Bamberg
Filialschließungen drohen

"Der nächste Schlag": Fränkische Galeria-Beschäftigte bangen um Jobs

Nach dem Rückzug von "Buero.de" als möglicher Investor bei Galeria Karstadt Kaufhof sieht es dort düster aus. Die katholische Betriebsseelsorge in Bamberg übt nun heftige Kritik am Umgang mit den Beschäftigten.
Galeria Kaufhof Karstadt: Fränkische Angestellte bangen um Filialen - Verdi mit klarer Ansage
Unter anderem mindestens einer der Karstadt- und Kaufhof-Filialen in Nürnberg könnte bald die Schließung bevorstehen. Foto: Ralf Welz/inFranken.de

Die Beschäftigten der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof sind weiterhin mit der Insolvenz und dem Verlust ihres Arbeitsplatzes konfrontiert. "Wieder und wieder zahlen sie den Preis, ökonomisch und emotional", heißt es jetzt in einer Pressemitteilung der katholischen Betriebsseelsorge der Erzdiözese Bamberg. Mitte Januar schwirrten Gerüchte umher, Galeria wolle 60 Filialen sicher schließen, darunter etwa in Bayreuth und Nürnberg. Bestätigt hat die insolvente Warenhauskette das bisher nicht, die Rede war bisher stets von rund 40 Standorten gewesen.

Zuvor hatte der Online-Händler "Buero.de" sein Übernahme-Angebot zurückgezogen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei Galeria müssen bereits seit geraumer Zeit um ihre Arbeitsplätze bangen. Das kritisiert auch die Betriebsseelsorge: "Zweieinhalb Jahre ist es her, dass die von René Benko aufgekaufte und fusionierte Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof mit harten Sanierungsmaßnahmen Schlagzeilen machte, um das Unternehmen zukunftsfähig zu machen", heißt es in dem Statement. 

"Weit über ihre Kräfte": Galeria-Mitarbeiter verzichteten freiwillig auf Tarifzahlung

"Zahlreiche Häuser wurden geschlossen, Kolleginnen und Kollegen in den Filialen und Tochtergesellschaften kämpften um ihren Arbeitsplatz, viele wurden arbeitslos. Eine sichere Zukunft für die verbleibenden knapp 17.400 Beschäftigten und ein nachhaltiges Konzept für attraktive, florierende Filialen in den Innenstädten sind ausgeblieben", heißt es weiter. 

Dies sei nur "einer der vielen Einschläge" gewesen, den die langjährigen Beschäftigten der Warenhäuser Galeria Karstadt und Kaufhof hätten wegstecken müssen. "Über viele Jahre und weit über ihre Kräfte haben sie auf eine tarifliche Bezahlung verzichtet und mit ausgedünnter Personaldecke einen hohen Beitrag geleistet, um Missmanagement abzufedern und die Traditionsläden am Laufen zu halten", so die Seelsorge. 

"Jüngst kam der nächste Schlag. Im Oktober 2022 verkündete die Unternehmensleitung die existenzgefährdende wirtschaftliche Notlage, kündigte den zur Sanierung des Unternehmens mit der Gewerkschaft Verdi vereinbarten Integrationstarifvertrag und meldete wenige Wochen später die Insolvenz des Unternehmens in Eigenverwaltung an", heißt es.

Appell an Multimilliardär Benko: "Hat sich zu verpflichten" - welche fränkischen Filialen schließen?

Mit gutem Recht würden die Beschäftigten "das himmelschreiende Missverhältnis von Unternehmensnotlage und den Vermögensverhältnissen des Haupteigentümers und Multimilliardärs René Benko" anprangern, so die Betriebsseelsorge. "Mit Empörung reagieren wir daher auf das unternehmerische Vorgehen der letzten Monate." Es handle sich bei Galeria "seit Jahren um Missmanagement im System", lautet der klare Vorwurf aus Bamberg.

Es sei "unredlich" und "dauerhaft gesellschaftsschädigend", den Beschäftigten der Warenhauskette "Verzicht und Einschnitte zuzumuten, ohne ernsthafte langfristige Unternehmensstrategien und einschlägige Investitionen des Eigentümers in Aussicht zu stellen". Die katholische Betriebsseelsorge in Bamberg fordert "Verhandlungen auf Augenhöhe mit den gewerkschaftlichen Tarifpartnern und eine wirksame Finanzinvestition des Eigentümers in ein nachhaltiges Zukunftskonzept, das Arbeitsplätze sichert, Filialen erhält, die sich oft als Herzstücke der Innenstädte zeigen und die lokalen Märkte beleben". 

"Unser Appell richtet sich zuerst und vor allem an den bisherigen Galeria-Eigner René Benko und an CEO Miguel Müllenbach. Unternehmerisches Handeln hat sich stabilen, existenzsichernden Arbeitsplätzen und tragfähigen Unternehmensstrategien zu verpflichten", heißt es weiter. "Unsere Solidarität gilt den Beschäftigten, die sich in ohnehin hochstrapaziösen Zeiten für ihre Arbeitsplätze und den Erhalt der Filialen einsetzen." Wie viele davon in Franken letztlich bleiben - das weiß bisher niemand so genau.

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