Die Rock-im-Park-Organisatoren weisen zugleich auf die geltende vertragliche Regelung hin. "In all unseren Verträgen unterschreiben Künstler*innen, dass Rassismus, Homophobie und jede Form der Diskriminierung bei unseren Festivals in keiner Art und Weise geduldet werden." Im Falle eines Vertrauensbruches werde umgehend reagiert, betont das Team aus Nürnberg. "Rassismus hat bei uns weder vor, auf, noch hinter der Bühne einen Platz." Dies gelte für die Künstler genauso wie für Fans und Mitarbeiter.
Update vom 09.01.2023: Grüne Stadtratsfraktion zu Rock im Park 2023 - "fordern Veranstalter auf, die Band auszuladen"
Die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Nürnberg hat sich öffentlich zu dem geplanten Auftritt der Metal-Band Pantera bei Rock im Park 2023 geäußert. "Dass die Band ihre Reunion ausgerechnet in 2023 plant und diese auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände feiern will, überschreitet deutlich die Grenzen des Tragbaren", erklärt die Fraktion in einer Mitteilung. Das Gelände sei ein Ort der Täter "und damit ein Ort der Mahnung", womit eine besondere Verantwortung verbunden sei.
Es sollten von dort "nur noch Zeichen der Menschenwürde und des Friedens ausgehen", heißt es weiter. "Deshalb fordern wir den Veranstalter, die Argo Konzerte GmbH, auf, die Einladung an Pantera zu überdenken und die Metal-Band auszuladen." Häufig werde der Ort "bewusst für die Inszenierung und Reproduktion von rassistischer und menschenverachtender Ideologie missbraucht", wie Réka Lörincz, Fraktions-Sprecherin gegen Rassismus und Rechtsextremismus, erklärt.
Die Stadt Nürnberg müsse Veranstalter bereits im Vorfeld in die Pflicht nehmen, eingeladene Acts zu überprüfen, ob diese rechtsextreme, rassistische und menschenverachtende Ideologien öffentlich verfolgen oder verfolgt hätten. „Sollte dies der Fall sein, so dürften diese nicht auftreten“, fordert Lörincz. Man wünsche sich nun von Stadt und Veranstalter Gesprächsbereitschaft und sei hierzu aufgrund von "konstruktivem Austausch" in der Vergangenheit "positiv gestimmt".
Erstmeldung vom 05.01.2023: Nach Hitlergruß von Band - SPD-Politiker macht auf "historisch belasteten Ort" bei Rock im Park aufmerksam
Anselmo meldete sich nach dem rassistischen Fehltritt in einem Entschuldigungsvideo zu Wort. Hier spricht er von "heavy emotions" und Witzen hinter der Bühne. Er räumte ein, dass ihm seine Tat übelzunehmen sei, er wollte sich aber keiner bestimmten Gruppe zuordnen. Doch rückgängig machen konnte er die Entgleisung damit nicht und so flammte sie in der öffentlichen Debatte wieder auf.
Die Antirassismus-Aktivistin Jasmina Kuhnke schrieb in englischer Sprache auf Instagram am 29. Dezember 2022: "Stelle dir vor, du bist auf einem Festival, willst deine Lieblingsband sehen und der Typ auf der Bühne schreit etwas über White Power und du bist schwarz, jüdisch oder anderweitig marginalisiert."
Es könne nicht sein, dass man mit Angst zu einem Festival gehen müsse und die Veranstalter sich nicht dafür interessierten. Ein problematischer Zusatzfaktor: Das Festival findet auf dem Zeppelingelände statt, dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände, Schauplatz von Masseninszenierungen der NSDAP, statt. Auf Instagram forderte der Vorsitzende der SPD-Nürnberg, Nasser Ahmed, die Verantwortlichen dazu auf, zu überdenken, ob sie Pantera "an diesem historisch belasteten Ort spielen lassen" wollen.
Rock im Park 2023: Rapper kritisiert "Stillschweigen" von Künstlern "ohne Migrationshistorie"
Weitere wütende Kommentare sind auf Instagram unter den Festival-Ankündigungen zu lesen: "Wieso zur Hölle wurde Pantera immer noch nicht aus dem Line-up gekickt?" und "Wollt ihr das mit Pantera einfach aussitzen und hoffen, dass nach ein paar Tagen nichts mehr kommt oder wartet ihr bis ihr, nach etlichen Aufforderungen und Hinweisen, euch dafür abfeiern könnt, sie doch nicht mehr buchen zu wollen" heißt es beispielsweise.
"Rechtsrock im Park schämt euch", schreibt ein weiterer Nutzer und der Hashtag #keinebühnefürnazis ist mehrfach zu lesen. Auch andere teilnehmende Bands, die sich nicht zu der Thematik geäußert haben, gerieten in die Kritik. So verlinkt Kuhnke auf Instagram manche Bands mit der direkten Frage, wieso sie die Bühne mit einem Nazi teilen.
Der deutsche Rapper Chefket geht auf Instagram ebenfalls auf das "Stillschweigen der deutschen Künstler*innen ohne Migrationshistorie" ein. Sich zu äußern, "gefährdet die Karriere", so seine Sichtweise. Dass niemand zu dem Booking bei Rock im Park Stellung beziehe, sei allerdings "traurig", so der Künstler.
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und wieder schlägt die selektive Sprachpolizei zu. Während ich f... deine Mutter etc, durchaus erlaubt sind werden andere Sätze verboten. Und Herr Melnik darf sich völligfrei wertschätzend zu Nazis (Bandera / ASOW) äussern
Der deutsche Rapper Chefket wäre wohl selbst
gerne dabei und hofft durch schäbige Kritik auf
einen freien Platz