Wegen der Corona-Lage in den Kliniken dürfen Böller, Raketen und Co auch zu Silvester 2021 nicht verkauft werden. Doch Zahlen einer Statistik aus dem Großraum Nürnberg widersprechen diesem Argument.
Böllerverbot zu Silvester wird in Mittelfranken heftig debattiert
Hauptargument gegen Feuerwerk: Drohende Überlastung der Kliniken
Verkauf komplett verboten - fränkische Kommunen und Städte errichten auch 2021 Böller-Sperrzonen
Statistik zu Rettungseinsätzen im Großraum Nürnberg überrascht
Wie im vergangenen Jahr wurde wegen Corona auch zu Silvester 2021 ein deutschlandweites Verkaufsverbot für Feuerwerk beschlossen. Nur wer Böller und Co noch aus den Vorjahren zu Hause hat, darf es zum Jahreswechsel krachen lassen - und auch dann nur äußerst eingeschränkt. Denn bayerische Kommunen können auf "besonders publikumsträchtigen Plätzen" ein Feuerwerksverbot erlassen, unter anderem Bayreuth und Nürnberg machen davon Gebrauch. Doch eine neue Statistik aus der Region zeigt nun, dass das Hauptargument für das Verbot nicht unbedingt haltbar ist.
Feuerwerksverbot zu Silvester 2021: Nürnberger OB König - Verletzungen würden Krankenhäuser "belasten"
"Menschen, die sich beim Abbrennen von Feuerwerkskörpern verletzen, würden die am Rande ihrer Kapazitäten arbeitenden Krankenhäuser zusätzlich belasten. Dies gilt es in dieser schwierigen Phase der Pandemie zu verhindern", argumentierte der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) bereits Anfang Dezember 2021 und preschte mit einer Forderung nach einem Böllerverbot zu Silvester vor.
Nur durch ein bundesweites Verbot von Feuerwerk könne "angesichts der anhaltenden Covid-19-Pandemie verhindert werden, dass Ärzte, Pflegekräfte und Krankenhäuser überlastet werden", begründete auch die Deutsche Umwelthilfe ihre Forderung bereits im November dieses Jahres. An der gemeinsamen Pressekonferenz waren auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP), Ärzte-Vertreter und Tierschutzorganisationen beteiligt.
Großraum Nürnberg: Hauptgrund für Rettungseinsätze an Silvester ist nicht Feuerwerk
Gerade für die Feuerwerks-Händler bedeutet das Verbot immense Umsatzeinbußen, manchen droht gar die Insolvenz. Dass Verletzungen durch Böller die Kliniken überlasten würden, sei falsch, erklärte der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) kürzlich in einem Statement. Nicht legales Silvesterfeuerwerk sei in anderen Jahren schuld an mehr Patienten in den Notaufnahmen, sondern zu viel Alkohol und illegale Feuerwerksprodukte.
Auf Anfrage von inFranken.de teilt ein Sprecher der Stadt Nürnberg mit, bei Rettungseinsätzen in den Silvesternächten erfasse man Böller-Verletzungen nicht separat. "Eine Differenzierung für spezifische Verletzungen durch Feuerwerkskörper haben wir nicht", so der Sprecher. Diese würden aber auch "erfahrungsgemäß nicht groß ins Gewicht", fallen. Die "Haupteinsatzgründe stehen in Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch oder daraus resultierenden Verletzungen".
Das zeigen auch die Zahlen der vergangenen Jahre, die inFranken.de vorliegen. Sie beziehen sich auf die Einsätze aus der Integrierten Leitstelle (LS) im Rettungsdienstbereich Nürnberg, zu dem die Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen, sowie die Landkreise Nürnberger Land, Fürth und Erlangen-Höchstadt zählen.
Silvester-Statistik aus dem Großraum Nürnberg: So viele Einsätze gab es 2020
Demzufolge gab es zum Jahreswechsel 2017/2018 443 Rettungseinsätze. 2018 auf 2019 waren es 349, 2019 auf 2020 453 Einsätze. Am vergangenen Corona-Silvester mussten Rettungskräfte insgesamt 346 Mal im Einsatzgebiet ausrücken, also nur minimal weniger als etwa zwei Jahre zuvor. Allerdings galten zu dieser Zeit auch starke Kontaktbeschränkungen, größere Silvesterpartys und Trinkgelage waren kaum möglich.
Anders sieht dies bei den Feuerwehreinsätzen aus. "Hier fällt das Jahr 2020/2021 positiv mit einem deutlichen Rückgang auf, der wohl auf den restriktiven Umgang mit Feuerwerkskörpern zurückzuführen ist", so der Sprecher der Stadt Nürnberg. Demzufolge gab es noch 2019/2020 136 Einsätze der Feuerwehr, 2020/2021 nur noch 46, in den Jahren 2017 und 2018 waren die Feuerwehren jeweils rund 90 Mal gefragt. Mehr Sachschäden durch Brände, aber keine Mehrbelastung der Krankenhäuser, so das Fazit, das sich aus der Statistik im Großraum Nürnberg lesen lässt.
Artikel enthält Affiliate Links
*Hinweis: In der Redaktion sind wir immer auf der Suche nach nützlichen Produkten für unsere Leser. Es handelt sich bei den in diesem Artikel bereitgestellten und mit einem Einkaufswagen-Symbol beziehungsweise einem Sternchen gekennzeichneten Links um sogenannte Affiliate-Links/Werbelinks. Wenn du auf einen dieser Links klickst bzw. darüber einkaufst, bekommen wir eine Provision vom Händler. Für dich ändert sich dadurch nichts am Preis. Unsere redaktionelle Berichterstattung ist grundsätzlich unabhängig vom Bestehen oder der Höhe einer Provision.
Gut, endlich mal einer, der Daten her nimmt oder zumindest danach sucht und willkürlichen Unsinn hinterfragt!