Nach häufigen Fluchtversuchen: Ehemaliger Nürnberger Tiergarten-Bewohner ausgewildert

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Tiergarten Nürnberg: Junger "Chapo" nach etlichen Fluchtversuchen ausgewildert - Zoo wünscht "alles Gute"
Ehemals im Tiergarten Nürnberg zu Hause, stürmte der junge "Chapo" vergangene Woche "flink und zielstrebig" aus der Transportkiste - bis er 40 Meter weiter ins Unterholz des ...
Archiv Naturschutz LfULG / R. Oehme
Tiergarten Nürnberg: Junger "Chapo" nach etlichen Fluchtversuchen ausgewildert - Zoo wünscht "alles Gute"
Ehemals im Tiergarten Nürnberg zu Hause, stürmte der junge "Chapo" vergangene Woche "flink und zielstrebig" aus der Transportkiste - bis er 40 Meter weiter ins Unterholz des ...
Archiv Naturschutz LfULG / R. Oehme

Rund ein Jahr lang war "Chapo" im Tiergarten Nürnberg zu Hause. Eigentlich sollte er im Rahmen eines Erhaltungsprogramms zur Zucht beitragen - nach etlichen Fluchtversuchen wurde das junge Tier nun aber ausgewildert.

Der junge "Chapo" aus dem Tiergarten Nürnberg durfte kürzlich in ein neues Gefilde ziehen - in freier Wildbahn. Nachdem er in einer Zuchtstation etliche Male versucht hatte, auszubrechen und dabei teilweise sogar Erfolg hatte, wurde im Rahmen eines Projekts seine Auswilderung vorgeschlagen. Bei "Chapo" handelt es sich um einen Karpatenluchs, der nun dazu beitragen soll, eine neue Population in Deutschland aufzubauen, erklärt der Tiergarten Nürnberg.

Ursprünglich war geplant, dass der Luchs im Nationalpark Harz für das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) züchtet. Doch es kam anders: "Kurz nach dem Transport in den Nationalpark Anfang Juni gelang es dem Jungluchs, den Zaun seines Geheges zu überwinden", heißt es vonseiten des Nürnberger Zoos. Zwar konnte "Chapo" demnach sofort wieder zurückgebracht werden, allerdings "versuchte er immer wieder, einen Weg aus dem Gehege zu finden."

Tierheim Nürnberg: Luchs "Chapo" laut Zoo für Leben in freier Wildbahn geeignet

Angesichts dieser wiederholten Fluchtversuche entschieden sich die Verantwortlichen, den Luchs für eine Auswilderung im Rahmen des sächsischen Projekts "Relynx" vorzuschlagen, woraufhin die notwendigen Vorbereitungen zur Auswilderung getroffen wurden. "Der Luchs erfüllt alle Voraussetzungen, als Wildluchs in der Natur zu bestehen." Zudem sei er im Tiergarten in einer großen Anlage aufgewachsen. Während seiner Zeit im Zoo achteten die Tierpfleger dem Zoo zufolge darauf, möglichst wenig Kontakt zu ihm und seinen Geschwistern zu haben. Gefüttert worden sei er mit Wildfleisch.

Am Mittwochabend (10. Juli 2024) wurde "Chapo" schließlich im Eibenstocker Forst im Westerzgebirge ausgewildert, teilt das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mit. "Chapo" ist spanisch für "der Kleine" und bezeichnet in diesem Fall den "halbstarken und noch wenig erfahrenen" Luchs. Laut der Behörde ist das Tier ein gutes Jahr alt und außerdem gesund. Ausgestattet mit einem GPS-Sender ist der junge Luchs "nach einem reibungslosen Transport schließlich flink und zielstrebig aus der Transportkiste gesprungen und nach circa 40 Metern ins Unterholz des Waldes verschwunden", berichtet das LfULG. 

Dem Landesamt zufolge bleiben Luchse gerne dort, wo sich bereits Artgenossen befinden. Im Frühjahr 2024 wurden im Erzgebirge demzufolge schon die drei Luchse "Juno", "Alva" und "Nova" ausgewildert, die sich immer noch dort aufhalten. "Alle drei Tiere haben Streifgebiete in den Wäldern des Westerzgebirges etabliert", heißt es. Sie verhalten sich unauffällig, überwinden täglich größere Straßen und werden nur selten gesehen. Nachdem sich das Luchsmännchen "Juno" den ersten Monat nur von Hasen und Füchsen ernährt hatte, ist er "mittlerweile ein versierter Rehjäger". Im Schnitt rissen die Luchse ein Reh pro Woche, Nutztierrisse habe es bisher keine gegeben, berichtet das Landesamt. 

"Vom Aussterben bedroht": Drei Luchs-Populationen in Deutschland - neue Heimat für "Chapo"

Auch "Chapo" soll nun also "als wilder Luchs dazu beitragen, eine neue Population in Sachsen aufzubauen", heißt es vom Tiergarten Nürnberg. Nach mehr als 30 Jahren konnte sich der Zoo im Mai 2023 über Nachwuchs bei den Karpatenluchsen freuen. Auch in der Natur bleiben junge Luchse in der Regel nur ein Jahr bei ihrer Mutter. "Bevor diese wieder Nachwuchs bekommt, verlassen sie das Revier und werden selbstständig. "Der Tiergarten wünscht Chapo "alles Gute in der neuen Heimat"

Wegen seiner weiten Verbreitung bis nach Nordostasien stuft die Weltnaturschutzunion (IUCN) den Eurasischen Luchs aktuell als global "nicht gefährdet" ein, erklärt der Tiergarten Nürnberg. "Er gilt allerdings in weiten Teilen Europas als ausgestorben und konnte nur lokal wieder angesiedelt werden." In Deutschland und der Schweiz werde der Luchs daher auf der nationalen Roten Liste als "stark gefährdet" beziehungsweise "vom Aussterben bedroht" angeführt. 

In Deutschland galt er bis ins späte 20. Jahrhundert als ausgestorben, mittlerweile gebe es laut Bundesamt für Naturschutz bundesweit wieder rund 190 wildlebende Eurasische Luchse: im Harz, im Bayerischen Wald und im Pfälzer Wald. Als größte Katze Europas zählt der Karpatenluchs mit dem Bären und dem Wolf zu den drei großen, landlebenden Beutegreifern der mitteleuropäischen Tierwelt. Nach einem emotionalen Suchaufruf berichtet das Tierheim Nürnberg nun von einem großen Erfolg. Weitere Nachrichten aus Nürnberg und der Region findest du in unserem Lokalressort.