt für das Traditionsunternehmen" sei, mit dem "erhebliche Konsequenzen" für die betroffenen Mitarbeiter verbunden wären, sagt CEO Andrea Pasquali. Dennoch hätte man den Standort Mellrichstadt nicht ausklammern können. "Wir sehen nach intensiver Prüfung verschiedenster Alternativen keine andere, nachhaltig tragfähige Lösung. Es ist unsere erklärte Absicht, die Restrukturierung so sozialverträglich wie möglich umzusetzen", betont Pascquali.

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