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Wrestling in Nürnberg: Ringen für die gute Show

3 Min
Mit ihrem perfekten Mix aus Action und Entertainment begeistern die Live-Events von WWE immer mehr Fans weltweit. Im Februar kommt das Wrestling-Spektakel mit den Protagonisten aus dem RAW-Kader nach Deutschland, wo die Resonanz stetig zunimmt. Foto: WWE LIVE
Mit ihrem perfekten Mix aus Action und Entertainment begeistern die Live-Events von WWE immer mehr Fans weltweit. Im Februar kommt das Wrestling-Spektakel mit den Protagonisten aus dem RAW-Kader nach Deutschland, wo die Resonanz stetig zunimmt. Foto: WWE LIVE

Wer auf skurrile Action und große Sprüche steht, könnte sich für Wrestling interessieren. Im Februar steigen die Catcher in Nürnberg in den Ring.

Wenn es stimmt, dass die Show zu Amerika gehört wie die Haartolle zu Donald Trump, dann ist Catchen der Sport der Amerikaner schlechthin. In ihrem grenzenlosen Optimismus schicken sie aktuell mal wieder Wrestler wie "Cesaro" über den großen Teich, um den alten Europäern zu zeigen, wie man eine richtige Show im Ring abzieht. Am 23. Februar 2017 steigt in Nürnberg die große "Wrestling-Party" in der Arena.


Mischung aus Action und Schauspielerei

Cesaro gibt sich alle Mühe, im Ring das amerikanische Großmaul zu geben. Im knappen Höschen wirft der Mann mit der Statur einer Schrankwand die meisten Kontrahenten im hohen Bogen auf die Matte. Dabei ist der 36-Jährige Cesaro, der eigentlich Claudio Castagnoli heißt, erstens Schweizer und zweitens total sympathisch.

Vor fast 20 Jahren habe er mit der Ringerei angefangen, erzählt er beim Promotion-Stopp am Mittwoch in Nürnberg. "Damals habe ich noch als Kaufmann in der Schweiz gearbeitet." Mehr zum Spaß sei er an den Wochenenden in die Catcher-Klamotten geschlüpft und in den Show-Ring gestiegen. "Für mich war Wrestling immer die perfekte Mischung von Action und Schauspielerei", erzählt ein sichtlich gut gelaunter Showkämpfer am Mittwoch in Nürnberg.


Schläge aus Filmen kopieren

Schon als Kind habe er die skurrilen Kämpfe mit Freunden am Fernseher verfolgt. Genauso leidenschaftlich habe er sich die Hau-drauf-Streifen mit Bud Spencer und Terence Hill angeschaut. Manchmal versuche er die Schläge seiner früheren Leinwandhelden im Ring zu kopieren. "Die Amerikaner kennen Bud Spencer leider nicht so gut." In den Arenen zwischen Florida und Texas mimt er lieber den "bösen Deutschen". Dann schaut er grimmig und sagt ohne den weichen, helvetischen Akzent: "Hier kommt der Landvogt." Grrrrr!



Den komischen Namen hat er sich übrigens auch aus einem Bud-Spencer-Film geborgt. Mit dem Adelstitel im Gepäck sei er dann abgehauen nach Amerika - ins Mutterland der Jahrmarkt-Ringer. Am Anfang hätten sie ihm vorher noch immer eingebläut, wie und wann er zu gewinnen und zu verliere habe. An das Kämpfen nach Stoppuhr, das wegen der Werbepausen im Fernsehen unvermeidlich sei, habe er sich erst gewöhnen müssen.



Catcherei ist Knochenjob

Nach 15 Jahren im Wrestling-Zirkus müsse er sich heute nicht mehr alles vorschreiben lassen. Bei vielen amerikanischen Jungs hängt mittlerweile sein Poster an der Wand. Catcher in Amerika ist ein bisschen so wie Kicken beim FC Bayern hierzulande. Nur, dass man viel weniger Geld bekomme, sagt er und strahlt schon wieder wie ein Dressman. Ein Knochenjob sei die Catcherei leider auch.

"In den letzten acht Jahren war ich vier Tage zuhause in Luzern bei der Familie", erzählt er ein bisschen traurig. Normalerweise steht er in den Staaten sechs Tage in der Woche im Ring. Hinzu komme das tägliche Rühren der Werbetrommel für den Catcher-Zirkus. Zum Entspannen geht er ins Fitnessstudio. Häufig vermisse er Europa, wo sich nicht alles um den Dollar dreht. Die alten Gebäude, die vertraute Sprache. So etwas eben. Im Februar schickt ihn der Wrestling-Verband, der nichts anderes ist als eine auf Gewinnmaximierung orientierte Unterhaltungsmaschine, mit acht Kollegen zum Catchen nach Deutschland. Vier Städte in vier Tagen. Vergnügungssteuerpflichtig ist so eine Catcher-Tournee nicht.



Nach der Karriere nicht auf der faulen Haut liegen

Dann klopft er mit seiner großen Hand drei Mal sanft auf den Tisch des Nürnberger Grand Hotels und sagt: "Ich hoffe, dass ich mich nicht verletze." Dafür habe er jahrelang das richtige Fallen gelernt. Nach der Karriere auf die faule Haut legen, könne er sich nicht vorstellen. Dafür fehle die Kohle. Und die Muße zum Nichtstun. "Ich bin zu ehrgeizig", sagt er und verrät, dass er davon träume, Schauspieler zu werden. Also ein echter in langen Hosen und ohne das johlende Publikum. Vielleicht in Amerika. Dort seien mittlerweile viele Catcher im Fernsehgeschäft. In Amerika sei sowieso alles ein bisschen anders. "Dort kommen ganze Familien - Vater, Mutter, Oma und Kind - zu den Shows." In Deutschland würden eher grölende Männergesellschaften biertrinkend in den Hallen hocken.

In den Staaten seien die Wrestler dagegen richtige Helden. Sprüche klopfen und eine große Klappe haben gehöre dort eben zum guten Ton. Zum Abschied erzählt er noch, wie Donald Trump einmal seinen Chef von der Millionen Dollar schweren Catcher-Firma umgehauen hat. Cesaro lächelt müde wie ein Gentleman und sagt: "Es war eine gute Show." Ernst nehmen scheint er solche Show-Einlagen nach so vielen Jahren im Ring-Geschäft nicht mehr. Amerika ist eben anders.