Franken
Insolvenz

Galeria Karstadt Kaufhof insolvent: Fränkische Filialen in Gefahr - "wir sind richtig sauer"

Galeria Karstadt Kaufhof hat am Montag (31. Oktober 2022) zum zweiten Mal Insolvenz in Form eines Schutzschirmverfahrens angemeldet. In Franken bangen jetzt viele Angestellte um ihre Filiale.
Galeria Kaufhof Karstadt: Fränkische Angestellte bangen um Filialen - Verdi mit klarer Ansage
Die Galeria-Filialen in Nürnberg stehen erneut auf der Kippe. Die Warenhauskette will rund ein Drittel aller Standorte schließen. Foto: Collage inFranken.de: Verdi Mittelfranken ; Daniel Krüger/inFranken.de

Update vom 02.11.2022: Galeria Kaufhof Karstadt erneut insolvent - müssen fränkische Filialen schließen?

Erst vor weniger als zwei Wochen hatten die Angestellten der Nürnberger Galeria-Filialen Grund zur Hoffnung. Die letzte große deutsche Warenhauskette hatte angekündigt, nach der Aufkündigung des Tarifvertrags doch in neue Verhandlungen mit den Gewerkschaften einzutreten.

Doch nun hat der Konzern am Montag (31. Oktober 2022) zum zweiten Mal seit 2020 ein Schutzschirmverfahren angekündigt, eine besondere Form der Insolvenz, die auf eine Unternehmenssanierung abzielt. Dafür sollen über 40 der verbliebenen 131 Kaufhäuser geschlossen werden. Die Filialen an der Lorenzkirche in Nürnberg und in Nürnberg-Langwasser standen 2020 schon einmal auf der Kippe.

Sie konnten nur durch ein starkes Engagement der Stadt und des Betriebsrats verhindert werden. Hier müssen Angestellte jetzt wieder besonders bangen. Aber auch in Coburg, Erlangen, Bamberg, Bayreuth, Schweinfurt, Würzburg und Aschaffenburg dürfte die Stimmung kaum besser sein. 

"Tausende Arbeitsplätze in Gefahr": Verdi kündigt Kampf um Standorte an 

Verdi Mittelfranken hat am Dienstag (1. November 2022) ein deutschlandweites Statement in den sozialen Medien geteilt, in dem es heißt: "Wir sind richtig sauer! Der Vorstand der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat erneut ein Schutzschirmverfahren beantragt. Über 40 Filialen droht nun das Aus, tausende Arbeitsplätze sind in Gefahr."

An den Galeria-Eigner wendet sich die Gewerkschaft mit klaren Worten: "Unsere Botschaft an René Benko: Wir kämpfen mit unseren Mitgliedern bei GKK um den Erhalt der Arbeitsplätze und Standorte!" Dieser habe sich den betroffenen Beschäftigten "bisher nicht gestellt". 

Verdi verlangt, im Gläubigerausschuss vertreten zu sein, "um die Interessen der Beschäftigten, die bereits erhebliche Tarifbestandteile in die Sanierung gesteckt haben, wirksam vertreten zu können". Man habe Galeria zudem zu Verhandlungen aufgefordert und erwarte "auch hier kurzfristig eine Zusage".

Erstmeldung vom 21.10.2022: Hoffnung für Galeria-Angestellte in Nürnberg? Konzern will doch Tarifverhandlungen mit Verdi

Die Hiobsbotschaften um die angeschlagene Kaufhauskette Galeria rissen bis zuletzt nicht ab. Anfang Oktober hatte das Unternehmen bekannt gegeben, den mit den Gewerkschaften ausgehandelten Tarifvertrag einseitig aufgekündigt zu haben, um Galeria "wieder nachhaltig zu stabilisieren". In Nürnberg hatte das für Entsetzen gesorgt.

Die Mitarbeitenden, etwa des Standorts im Franken-Center in Langwasser, seien "erbost", die Kündigung des Tarifvertrags "eine bodenlose Frechheit", so Verdi-Gewerkschaftssekretärin Jaana Hampel im Gespräch mit inFranken.de.

Kurze Zeit später gab Galeria-Vorstandschef Miguel Müllenbach bekannt, die letzte große deutsche Warenhaus-Kette stecke erneut in einer "bedrohlichen Lage". Der Konzern habe sogar zum dritten Mal Staatshilfen beantragt, hieß es aus Berliner Regierungskreisen. Nun jedoch kann die Gewerkschaft Verdi zum ersten Mal seit langer Zeit eine positive Nachricht zu Galeria vermelden. 

"Befinden sich in Notlage": Galeria stimmt Tarifverhandlungen laut Verdi zu

Die Verdi-Bundestarifkommission Galeria nehme doch Tarifverhandlungen mit der Unternehmensleitung auf, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft vom Freitag (21. Oktober 2022). "Nicht nur das Unternehmen, auch die rund 17.000 Beschäftigten befinden sich in einer Notlage."

"Deshalb werden wir einen Tarifvertrag verhandeln, der existenzsichernde Einkommen garantiert", wird Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger nach der Sitzung der Tarifkommission in Frankfurt am Main zitiert. Das ist aus Sicht von Hampel auch dringend nötig.

Die Nürnberger Beschäftigten erhielten wie ihre Kollegen und Kolleginnen an anderen Standorten aktuell "bis über 200 Euro weniger monatlich, mit Sonderzahlungen sind es sogar 5500 Euro weniger im Jahr als der Flächentarifvertrag", erläutert sie. Das Gehalt sollte laut dem aufgekündigten Vertrag stufenweise auf das Flächentarifvertragsniveau angehoben werden, so Hampel.

Hoffnung für Nürnberger Galeria-Angestellte? Gewerkschaft mit klaren Erwartungen

"Das ist damals der Deal gewesen", sagt sie. Das Management habe "den Karren an die Wand gefahren", lautet Hampels harte Bilanz. "Es ist die Verantwortung der Unternehmensleitung, diesen jetzt aus dem Dreck zu ziehen und ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden", hält die Gewerkschaftssekretärin fest.

"Gerade in diesen Zeiten kann eine Verkäuferin von dem Geld nicht im Ansatz um die Runden kommen", schreibt sie in einem öffentlichen Statement. Doch wie geht es jetzt weiter? Die wirtschaftlichen Planungen für Galeria seien "nur dann sinnvoll, wenn sie Tarifsteigerungen verbindlich einbeziehen", wird Nutzenberger zitiert. Verdi "erwarte von den Eigentümern und vom Management ein Zukunftskonzept, das die soziale Verantwortung des Unternehmens widerspiegelt und die Notlage der Beschäftigten unbedingt berücksichtigt", heißt es.

Auch sie würden "wie alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter Inflation und steigenden Preisen leiden". Bei Galeria kämen "Zukunftsängste, Enttäuschung über das Management und eine immer größer werdende Arbeitsbelastung hinzu". Die Beschäftigten hätten "ihre persönlichen Verluste" in Galeria "investiert". Das "Minimum an Gegenleistung" sei ein Tarifvertrag, der "nicht als Verhandlungsmasse des Eigentümers herhalten soll", so Nutzenberger. Für die Beschäftigten in der Nürnberger Innenstadt und im Franken-Center zumindest ein Hoffnungsschimmer. 

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