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Entscheidung

"Frustriert und ängstlich": Galeria-Beschäftigte bangen um Filialen - Konzern erstellt Schließungsliste

Welche Filialen von Galeria Kaufhof Karstadt müssen schließen? In Nürnberg gibt es gleich drei Standorte der Kaufhauskette - die Zukunftsangst ist hier enorm. In Kürze sollen die Beschäftigten erfahren, wie es weitergeht.
  • Galeria Karstadt Kaufhof: Nürnberger Filialen besonders gefährdet?
  • Konzern erstellt Schließungsliste - Gewerkschaft kritisiert Kommunikation des Managements
  • "Große Zukunftsangst": Stimmung unter Beschäftigten laut Verdi extrem angespannt
  • Welche Standorte der Warenhauskette machen dicht?

Die angeschlagene Warenhauskette Galeria Kaufhof Karstadt hatte am 31. Oktober 2022 zum zweiten Mal binnen weniger Jahre Insolvenz angemeldet. Seit mehreren Monaten bangen die Beschäftigten nun um ihre Arbeitsplätze. Die Zukunft der Filialen ist ungewiss - die Galeria-Geschäftsführung verkündete im Januar 2023, dass mindestens ein Drittel der 120 Standorte geschlossen werden soll. Die geplante Übernahme eines Investors scheiterte kurz zuvor. In Nürnberg, wo 2020 durch den Einsatz der Kommunalpolitik die beiden Filialen an der Lorenzkirche und im Franken-Center in Langwasser gerettet werden konnten, geht jetzt laut Verdi die "große Zukunftsangst" um. Denn das Unternehmen erstellt eine Liste mit Schließungen, die in Kürze bekannt gegeben werden soll. 

Galeria-Standorte in Nürnberg bedroht? "Verhandlungen mit den Vermietern laufen"

Am 27. März 2023 sollen die Gläubiger von Galeria Kaufhof Karstadt über den Insolvenzplan der Warenhauskette entscheiden. Noch sind wenige Details dazu bekannt, wie es mit dem Unternehmen und den Filialen weitergeht. Allerdings verlangt Galeria nach Informationen der "Wirtschaftswoche" von Vermietern, Lieferanten und anderen Gläubigern, auf einen Großteil der Forderungen zu verzichten, um den Neuanfang zu ermöglichen. Die Sanierungsberater rechnen demnach mit "planzahlungsberechtigten Insolvenzforderungen" von insgesamt 1,41 bis 2,36 Milliarden Euro. Gläubiger ohne Sicherheiten sollen laut "Wirtschaftswoche" bei einer Annahme des Insolvenzplans wohl nur 2 bis 3,5 Prozent der ihnen geschuldeten Summe erhalten.

Im Fall einer Ablehnung drohten allerdings noch größere Einbußen. Denn dann werde für sie "noch deutlich weniger übrig bleiben", hieß es in Konzernkreisen. Auf Gläubiger, die über Sicherheiten verfügen, kommen laut dem Bericht geringere Einbußen zu. Dazu zähle mit Teilbeträgen auch der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF), der Galeria in den vergangenen Jahren mit 680 Millionen Euro gestützt hatte. Davon solle der WSF laut Insolvenzplan rund 88 Millionen Euro aus der Verwertung des Warenbestands zurückerhalten. Zusätzlich solle er am Verkauf von Galeria-Töchtern wie der belgischen Kette Inno beteiligt werden.

"Aktuell laufen von Unternehmensseite Verhandlungen mit den Vermietern", berichtet die Gewerkschaftssekretärin von Verdi Mittelfranken für den Handel, Jaana Hampel, gegenüber inFranken.de. Die Gewerkschaft unterstützt den Betriebsrat der Nürnberger Filialen seit Monaten beim Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze und bei Verhandlungen um ein höheres Gehalt für die Beschäftigten. Die Karstadt-Filiale an der Lorenzkirche und der Kaufhof im Franken-Center sind angemietet, die Kaufhof-Filiale in der Königstraße gehört dem Signa-Immobilienkonzern des umstrittenen Tiroler Galeria-Eigentümers René Benko

Welche Nürnberger Galeria-Filialen müssen schließen? Entscheidung soll kommende Woche bekannt gegeben werden

Hampel kritisiert vor allem die Kommunikation des Galeria-Managements. "Es gibt nur spärliche Informationen an die Betriebsräte und quasi keine Kommunikation vonseiten der Geschäftsführung", sagt sie. Das sorge für eine große Unsicherheit unter den Beschäftigten. "Sie sind frustriert und ängstlich, die Enttäuschung über den Umgang mit ihnen ist sehr hoch - gerade weil sie freiwillig auf 5500 Euro im Jahr in Vollzeit verzichtet haben, um den Neustart zu unterstützen." Galeria hatte den entsprechenden Integrationsvertrag, der unter dem Flächentarifvertrag liegt, im Herbst 2022 aufgekündigt, seitdem befinde man sich laut Verdi in Tarifverhandlungen. "Aber auch hier gibt es kaum Kommunikation", so Hampel. 

Wie viele Filialen schließen müssen und was mit den Standorten in Nürnberg passiert, ist laut der Gewerkschaftsssekretärin momentan "reine Spekulation". Das liege auch daran, dass "Galeria manche Häuser zum Teil abvermieten will". Laut Hampel könnten etwa einzelne Stockwerke von Standorten aufgegeben werden, das Kaufhaus selbst aber bleiben - so ein Szenario. Wie das genau aussehen könnte, dazu erhofft man sich bei Verdi in den folgenden Tagen mehr zu erfahren. "Wir rechnen mit einer Schließungsliste des Unternehmens in der kommenden Woche", sagt Hampel. 

Ob diese abschließend sein werde, müsse sich aber noch zeigen, sagt sie. Zumindest wäre dann klarer, was künftig mit den Stellen der insgesamt 773 Eigen- und Fremdbeschäftigten (unter anderem im Karstadt-Supermarkt, den Restaurants und an den Verkaufsständen) in Nürnberg passieren soll. "Es gibt eindeutig einen Markt für Warenhäuser in Nürnberg, schließlich existieren Wöhrl und Bräuninger auch weiterhin", betont Jaana Hampel. Für sie ist klar: "Alle Filialen sollten eigentlich bleiben. Das war schließlich Teil des Einigungsprozesses."

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Vorschaubild: © Ralf Welz/inFranken.de