Traumatischer Unfall: Mutter tot, Kind (7) stirbt in brennendem Auto - "merken, dass es uns verfolgt"

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Am Dienstag (2. Juli 2024) verunglückten eine 46-jährige Autofahrerin sowie ein 7-jähriges Kind bei einem Unfall in Stockheim tödlich. Feuerwehrmann Ioannis Karacharisis berichtet von dem traumatischen Erlebnis.

Am Dienstagabend (2. Juli 2024) wurden bei der Gemeinde Stockheim im Landkreis Rhön-Grabfeld zwei Leben auf schreckliche Weise ausgelöscht. Eine 46-jährige Autofahrerin fuhr mit einem siebenjährigen Kind auf der B285 von Ostheim in Richtung Stockheim und prallte dann gegen die Steinmauer einer Bahnunterführung. Daraufhin ging das Auto in Flammen auf. Ersthelfer bargen die Frau laut Polizeiangaben aus dem Auto, doch sie starb noch an der Unfallstelle. Das Kind erlag seinen Brandverletzungen im Fahrzeug. 

Innerhalb weniger Minuten erreichten die Einsatzkräfte der Feuerwehr Stockheim den Unfallort und mussten feststellen, die Unfallopfer nicht mehr retten zu können. Wie gehen ehrenamtliche Kräfte mit dieser schockierenden Erfahrung um? Der erste Kommandant Ioannis Karacharisis war Einsatzleiter und teilte seine Erlebnisse in einem Interview. 

"Wie kriegen wir die da raus?": So erlebte die Feuerwehr Stockheim den dramatischen Einsatz 

"Wir sind alle Ehrenamtler. [...]. Wir fahren von Zuhause oder von der Arbeit ins Gerätehaus, rüsten uns hier aus und fahren dann direkt zur Einsatzstelle", erklärt Karacharisis. Von Alarmeingang bis zum Eintreffen am Unfallort seien "keine vier Minuten vergangen", jedoch hätten diese vier Minuten schon ausgereicht, dass das Auto in Vollbrand stand. "Ich blende als Einsatzleiter erstmal alles aus, mache meine Maßnahmen: Brand eindämmen, versuchen, irgendwie noch jemanden zu retten", schildert der Feuerwehrmann seine Vorgehensweise.

Auch einen Einblick in die Gedanken der Einsatzkräfte in solch einer adrenalingeladenen Situation gibt er: "Wir denken, möglichst schnell und es schießt einem durch den Kopf: Schaffen wir das noch rechtzeitig? Wie kriegen wir die da raus?" Parallel müsse der Einsatzleiter auf den eigenen Schutz seines Teams achten. "Setzt euch ein Atemschutzgerät auf. In diesem starken, dicken Qualm könnt ihr nicht lange überleben", lautete etwa ein Hinweis an die Einsatzkräfte.

Während und nach solch einer psychisch belasteten Situation sei es essenziell, aufeinander zu achten. Die Mannschaft sei eng befreundet, kenne sich gut. "Viele Gespräche, ganz wichtig", sagt er hierzu. Wenn er merke, "dass einer komisch schaut", werde in einem Gespräch eruiert, was der Person durch den Kopf gehe. Die Gespräche basierten auf Vertrauen. "Jedem ist klar, wir sind nur Menschen", betont Karacharisis im Gespräch. Während des Einsatzes habe der Einsatzleiter des Rettungsdienst "sofort erkannt", dass eine Notfallseelsorge nötig sei. So sei jede Einsatzkraft betreut worden.

Belastende Erinnerungen auch in den Tagen danach - Notfallseelsorge steht Einsatzkräften zur Seite

Doch das Erlebte könne noch Folgen nach sich ziehen: "Das war erstmal nur ein Einstieg, der Rest kommt in den nächsten zwei, drei Tagen. Heute kommen wir vielleicht noch gut ins Bett, merken dann aber erst in ein, zwei Tagen, dass es uns verfolgt." Hierfür könnten die Betroffenen die Notfallseelsorge auch nachfordern.

"Sie schauen, dass wir lernen, mit dem Ganzen umzugehen." Ioannis Karacharisis macht dabei auch deutlich, dass die Ausbildung so gestaltet sei, "dass jedem bewusst ist, was wir tun".

Nach dem Einsatz stünden noch ein- bis zweistündige Aufräumarbeiten an. "Wir müssen alles startklar machen, weil der nächste Einsatz kann immer wieder kommen." Weitere Nachrichten aus Rhön-Grabfeld findest du in unserem Lokalressort. 

Vorschaubild: © News5/Pascal Höfig; Video-Screenshot News5; Collage: inFranken.de