Nürnberg: Briefbomben-Erpresser sendet wieder präparierte Post - Polizei warnt

4 Min

In Nürnberg hatte Ende März ein unbekannter Täter einen Brief mit Sprengstoff an eine Commerzbank-Filiale geschickt. Die Ermittler haben nun bekannt gegeben, dass wieder präparierte Post eingegangen ist.

  • Nürnberg: Stichflamme in Commerzbank nach Brieföffnung im März (24. März 2022)
  • Polizei warnt Filialen und Kunden vor "verdächtig aussehenden Briefumschlägen"
  • Ermittler nennen erste Details: Täter "sehr bemüht darum, keine Spuren zu hinterlassen"
  • Update 03.05.: Erneut sind präparierte Postsendungen eingegangen

Ende März (24. März 2022) hat es in einer Filiale der Commerzbank in Nürnberg eine Briefsendung gegeben, bei deren Öffnung eine Stichflamme ausgetreten ist. Eine Bankangestellte erlitt daraufhin einen Schock. Glücklicherweise wurde die Frau bei dem Vorfall nicht schwer verletzt. Das Polizeipräsidium ermittelt mit Hochdruck nach dem Täter - und setzt dafür eine Sonderermittlungseinheit ein. Die Ermittler haben bereits erste Spuren gefunden, die zweifelsfrei dem Täter zuzuordnen sind. Der Unbekannte hatte sich mit einer Forderung bei der Commerzbank gemeldet. 

Update vom 03.05.2022: Unbekannter sendet weitere präparierte Post - Polizei mit eindringlicher Warnung

Wie die Polizei Mittelfranken berichtet, sind bei Tochtergesellschaften der Commerzbank weitere "präparierte Postsendungen" eingegangen. Menschen kamen laut der Meldung der Polizei nicht zu Schaden. Die Polizei warnt unterdessen vor Post mit potenziell gefährlichem Inhalt: 

  • Überprüfen Sie die Postsendung hinsichtlich Auffälligkeiten in ihrer Beschaffenheit, insbesondere Unebenheiten oder fühlbare, harte Gegenstände im Inneren des Umschlags.
  • Nehmen Sie gegebenenfalls Kontakt mit dem Absender auf.
  • Behandeln Sie verdächtige Sendungen äußerst vorsichtig und unternehmen Sie keinesfalls Versuche, diese zu öffnen!
  • Verständigen Sie umgehend die Polizei. Nutzen Sie hierzu gegebenenfalls den Polizeinotruf 110.

Update vom 14.04.2022: Ermittler teilen erste Erkenntnisse zum Briefbomben-Erpresser

Das Polizeipräsidium Mittelfranken hat die besondere Aufbauorganisation (BOA) "Klammer" gegründet, um dem Erpressungsfall einer Nürnberger Commerzbank-Filiale nachzugehen. Ende März wurde dort eine Mitarbeiterin verletzt, als sie einen Brief öffnete und eine Stichflamme herauskam. Der Täter drohte mit dem Versand von weiteren präparierten Postsendungen, falls seiner Zahlungsaufforderung nicht nachgekommen wird. 

Am Donnerstag teilte das Präsidium erste Erkenntnisse aus den Ermittlungen mit der Öffentlichkeit. Ein zentrales Beweismittel ist der Brief vom Anschlag am 24. März. Dieser wurden inzwischen vom Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) kriminaltechnisch untersucht. Dabei wurden Spuren festgestellt, die nach Einschätzung der Ermittler zweifelsfrei dem Täter zuzuordnen sind.

Derzeit werden die Spuren mit bundesweiten und europäischen Datenbanken abgeglichen. Doch die Spuren sind auch unabhängig vom Ergebnis des Abgleichs dazu geeignet, die Tat einer bestimmten Person zuzuordnen, wie Martina Sebald, Leiterin der zentralen Ermittlungen bei der BAO Klammer, erklärt. "Der Täter ist offensichtlich sehr darum bemüht, keine Spuren zu hinterlassen. Die Untersuchung der Briefsendung zeigt allerdings, dass man keine Straftat begehen kann, ohne Spuren zu hinterlassen", so Sebald. Die Ermittler werden jedem noch so kleinem Hinweis auf den Täter nachgehen.

Die Beamten sind sich außerdem einig, dass es sich bei dem Erpresser um einen potenziell gefährlichen Täter handelt. Insbesondere Kunden der Commerzbank müssten damit rechnen, im Fokus des Unbekannten zu bleiben. Das Präsidium warnt daher erneut davor, dass präparierte Postsendungen im Umlauf sein könnten und gibt die folgenden Verhaltenstipps:

  • Seien Sie grundsätzlich misstrauisch, wenn Sie unerwartet Postsendungen erhalten.
  • Überprüfen Sie die Postsendung hinsichtlich Auffälligkeiten in ihrer Beschaffenheit, insbesondere Unebenheiten oder fühlbare, harte Gegenstände im Inneren des Umschlags.
  • Nehmen Sie gegebenenfalls Kontakt mit dem Absender auf.
  • Behandeln Sie verdächtige Sendungen äußerst vorsichtig und unternehmen Sie keinesfalls Versuche, diese zu öffnen!
  • Verständigen Sie umgehend die Polizei. Nutzen Sie hierzu gegebenenfalls den Polizeinotruf 110.

Update vom 11.04.2022: Nürnberger Briefbomber fordert Geld von Commerzbank - doch mehr Personen könnten gefährdet sein

Nach dem Briefbomben-Anschlag auf die Mitarbeiterin einer Nürnberger Commerzbank-Filiale Ende März habe es eine "Kontaktaufnahme des mutmaßlichen Täters zur Commerzbank" gegeben. Das bestätigt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken gegenüber inFranken.de. "Bis heute haben wir allerdings keinen weiteren Fall solcher Sendungen. Das wurde sowohl in Mittelfranken als auch von den bundesweiten Landeskriminalämtern überprüft", so der Sprecher. "Wenige Tage nach dem 24. März hat der Täter Kontakt zur Bank-Zentrale aufgenommen, er hat eine finanzielle Forderung."

Zu "seinem Drohszenario" gehörten auch Warnungen, weitere Briefe an Beschäftigte und die Kundschaft der Commerzbank zu schicken. Doch nach ersten Ermittlungen gehe man beim Polizeipräsidium Mittelfranken davon aus, dass man "den Kreis nicht auf die Commerzbank beschränken kann", so der Sprecher weiter. Es handle sich um einen "potenziell gefährlichen, handwerklich geschickten Täter", der bereit sei, die manipulierten Briefe "einzusetzen, um seine Forderungen zu unterstreichen". Daher bestehe auch ein "allgemeines Risiko, weshalb wir vor verdächtigen Postsendungen warnen, was heutzutage gar nicht so leicht ist, weil viele Menschen viele Pakete aufgrund des Online-Handels erhalten", sagt der Sprecher. 

Insgesamt sei man hinter dem Unbekannten mit einer "50-köpfigen Ermittlungsgruppe" hinterher. Dabei untersuche man insbesondere Fingerabdrücke, DNA-Spuren, das verwendete Material, aber auch "die individuelle Handschrift des Täters bei Kommunikation und Vorgehensweise". Bisher hätten sich "keine Anhaltspunkte ergeben", dass der Täter etwa in Verbindung mit Briefbomben-Sendungen an Supermärkte und Postzentralen 2021 in Verbindung stehe. "Es gibt Spuren, aber das sind bisher eher kleine Dinge", sagt der Nürnberger Polizeisprecher. Allzu sehr ins Detail gehen, wolle man öffentlich noch nicht. "Wir müssen sicher sein, dass es sich um den richtigen Täter handelt. Gerade bei Erpressungsdelikten ist es schwer, wenn es in der Öffentlichkeit diskutiert wird." Man stehe "in sehr engem Kontakt zur Commerzbank", um den Briefbomber zu schnappen. 

Erstmeldung vom 06.04.2022: Nürnberg: Stichflamme nach Öffnung von Brief - Täter droht mit weiteren Briefen

Die Polizei geht aktuell davon aus, dass die Briefsendung zu einem Erpressungsfall gegen das Kreditinstitut gehört und warnt vor weiteren gefährlichen Briefsendungen.

Das betroffene Kuvert im Format A5 war mit einem von außen tastbaren Rahmen ausgestattet und ging in der Poststelle der Commerzbank-Filiale in der Fürther Straße ein. Als eine 63-jährige Angestellte die Briefsendung öffnete, kam es in dem Kuvert zu einer chemischen Umsetzung, bei der eine Stichflamme entstand.

Die Experten des Bayerischen Landeskriminalamts (BLKA) gehen davon aus, dass es sich um eine vorsätzlich herbeigeführte Entzündung der Sendung gehandelt hat. Der Täter hat zwischenzeitlich Kontakt mit der Commerzbank AG aufgenommen. Er drohte mit dem Versand weiterer gefährlicher Briefsendungen, falls einer von ihm formulierten Zahlungsaufforderung nicht Folge geleistet wird.

Täter könnte weitere gefährliche Briefe an Filialen und Kunden der Commerzbank senden

Aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse hat das Polizeipräsidium Mittelfranken in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth Ermittlungen wegen Erpressung eingeleitet. Zur Bewältigung der umfangreichen Einsatz- und Ermittlungsmaßnahmen ist beim Polizeipräsidium Mittelfranken eine besondere Aufbauorganisation (BAO) mit dem Namen "Klammer" gebildet worden.

Trotz intensiver Ermittlungsarbeit von Staatsanwaltschaft und Polizei kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Täter gefährlicher Briefsendungen an Filialen und Kunden der Commerzbank AG senden könnte.

Aus diesem Grund spricht das Polizeipräsidium Mittelfranken eine Warnung aus und gibt im Umgang mit verdächtigen Postsendungen folgende Verhaltenstipps:

  • Seien Sie grundsätzlich misstrauisch, wenn Sie unerwartet Postsendungen erhalten.
  • Überprüfen Sie die Postsendung hinsichtlich Auffälligkeiten in ihrer Beschaffenheit, insbesondere Unebenheiten oder fühlbare, harte Gegenstände im Inneren des Umschlags.
  • Nehmen Sie gegebenenfalls Kontakt mit dem Absender auf.
  • Behandeln Sie verdächtige Sendungen äußerst vorsichtig und unternehmen Sie keinesfalls Versuche, diese zu öffnen.
  • Verständigen Sie umgehend die Polizei. Nutzen Sie hierzu gegebenenfalls den Polizeinotruf 110.

 

Vorschaubild: © Collage inFranken.de: News5/Oswald ; Polizeipräsidium Mittelfranken