Nürnberg zaudert immer noch, ob sich die Stadt als europäische Kulturhauptstadt für das Jahr 2025 bewerben will.
Der Stadtrat hat am Mittwoch immerhin entschieden, das man die Bewerbung weiter voranbringen will. Endgültig will die Stadt im Herbst über die Bewerbung abstimmen.
Vorausgegangen waren der vorläufigen Entscheidung jahrelange Diskussionen, ob die Frankenmetropole tatsächlich den Hut in den Ring werfen solle.
Hintergrund des langen Zauderns waren Befürchtungen, Nürnberg könne am Ende nicht den Zuschlag erhalten und die relativ hohen Bewerbungskosten in den Wind schreiben.
Skeptisch hat sich CSU-Bürgermeister Klemens Gsell aus der großen Rathauskoalition geäußert. Die Kosten für das Projekt seien zu hoch, kritisierte Gsell und erinnerte Maly an die gemeinsame Bewerbung für die Bundesgartenschau, die Nürnberg kurz aus finanziellen Gründen zurückziehen musste.
Eine Wiederholung dieser Blamage müsse unbedingt vermieden werden, warnte Gsell seinen großen Koalitionspartner.
Die entscheidende Kostenfrage hat Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) am Mittwoch trotzdem noch offen gelassen. Ein neuer Kulturpalast sei laut Maly (SPD) jedenfalls nicht geplant. Nürnberg wolle nicht mit Beton, sondern mit Ideen punkten.
Andere Kulturhauptstädte hätten zwischen 50 und 200 Millionen Euro ausgegeben. Endgültig will der Oberbürgermeister erst im Herbst über eine Bewerbung als Kulturhauptstadt abstimmen lassen. Dann soll auch mehr Klarheit über die Kosten herrschen.
Bislang sei laut Maly noch keine Euphorie für eine Bewerbung in Nürnberg zu spüren. Überraschend meldete Finanzreferent Harald Riedel (SPD) zu Wort. Der aktuelle Schuldenstand betrage derzeit 1,4 Milliarden Euro.
Trotzdem könne er gut schlafen, selbst wenn sich Nürnberg als Kulturhauptstadt bewerben solle. Schließlich setze die Stadt auf ein "Low-Budget-Konzept", das au Partizipation und nicht auf teure Projekte setzt.
"Die Chancen für Nürnberg stehen nicht schlecht", sagte Kulturreferentin Julia Lehner (CSU). In der 30-jährigen Kulturhauptstadt-Geschichte sei noch keine bayerische Stadt zur Kulturhauptstadt gekürt worden. Fest steht, dass eine deutsche Kommune im Jahr 2025 Kulturhauptstadt werden wird. Allerdings müsste sich Nürnberg gegen andere Bewerber aus Deutschland in einem Vorentscheid durchsetzen. Städte wie Dresden, Mannheim und Magdeburg hätten sich bereits für eine Bewerbung entschieden. Frankfurt und Leipzig würden noch genauso wie Kassel, Hildesheim und Stralsund überlegen. Im Freistaat denkt Würzburg ebenfalls noch über eine Bewerbung nach.
Für das Jahr 2000 hatte sich Nürnberg bereits gemeinsam mit der polnischen Partnerstadt Krakau erfolglos beworben.
Die Mehrheitsparteien im rot-schwarz dominierten Stadtrat sehen eine Bewerbung äußerst positiv. Der CSU-Fraktionsvorsitzende Sebastian Brehm zeigte sich gar euphorisch. Eine Bewerbung sei eine "riesige Chance, die fränkische Seele in Europa noch besser darzustellen".
Schon der Weg zur Kulturhauptstadt könne Nürnberg voranbringen, auch wenn die hohen Bewerbungskosten zunächst auch ihn abgeschreckt hätten. Die grüne Stadträtin Britta Walthelm kritisierte, dass die Bewerbungskonzept inhaltlich trotz der jahrelangen Diskussion noch sehr vage sei. Linken-Stadtrat Titus Schüller regte an, die Bürger über eine Bewerbung entscheiden zu lassen. Nürnberg brauche laut Schüller den teuren Titel nicht. Nürnberg solle besser "Kulturhauptstadt der Herzen" werden.