Terror und Sex-Angriffe: Großveranstaltungen machen vielen Menschen Angst. Bei Rock im Park wird das Sicherheitskonzept stetig überarbeitet.
Nicht erst seit den Terroranschlägen von Paris und Brüssel und der Silvesternacht in Köln haben viele Menschen bei Großveranstaltungen ein mulmiges Gefühl.
Davon sind Festivals nicht ausgenommen. Rock im Park in Nürnberg ist mit im vergangenen Jahr insgesamt fast 80.000 Besuchern eines der größten in Deutschland.
Mit Carolin Hilzinger, Mitglied des RIP-Organisationsteams von Argo Konzerte, haben wir uns über das Sicherheitskonzept für Rock im Park 2016 unterhalten.
Was ändert sich am Sicherheitskonzept von Rock im Park 2016? Wie werden die Einlasskontrollen dieses Jahr gehandhabt?
Carolin Hilzinger: Die Einlasskontrollen werden in diesem Jahr intensiver sein. Besucher müssen sich darauf einstellen, genau kontrolliert zu werden. Unsere Empfehlung hierzu lautet, so wenig wie möglich mitzubringen, um längere Wartezeiten in den Einlassbereichen zu vermeiden. Auf überflüssige Rucksäcke und Taschen sollten verzichtet werden.
Reagiert ihr speziell auf eine größere Terrorgefahr?
Wir haben natürlich Verständnis, dass das interessiert, aber wir bitten gleichsam um Verständnis dafür, dass wir unsere Maßnahmen im Hinblick auf etwaige Terrorbedrohungen nicht im Detail darlegen können. Eine Änderung können wir jedoch bekannt geben: Es ist den Händlern und Essenständen nicht mehr gestattet, eigene Druckgasflaschen auf das Gelände einzubringen. Diese werden nun zentral von einem geprüften Zulieferer bereitgehalten.
Wie stellt ihr als Veranstalter sicher, dass keine unerlaubten Gegenstände wie Waffen oder Sprengstoff auf das Gelände gelangen?
Die eingesetzten Ordnungskräfte wurden im Rahmen einer strengen Sicherheitsunterweisung dahingehend unterrichtet, dass Personen auf Waffen und Sprengstoff untersucht werden müssen. Es wurde ein Szenario entwickelt, wie mit potenziellen Attentätern umzugehen ist.
Wie viele Sicherheitsmitarbeiter werden im Einsatz sein?
Zu Spitzenzeiten sind es bis zu 1000 Ordner.
Wie viele uniformierte und zivile Polizisten sind beim Festival?
Die Einsatzkräfte werden aufgestockt, insbesondere wird an den Einlässen Polizeipräsenz wahrzunehmen sein. Wir dürfen leider keine Angaben darüber machen, wie viele Beamte als Uniformierte zu erkennen sind und wie viele als Zivilfahnder unterwegs sind.
Ist das Gelände mit Videokameras überwacht?
Ja, die Kameras befinden sich an neuralgischen Punkten, die dazu dienen, die Menschenströme von oben zu beobachten. So sollen Publikumsflüsse gelenkt und kritische Engstellen frühzeitig erkannt werden.
Nehmen wir mal an - was wir nicht hoffen wollen - es kommt zu einem Notfall. Wie werden die Besucher informiert?
Die Besucher werden durch Infotafeln, Durchsagen und speziell geschulte Moderatoren auf eventuelle Notfallmaßnahmen vorbereitet. In Ergänzung hierzu wird im Vorfeld ein Newsletter versendet, der sich speziell mit diesen Themen beschäftigt. Außerdem wird der Veranstalter dies über Facebook kommunizieren und einen eigenen Post hierzu machen.
Wie viele Fluchtwege gibt es und wie lange würde eine Räumung dauern?
Es gibt unzählige Fluchtwege, die ausreichend breit dimensioniert sind. Die Wegbreiten entsprechen der Verordnung. Mit den vorhandenen Fluchtwegen wäre eine Räumung der Zeppelinstage innerhalb von 8 bis 12 Minuten bei vollem Betrieb möglich.
Wo werden die Fluchtwege eingerichtet? Und woran orientieren sich die Festivalbesucher?
Die Besucher orientieren sich im Fall einer Panik oder im Falle eines Notfalls an dem dynamischen Besucherleitsystem und an den analogen Fluchtwegfahnen, die zusätzlich hierzu aufgestellt sind. Parallel werden Durchsagen erfolgen, Ordnungsdienstkräfte werden Besucher mit Megaphonen ansprechen. Ebenso wird über die elektronische Lautsprecheranlage mit dem Besucher kommuniziert und auf Facebook.
Nicht nur die Angst vor Terror ist derzeit ein Thema, sondern seit Silvester in Köln auch die Sorge vor sexuellen Übergriffen. Wie seht ihr als Veranstalter hier das Risiko?
Die Gefahr sexueller Übergriffe wird auch unsererseits gesehen, allerdings nicht erst seit den Vorfällen in Köln. Bereits vor diesen Vorkommnissen hat der Veranstalter frühzeitig Kontakt zu der Frauenberatung der Stadt Nürnberg gesucht, die in 2016 nun erstmalig auf dem Gelände einen eigenen Informationsstand haben werden. Geschulte Beraterinnen sind auf dem Gelände unterwegs. Junge Mädchen werden gezielt angesprochen und auf die Gefahren hingewiesen. Ebenso werden die Männer angesprochen, um auch diese zu sensibilisieren und zu ermuntern, zu helfen, wenn Wahrnehmungen gemacht werden. Ferner sind speziell geschulte Sanitäterinnen und Sanitäter vor Ort, die jungen Frauen im Falle der Fälle zur Seite stehen.
Wird es spezielle Sicherheitszonen für Frauen geben?
Spezielle Sicherheitszonen brauchen wir nicht. Unser Netz an Ordner und Helfern ist so eng, dass sie nie weit weg sind - egal wo auf dem Festival.
An wen können sich Frauen wenden, falls sie angegangen werden?
Betroffene Besucherinnen können sich jederzeit an die Ordnungsdienstkräfte wenden, die überall auf dem Gelände positioniert und deutlich erkennbar sind. Parallel sind Polizeistreifen wahrzunehmen, auch diese können angesprochen werden. Außerdem hat jeder Gast die Möglichkeit auf die speziell eingerichtet Festival-Polizeistation zu gehen.
Wie können Besucher schnell um Hilfe rufen - abseits von Handys? Wird es Notrufsäulen oder dergleichen geben?
Es wird keine Notrufsäulen geben. Der Grund für die Übergriffe in Köln liegt nach unserem Dafürhalten nicht in der fehlenden Möglichkeit eines Notrufes. Vielmehr ist davon auszugehen, dass der Einsatz falsch geplant war. Dies ist bei RIP jedoch nicht der Fall, so dass bereits aus diesem Grund kein gesteigerter Handlungsbedarf besteht.
Wie kommunizieren die Festivalmitarbeiter und Sicherheitsleute? Gibt es eine Notrufsystem abseits des meist überlasteten Mobilfunknetzes?
Abseits des Mobilfunknetzes sind sämtliche Abschnittsleiter des Ordnungsdienstes mit modernster Digitalfunktechnologie ausgestattet. Eigens für die Veranstaltung wird eine sogenannte Tetra-Funkzelle installiert, die ausschließlich der internen Kommunikation dient. Mit dem Mobilfunknetz wird während der Veranstaltung im Grunde nicht gearbeitet. Hiervon unabhängig wurden die Mobilfunknummern der leitenden Personen mit einer sogenannten Vorrangschaltung ausgestattet. Dies bedeutet, dass diese Personen noch telefonieren können, wenn das Netz aufgrund hoher Belastung bereits überlastet ist.
Im vergangenen Jahr hat vor allem die Evakuierung von rund 12.000 Menschen wegen eines Gewitters für Aufregung bei Rock im Park gesorgt. Wie lief die Aktion ab und wo kamen die anderen Festivalbesucher unter?
Dadurch, dass wir uns bereits mittags auf den Ernstfall vorbereitet hatten, und Infos an die Besucher herausgegeben hatten, konnten sich die Menschen frühzeitig darauf einstellen, dass es eventuell zu einer solchen Aktion kommen wird. Viele sind dann einfach in ihre Autos, um vor dem Gewitter Schutz zu suchen.
Wie haben die Besucher die Evakuierung aufgenommen?
Alle waren sehr kooperativ. Überhaupt ist das Publikum bei Rock im Park sehr vernünftig, wenn man bedenkt wie wenig Zwischenfälle es auf diesem Festival gibt. Man merkt einfach, dass es den Leuten wirklich um die Musik und die tolle Atmosphäre beim Park geht.
Wie bewertet ihr als Veranstalter den Einsatz?
Für diese Evakuierung, die erste, die es bei Rock im Park gegeben hat, wurden wir von allen behördlichen Partnern sehr gelobt. Ich denke, dabei haben wir unsere Kompetenz als Veranstalter in Sachen Sicherheit unter Beweis gestellt.
Die Entscheidung für die Evakuierung fiel nachts in der Sicherheitszentrale des Festivals. Wie viele Menschen sind dort vor Ort und wie kann man sich die Arbeit vorstellen?
In der Sicherheitszentrale arbeiten etwa zehn Personen rund um die Uhr. Die Arbeit muss man sich so vorstellen, dass hier aus allen Gewerken die Verantwortlichen zusammen sind. Insbesondere sind Vertreter der Polizei, Vertreter der Feuerwehr und Vertreter des Sanitätsdienstes anwesend. Ferner sind verschiedene Personen aus der Technik vor Ort, die Zugriff auf alle Displaysysteme haben. Man kann die Sicherheitszentrale als das Herzstück der Veranstaltung bezeichnen - vergleichbar mit einer Leitstelle. Alle Informationen gehen hier ein und werden von dort verarbeitet. Dadurch dass alle zusammen sitzen, erhält jeder die eingehende Meldung sofort und es kann umgehend reagiert werden.
" Wir dürfen leider keine Angaben darüber machen, wie viele Beamte als Uniformierte zu erkennen sind und wie viele als Zivilfahnder unterwegs sind. "
Wo ist das Problem die Anzahl der Beamten zu nennen? Hat der Steuerzahler kein Recht darauf zu erfahren wie seine Steuergelder mal wieder verschwendet werden?
Die Zivilfahnder werden vermutlich mal wieder hauptsächlich dazu eingesetzt um Leute zu kriminalisieren, die nur ein paar Gramm Hanf dabei haben! Wen wundert es da, dass der Respekt gegenüber Polizei und Staat immer weiter sinkt?
so einen Unsinn gelesen. Was hat das mit dem Steuerzahler und dessen Rechten zu tun?? Nicht zuletzt seit Paris und Brüssel sind Sicherheitsvorkehrungen dieser Art zwingend nötig.
Und wer Hanf oder Ähnliches dabei hat, damit festgenommen und bestraft wird, der sollte sich doch bitteschön nicht wundern.
Respekt vor der Polizei ist kein Recht und keine Pflicht, sondern gesunder Menschenverstand und Anstand!