Keine Panik: Udo Lindenberg ist für eine Stippvisite ins Nürnberger Stadion gekommen. Am 18. Juni steht der deutsche Rockstar hier auf der Bühne.
Udo Lindenberg bei einem Vorabbesuch in Nürnberg: Am 18. Juni gibt er hier ein Konzert. Und alle sind da und warten auf den Rock-Präsidenten der Republik. Der reist standesgemäß wie ein Staatsmann in einer Porsche-Kolonne durch das Land. Erst ein, dann zwei dann drei Sportwagen stehen am Ende vor dem Frankenstadion.
Udo macht Werbung in Nürnberg
Erst steigt der braune Hut und die schwarze Brille, dann der ganze Lindenberg aus einem der edlen Kutschen. "Hallöchen! Wir sind in Bayern, um zu feiern", sagt der Rockstar und spaziert mit seinen schwarzen Turnschuhen und den neongrünen Socken schnurstracks auf den heiligen Rasen des Frankenstadions zu. Der Platz ist gesperrt. Aber nicht für Lindenberg. Tänzelnd hüpft er über das Grün und schaut sich um im achteckigen Rund. "Geiles Stadion!", haucht Udo und zieht eine kubanische Zigarre aus der Jacketttasche. Die Fotografen strahlen, Lindenberg in Topform vor der Kamera zu haben. Die Leute vom Radio schauen nicht so glücklich. Udo flüstert wie ein Murmeltier. Nur kurze Wörter artikuliert er laut und deutlich. "Geil" zum Beispiel.
Udo Lindenberg in Nürnberg: noch Karten verfügbar
Am 18. Juni wird Lindenberg hier mit seiner "Keine Panik!"-Tournee einen mehrstündigen Zwischenstopp einlegen. "Hier kommen dann 40.000 Leute so ungefähr" sagt Udo und meint, es gibt noch Karten zu kaufen. Allerdings sind nur noch die teuren Sitzplätze zu haben. Die günstigeren Stehplätze sind längst ausverkauft. Deswegen ist Udo eigentlich hier. Bisschen Werbung machen und so weiter.
Wie er das schafft, mit 70 Jahren noch auf der Bühne zu stehen, will eine Fernsehreporterin von ihm wissen. Bisschen Sport sagt Udo. Also kein Trinksport. Den habe er aufgegeben. Heute mehr so nachts um die Alster joggen. Zur Geisterstunde mit Kapuze als "Tarnmütze" auf`m Kopf. Wegen der Groupies usw. Früher sei er in die Kneipe gegangen und habe gefragt: "Was muss noch weg?" Heute mehr so Rolle rückwärts. Liegestütze mache er auch.
Udo Lindenberg in Nürnberg: Liegestützen auf dem Rasen
"Mach` mal", sagt die Reporterin und Lindenberg geht auf die Knie. Die Fotografen schmeißen sich ebenfalls auf die Erde. Selbst die Reporterin geht sportlich in Stellung. "Nur die Zigarre stört", sagt Udo und gibt die Cohiba aus der Hand. Dann legt er los. Wie ein wilder Stier stemmt Lindenberg seinen Körper rauf und runter. Dabei lächelt er in die Kameras. 20 Turnübungen müssen reichen, sagt Lindenberg. Wahrscheinlich könnte er noch viel mehr. Vielleicht vermisst er seine Zigarre. Lindenberg lässt sich Feuer geben. Außer Atem nimmt er einen Zug. Dann plaudert er über Gott und die Welt.
Spricht über alles, was die Leute von einem wie ihm wissen wollen. Und das ist ziemlich viel. Lebkuchen hier, Würstchen da. Den "Frankenschnaps" fand er immer besonders lecker. Merkel hier, Flüchtlinge da. Udo plädiert für die bunte Republik. Überhaupt spricht er mehr über Politik als über seine neue Platte "Stärker als die Zeit". Letztere ist ziemlich gut. Kritiker sagen sogar sehr gut und haben sie als großes "Alterswerk" geadelt. Auch die ersten Konzerte seiner Tournee haben gute Rezensionen bekommen. Udo ist derzeit so beliebt, dass man ihm alles zutraut. Lindenberg for President! Warum nicht? Nach einem Pfarrer zaubern die Parteien vielleicht ein Rockstar aus dem Hut. Es gäbe sicher schlechtere Kandidaten.
Lindenberg verzückt alle
Lindenberg ist nicht mehr nur Hut, Socke und Brille. Lindenberg ist keine Parodie mehr auf sich selbst. Lindenberg ist wieder Lindenberg. Redet wie er singt und tanzt wie er läuft. Und ist so herzlich wie man denkt. Irgendwann hat er sie alle verzückt, die vielen Reporter und Kameraleute im weiten Rund. Mission erfüllt. Lindenberg braust nach einer Stunde wieder davon. Am 18. Juni kommt er mit seiner "größten Rockrevue der Welt" nach Nürnberg. Wer weiß, ob der Udo danach noch einmal die Zeit findet, vorbeizukommen und "Hallöchen" zu sagen.