Etwa ein Fünftel der Deutschen trägt mindestens ein Tattoo auf der Haut. Viele davon sind nicht nur schwarz, sondern farbig. Doch damit könnte durch eine neue EU-Richtlinie nun erstmal Schluss sein. Viele Tätowierer sind wütend.
- REACH-Verordnung verbietet ab Januar 2022 viele Tattoo-Farben
- Hintergrund: Farbenhersteller müssen Ungefährlichkeit von Stoffen nachweisen können
- Neue EU-Richtlinie sorgt bei Tätowierer aus Lauf an der Pegnitz für Unverständnis
- Nur bestimmte schwarze Farbe könne bei ihm noch verwendet werden - Alternativen unklar
Der Tätowierer Jack Rebel betreibt ein Tattoo-Studio in Lauf an der Pegnitz (Landkreis Nürnberger Land). Vergangenen Montag (20. September 2021) wandte er sich auf Facebook an seine Fans. "Leider haben wir schlechte News", beginnt er seinen Post. Anlass dafür ist eine neue EU-Richtlinie, die REACH-Verordnung, laut der ab dem 4. Januar 2022 alle bunten Tattoo-Farben nicht mehr verwendet werden dürfe.
Neue EU-Richtlinie: Das bedeutet die REACH-Verordnung für Tattoo-Fans und Tätowierende
REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals, also Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe. Grundsätzlich soll sie laut EU-Informationen vor allen Dingen die Gesundheit schützen. Dabei geht es in Bezug auf Tätowierungen vor allem um einige Pigmente und Konservierungsstoffe, die in den Farben enthalten sind. Unternehmen werden künftig dazu verpflichtet, die Ungefährlichkeit ihrer Stoffe zu beweisen. Doch viele Tattoo-Farben sind bisher unerforscht.
Angefangen habe die Diskussion um die Tattoo-Farben mit den Pigmenten Blau15 und Grün7. "Die wurden auch als Haarfärbemittel beim Frisör verwendet und da dann verboten, weil sie zu gut auf der Haut halten und erst nach zwei oder drei Wochen wieder abgehen", erklärt Jack Rebel inFranken.de. Danach sollten sie auch zum Tätowieren verboten werden. Eine Petition könnte das vorerst hinauszögern. Nach aktuellem Stand tritt das Verbot sonst am 1. Januar 2023 in Kraft.
Bekannt ist das Inkrafttreten der REACH-Verordnung bereits seit Januar 2021, erklärt Rebel. Allerdings nur denjenigen, die sich auch über derartige Verordnungen informieren, sagt er. "Ein großer Teil der Tätowierer macht das nicht. Wirklich bekannt geworden ist REACH erst, als die Tattoo-Supplier das Mitte September veröffentlicht haben."
Lauf an der Pegnitz: Tätowierer wütend – "seit über 20 Jahren ohne Probleme"
"Ich verwende Farben mit den jetzt als bedenklich eingestuften Inhaltsstoffen seit über 20 Jahren ohne Probleme", sagt Jack Rebel. Durch die Produktion seien sie "minimal verunreinigt", zum Beispiel mit kleinen Metallteilen aus den Rohren, durch die sie geleitet werden. "Die sind aber so gering, dass man durch Messungen zwar feststellen kann, dass es sie gibt, aber nicht immer unbedingt, wie viel davon drin ist", sagt er.
"Bisher hatte jedes Land seine eigene Tätowiermittelverordnung", erklärt Jack Rebel weiter. Laut derer für Deutschland dürften Farben verwendet werden, sofern kein Verunreinigungswert messbar sei. In anderen Ländern gilt: Sobald eine Verunreinigung messbar sei, auch wenn sie zu gering für einen genauen Wert ist, werden die Inhaltsstoffe der Farbe als "bedenklich" eingestuft. Jetzt gebe es aber eine neue Richtlinie, die für die ganze EU gelte. Die vereine alle einzelnen Länderverordnungen und deswegen gälten ab Januar auch in Deutschland und anderen EU-Ländern entsprechende Inhaltsstoffe der Farben als "bedenklich". "Dass sie wirklich schädlich ist, dafür gibt es keine Hinweise", meint Jack Rebel.
Und wieder einmal verfehlen einige hier das Thema.
Es interessiert niemanden, wem was gefällt oder nicht. Und ob jemand hier grammatikalisch alles richtig hat oder nicht, ändert den Inhalt seiner Message nicht. Also bitte erstmal überlegen ob der Kommentar zum Thema gehört oder ob man dem gemeinen Volk mal wieder unbedingt seine eigenen Ansichten aufdrücken will.
Zum Thema:
An sich verstehe ich die Reaktion der Tätowierer nicht ganz. Je besser meine Farben geprüft sind, desto unbedenklicher ist es doch für mich, sie zu stechen. Und dass man hier nun einen gleichwertigen Standard für die EU einführt, halte ich jetzt auch nicht für schlimm. Zumal das Verbot ja offensichtlich auch nur für eine gewisse Zeit ist, bist entsprechende bessere Farben auf dem Markt sind.
Bitte korrigieren, sollte ich was falsch sehen.
@ Thor1974 und PetSch.
Rechtschreibung ist nicht das wichtigste im Leben. Ich schreib ja keine Deutschprüfung. Und wegschauen ist nicht so einfach, wenn immer mehr solche Typen umherlaufen. In meiner Lehrzeit wurden Tätowierungen nur erlaubt, wenn sie unter der Kleidung versteckt werden konnten. Begründung des Ausbildungsleiters: Der Anblick ist eine Zumutung für Kunden.Gesichtspiercings waren auch verboten.
Da muss ich PetSch recht geben.
Also ob diese ....... EU keine anderen Probleme hat, als sich jetzt noch mit Tattoos zu beschäftigen. Immer allen schön auf den Sack gehen.
Und manny1980. Vielleicht gibt die EU auch Rechtschreibkurse.
Zugegeben - ästhetisch finde ich so manche Tätowierung auch nicht, insbesondere, wenn sie (nahezu) flächendeckend die Haut ver(un)ziert. Doch so lange sie die Gesundheit nicht gefährdet, fällt die Tätowierung unter das Recht der freien Entfaltung der Persönlichkeit. Ästhetik kann und darf kein Kriterium sein, nach welchem Recht und Gesetz gestaltet werden - zumal das Empfinden naturgemäß subjektiv ist.
Doch genau darum geht es: Die Ungefährlichkeit der verwendeten Einsatzstoffe soll - im Rahmen des Möglichen - nachgewiesen werden. Gegen dieses "Ansinnen" ist kein vernünftiges Argument anzuführen. Die subjektive Meinung eines Interessenvertreters kann kontrollierte, belastbare Studien nicht ersetzen.
Daß Deutschland bislang großzügiger vorging als andere Staaten, verfängt gleichfalls nicht. Denn unsere Bundesregierungen, gleich welcher Couleur, sind immer wieder dadurch aufgefallen, daß sie in Umwelt-und Gesundheitsfragen gern fünfe gerade sein ließen oder - auf internationaler Ebene - sein lassen wollten, wenn einschlägige Wirtschaftslobbyisten es ihnen einflüsterten.
Daß andere Staaten auf anderen Gebieten vergleichbar handeln, macht es nicht besser.
Ich versteh eh nicht, das sich soviele Tätowieren lassen. Wie kann man nur so enstellen? Vielleicht lässt das dann nach. Dann würde von der EU mal was sinnvolles kommen.