Gemeinde will Gedenkstätte für Ertrunkenen entfernen - um Kinder zu schützen

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Schnaittach: Markt will Gedenkstätte für Ertrunkenen entfernen - "sorgt nicht nur für Kindergänsehaut"
"Gedenkstätte - mit Erinnerungsgrusel" betitelt die Marktgemeinde Schnaittach das Bild.
Schnaittach: Markt will Gedenkstätte für Ertrunkenen entfernen - "sorgt nicht nur für Kindergänsehaut"
Markt Schnaittach

Am Schnaittacher Bürgerweiher erinnert eine Gedenkstätte an einen Ertrunkenen. Jetzt hat sich die Marktgemeinde dazu entschlossen, sie zu entfernen - zu sehr beeinträchtige sie die Unbeschwertheit der Kinder.

  • Schnaittacher Bürgerweiher: Ertrunkener wird im Oktober 2022 gefunden
  • "Direkt anliegender Spielplatz": Kinder mit Todesfall beim Spielen konfrontiert
  • Bürgermeister erklärt Entfernung - Eltern berichten von psychologischer Betreuung

Ein inzwischen ausgebleichtes Porträt, ein Engel, eine Kerze und Blumen erinnern am Schnaittacher Bürgerweiher an einen Mann, der hier Ende Oktober 2022 tot im Wasser gefunden wurde. Jetzt, wo das Schilf zurückgeschnitten ist, sei die Gedenkstätte besonders gut vom daneben befindlichen Spielplatz aus zu sehen, erklärt der erste Bürgermeister Frank Pitterlein (CSU) im Gespräch mit inFranken.de. Der Markt hat hauptsächlich vor diesem Hintergrund eine Entscheidung getroffen.

Marktgemeinde Schnaittach entfernt Gedenkstätte - Eltern wollen Kinder nicht mit Schicksal konfrontieren

Niemand sei dabei gewesen, als der Mann damals ins Wasser fiel. "Nach drei Tagen erhielt die Polizei eine Vermisstenanzeige", so Pitterlein. Vom letzten Punkt aus, an dem er gesichtet worden war, habe die Wasserwacht eine Gewässersuche durchgeführt und den Mann etwa vier bis fünf Tage nach dem Vorfall gefunden. Der Todesfall habe "große Wellen geschlagen", die Kinder beschäftigt. Auch in der Grundschule sei das Thema präsent gewesen und Eltern hätten sogar berichtet, dass Kinder psychologische Betreuung nötig hätten.

Durch das im Winter wieder abgemähte Schilf seien Eltern "immer wieder mit Kinderfragen konfrontiert", so Pitterlein gegenüber inFranken.de. "Immer wieder lenken frische Blumen die Aufmerksamkeit der Kinder vom direkt anliegenden Spielplatz auf die kleine Gedenkstätte", erklärt er in einer Pressemitteilung mit dem Titel "Rühriges Gedenken sorgt nicht nur für Kindergänsehaut". Mit dem frühlingshaften Wetter werde der Spielplatz nun auch wieder häufiger genutzt und Eltern fragten, "was es hier mit auf sich hat und ob dies so bleiben soll. Viele wollen die Kinder nicht mit diesen räumlich so nahen Schicksal beim Spielen konfrontieren - was verständlich ist", heißt.

Pitterlein sei sich darüber bewusst, wie sensibel dieses Thema ist - es gebe keine hundertprozentig richtige Entscheidung - und erklärt die Entscheidung weiter: "Offiziell betrachtet ist dies eine wilde Ablagerung. Der Markt Schnaittach bittet um Verständnis, dass das Foto und die Gegenstände von der Gemeinde daher entfernt werden. Wir bitten künftig, das Andenken an der letzten Ruhestätte am Friedhof ehrend zu bewahren." Die Gemeinde Schnaittach werde die Gegenstände für eine kurze Zeit aufbewahren, damit sich eventuelle Eigentümer*innen diese abholen können.