Das Deutsche Spielearchiv hat in der ehemaligen Stadtbibliothek am Egidienberg ein neues Domizil gefunden. Allerdings wohl nur auf Zeit.
In den Regalen stapeln sich die Spiele. In den Katakomben türmen sich die Kartons. Das "Deutsche Spielearchiv" hat im Pellerhaus im Herzen der Frankenmetropole mit über 30.000 Brettspielen zwischenzeitlich eine Bleibe gefunden. Allerdings wohl nicht für immer. Denn die alte Stadtbibliothek am Egidienplatz ist total marode. Um die Zukunft des Filetstücks in der Innenstadt ist ein Streit im Rathaus ausgebrochen - mit ungewissem Ausgang.
Nach einer kleinen Odyssee ist das "Deutsche Spielearchiv" im Jahr 2011 nach Nürnberg umgezogen. In Marburg hatte ein Privatmann damit angefangen, Brettspiele zu sammeln und das Archiv aufzubauen. Nach dem Umzug schlummern noch immer tausende Spiele in den unzähligen Umzugskisten. "Wir haben schon rund 17.000 Spiele in unserer Datenbank inventarisiert. Die müssen wir allerdings noch auspacken", sagt Alia Heinl und zeigt auf die zahlreichen Umzugskartons, die sich vollgepackt und ungeöffnet bis unter die Decke stapeln. Mit dem Auspacken und Archivieren kommen die sieben Mitarbeiter kaum nach. "Mit denen sind wir schon fertig", sagt Alia, die im Spielearchiv ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) absolviert, und knipst den Lichtschalter zu einem Raum mit langen Regalen und niedrigen Decken an.
Spielerarchiv: Kunsthistorischer Schatz mitten in Nürnberg
Die Brettspiele sind nach Themen geordnet. Auf der einen Seite stehen die Kriegsspiele, auf der anderen die Sportspiele. In der nächsten Reihe stehen sich Rollen- und Strategiespiele gegenüber. So geht das meterlang weiter.
"Das Spielearchiv ist das Gedächtnis der Spiele-Branche", ist sich Karin Falkenberg sicher. Die Sammlung stünde der Stadt der Spielwarenmesse gut zu Gesicht. Gesellschaftsspiele seien obendrein ein großartiger Spiegel der Kulturgeschichte, findet die Leiterin des Archivs. Auf den ersten Blick sei die Spielesammlung banal. In jedem besseren Kinderzimmer stapeln sich Brettspiele im Schrank. "Aber auf den zweiten Blick haben wir hier einen kulturhistorischer Schatz."
Streit ums Pellerhaus in Nürnberg
Um den "Schatz" schwelt derzeit ein Streit im Rathaus. Weniger um das Archiv selbst als um das Pellerhaus, in dem es untergebracht ist. Die SPD möchte die marode Stadtbibliothek sanieren und danach einen Jugendclub daraus machen. Die CSU will die historische Fassade des einstigen Prachtbaus rekonstruieren. Rückendeckung bekommt die CSU von den Altstadtfreunden. Der Verein stellt derzeit den prächtigen Innenhof nach altem Vorbild originalgetreu wieder her. "Das wäre ein ideales Gebäude für die Kulturhauptstadt. Das ist ein Symbol für den Wiederaufbau und die alte stolze Reichsstadt", ist sich CSU-Fraktionsführer Sebastian Brehm sicher. Alles anderen Ideen seien in seinen Augen eine Farce. "Wenn man den Innenhof bald wiederaufgebaut hat, dann muss man auch das Haus mit seiner einzigartigen Fassade wiederaufbauen." Das sei laut Brehm die logische Konsequenz. Kritikern des Wiederaufbaus wirft der CSU-Fraktionschef Kurzsichtigkeit vor. "Die ganze Altstadt ist nach dem Krieg in Nürnberg wiederaufgebaut worden. Nach den heutigen Denkmalschutzrichtlinien hätten wir nach dem Krieg alles abreißen müssen. Das ist einer der letzten schönen Plätze in der Stadt", ist sich der CSU-Chef sicher.
Von einer Einigung sind die großen Koalitionspartner im Rathaus meilenweit entfernt. "Das Pellerhaus ist für uns nur eine Interimslösung", versucht Falkenberg etwas Wind aus dieser emotionsgeladenen und ideologiebelasteten Debatte zu nehmen. Es sei doch klar, dass über diesen "tollen Standort" mit dieser "tollen Geschichte" gestritten wird. "Das Ziel muss sein, aus diesem Filetstückchen in der Stadt das beste zu machen", ist sich Falkenberg sicher.
Schafkopf-Lernen im Pellerhaus
An diesem Freitag laden das Deutsche Spielearchiv und der Verein Egidienberg zum gemeinsamen Schafkopf-Lernen und Schafkopf-Spielen ein. Die Einführung ins Schafkopf-Spiel findet am Freitag, 13. Januar 2017, zwischen 19 und 20.30 Uhr im Spielesaal des Pellerhauses, Egidienplatz 23, statt. Danach kann frei weitergespielt werden. Der Unkostenbeitrag beträgt fünf Euro. Weitere Informationen zum Spielearchiv gibt es im Internet unter
www.museen.nuernberg.de/spielearchiv.