Würdigung oder Provokation: Nürnberger Südstadt bekommt einen Diamanten

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Das Miniaturmodel des geplanten Kunstwerks "Rolihlahla", ein transparenter Acrylglas-Block mit einem Rohdiamanten, ist am 12.04.2016 in Nürnberg (Bayern) zu sehen. Der im Original geplante 1,80 Meter große Glasblock des Künstler-Duos "missing icons" ist nach dem zweiten Vornamen des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers Mandela benannt. Von Ende 2019, Anfang 2020 soll der Diamant auf dem bis dahin renovierten Nürnberger Nelson-Mandela-Platz zu sehen sein. Foto: Daniel Karmann/dpa
Das Miniaturmodel des geplanten Kunstwerks "Rolihlahla", ein transparenter Acrylglas-Block mit einem Rohdiamanten, ist am 12.04.2016 in Nürnberg (Bayern) zu sehen. Der im Original geplante 1,80 Meter große Glasblock des Künstler-Duos "missing icons" ist nach dem zweiten Vornamen des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers Mandela benannt. Von Ende 2019, Anfang 2020 soll der Diamant auf dem bis dahin renovierten Nürnberger Nelson-Mandela-Platz zu sehen sein. Foto: Daniel Karmann/dpa
Das Miniaturmodel des geplanten Kunstwerks "Rolihlahla", ein transparenter Acrylglas-Block mit einem Rohdiamanten, ist am 12.04.2016 in Nürnberg (Bayern) zu sehen. Der im Original geplante 1,80 Meter große Glasblock des Künstler-Duos "missing icons" ist nach dem zweiten Vornamen des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers Mandela benannt. Von Ende 2019, Anfang 2020 soll der Diamant auf dem bis dahin renovierten Nürnberger Nelson-Mandela-Platz zu sehen sein. Foto: Daniel Karmann/dpa
Das Miniaturmodel des geplanten Kunstwerks "Rolihlahla", ein transparenter Acrylglas-Block mit einem Rohdiamanten, ist am 12.04.2016 in Nürnberg (Bayern) zu sehen. Der im Original geplante 1,80 Meter große Glasblock des Künstler-Duos "missing icons" ist nach dem zweiten Vornamen des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers Mandela benannt. Von Ende 2019, Anfang 2020 soll der Diamant auf dem bis dahin renovierten Nürnberger Nelson-Mandela-Platz zu sehen sein. Foto: Daniel Karmann/dpa
 

Auf dem Nelson-Mandela-Platz in Nürnberg soll bald ein Kunstwerk an den großen Mann aus Südafrika erinnern. Doch das ist umstritten.

Hinter dem Bahnhof liegt nicht die beste Stube der Stadt. Ausgerechnet hier in der ärmeren Hälfte der Stadt auf dem Nelson-Mandela-Platz wollen die Nürnberger einen teuren Rohdiamanten aufstellen. Der Stadtrat hat am Freitag einstimmig beschlossen, auf dem Platz ein Kunstwerk mit einem Edelstein für insgesamt rund 100.000 Euro in Auftrag zu geben.

"Rolihlahla" nennen die beiden Künstlerinnen Andrea Knobloch und Ute Vorköper ihren Entwurf. Ein großer Rohdiamant soll von einer 500 Kilogramm schweren und 1,83 Meter (Nelson Mandelas Körpermaße) hohen Acrylglasstele umschlossen werden. Kunstlicht soll den ungeschliffenen Stein nicht nur in der Nacht zum Funkeln bringen. Der Name ist eine direkte Hommage an Mandela selbst, der "Rolihlahla" als ersten Vornamen trug. "Unruhestifer" soll der Name übersetzt bedeuten. Diese Aufgabe soll der Klunker bald auch in der Südstadt übernehmen.


In der Stadt verglichen manche diese Idee mit einer Provokation. Schließlich halte man den Menschen rund um Bahnhof den verlockenden Diamanten direkt vor diese Nase. Diese Befürchtung griff CSU-Stadtrat Joachim Thiel am Freitag im Kulturausschuss auf.

In der Südstadt würden viele Menschen leben, für die so ein Stein ein Vermögen darstelle. Mandela hätte es wohl lieber gesehen, wenn Nürnberg mit dem vielen Geld armen Kindern in Afrika geholfen hätte. Ruth Zadek von der SPD attestierte der quadratischen Skulptur aus Diamant und Glas dagegen eine "bestechende Ambivalenz".

Dialektisch argumentierte Britta Walthelm von den Grünen. Gerade weil die Stadt "so etwas kostbares in der Südstadt" plane, zeige das die Wertschätzung für die Stadthälfte mit den niedrigsten Mieten und höchsten Arbeitslosenzahlen.

Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) schüttelte derweil mit dem Kopf. Allein schon die Frage, ob die Südstadt einen Rohdiamanten überhaupt verdiene, sei absurd. Und interessant, weil die Bedenkenträger sich damit quasi selbst als ebensolche outen. Gerade weil man zusammenzucke, wenn man die Worte Diamant und Südstadt in einem Atemzug gebrauche, sei das glitzernde Kunstwerk an dieser Stelle genau richtig, argumentierte Baureferent Daniel Ulrich. Am Ende stimmten alle Stadträte dafür - auch der Bedenkenträger aus den Reihen der CSU.

Mit der Begehrlichkeit, die der Schatz in der Südstadt wohl auslöst, will das Künstlerduo bewusst spielen. Die Verantwortung für den Diamanten soll in die Hände der Bürger gelegt werden. Sicherheitsmaßnahmen rund um den Stein sind nicht geplant. Der Stein wird Menschen anziehen, die "ihn besitzen oder zerstören" wollen, sind sich die Künslterinnen sicher.

Dieses Wechselspiel zwischen Angriff und Verteidigung soll bewusst zum Vorschein gebracht werden. Spuren der Zerstörungen sollen in der Ummantelung des Steines zurückbleiben. Diese Spuren symbolisieren ihrer Meinung nach den ewigen Kampf um die Menschenrechte. Sie erscheinen greifbar nah und bleiben dennoch unnahbar fern. Ob der Stein für alle Diebe so unerreichbar bleibt, wird sich erst in der Zukunft zeigen.

Die Stadt lässt sich von möglichen Dieben nicht abschrecken. Man wolle sogar einen "möglichst großen Stein" kaufen. Rund 25.000 Euro soll der Diamant kosten dürfen, den die Künstlerinnen in einer möglichst fairen Diamantenmine bei einem möglichst menschlichen Diamantenhändler in Südafrika auftreiben sollen. Einfach sei das nicht. Ein "Zufallsfund" könne nötig werden. Denn eines wollen die Nürnberger auf keinen Fall. Dass am Ende ein "Blutdiamant" auf dem Mandela-Platz funkelt.