Nürnbergs 7-Tage-Inzidenzwert bewegt sich seit vielen Wochen auf einem konstant hohen Niveau. Seit dem 12. März 2021 weist die Stadt stets eine Inzidenz von mehr als 100 auf. Seit dem 26. März liegt der Corona-Wert fortlaufend über 150 - teilweise wird sogar deutlich die 200er-Marke geknackt. Woran liegt das?
Über die aktuelle Covid-19-Situation in der Frankenmetropole hat inFranken.de mit Britta Walthelm gesprochen. Laut Nürnbergs Referentin für Umwelt und Gesundheit gibt es unterschiedliche Ursachen für die konstant hohen Infektionszahlen in der Stadt.
Nürnberg: Warum gibt es hier noch immer so viele Corona-Infektionen?
Die Stadt Nürnberg hat am Donnerstag eine 7-Tage-Inzidenz von 183,3 (Stand: 06.05.2021, 00.00 Uhr; Quelle: RKI). Der deutschlandweite Corona-Wert beträgt aktuell 129,1. Damit liegt die fränkische Großstadt deutlich über dem Bundesdurchschnitt - ein Trend, der seit geraumer Zeit anhält. Doch warum bleiben die Covid-19-Fallzahlen in Nürnberg hoch, während sich andernorts inzwischen eine Entspannung abzeichnet?
"Wir liegen mit unserem 7-Tage-Wert momentan in etwa auf Platz 20 in Bayern", sagt Nürnbergs Gesundheitsreferentin Britta Walthelm inFranken.de. "Und das ist eine Entwicklung, die wir die ganzen letzten Wochen hatten." In der ersten Corona-Welle habe die Stadt Nürnberg "ganz niedrige Zahlen" gehabt. "In der zweiten Welle Mitte Dezember, kurz vor Weihnachten, waren wir einmal ganz weit oben. Und das ist etwas, was wir noch nachziehen", erklärt die 40-Jährige. Zwar habe sich Nürnbergs Inzidenz im Januar nach und nach dem bayerischen Durchschnittswert genähert. Dennoch sei die Stadt weiterhin auf einem "relativ hohen Niveau".
Das Infektionsgeschehen in Nürnberg wird Walthelm zufolge durch mehrere Faktoren bedingt. So spiele es beispielsweise eine Rolle, wie sich das Virus regional ausbreite. "Nürnberg mit Hamburg zu vergleichen, macht keinen Sinn. Da gibt es ganz andere Infektionsbewegungen". Der Raum Nürnberg liege indes in der Nähe des Einzugsgebiets im Osten und Nordosten Bayerns. Die Städte und Landkreis an der Grenze zu Tschechien zählten in der Vergangenheit wiederholt zu den bundesweiten Corona-Hotspots.
"Das liegt auch an unserer Wirtschaftsstruktur"
Hinzu komme, dass Nürnberg ein "sehr starker Logistikstandort" sei. Die vielen damit verbundenen Verbindungen nach außen wirkten letztlich auch auf den Inzidenzwert negativ ein. "Wir fragen uns natürlich auch, warum zum Beispiel Erlangen viel niedrigere Inzidenzen als wir gehabt hat", hält Walthelm fest. Ihre Erklärung: "Das liegt auch an unserer Wirtschaftsstruktur. Wir haben im Vergleich relativ viele Jobs, die nicht Homeoffice -fähig sind." Dementsprechend gebe es auch mehr Menschen, die Kontakte haben.
Alles in allem bewege sich Nürnberg in den vergangenen Wochen mit dem deutschland- beziehungsweise bayernweiten Infektionsgeschehen "rauf und runter". "Da erkennen wir keine Auffälligkeit. Besondere Infektionswerte haben wir nicht in großem Ausmaß." Bei rund 80 bis 85 Prozent der Corona-Fälle in der Frankenmetropole handelt es sich der Gesundheitsreferentin zufolge um "diffuses Infektionsgeschehen". Zwar gebe es zwischendurch immer wieder mal "kleinere Hotspots" - etwa in Unternehmen im Bereich des produzierenden Gewerbes, bei Erntehelfern oder in Gemeinschaftsunterkünften -, größere Infektionsherde treten indes nicht zum Vorschein. "Das ist nicht der Fall", sagt Walthelm.
Um die Corona-Problematik lokal in den Griff zu kriegen, gibt es der Stadt Nürnberg zufolge verschiedenen Herangehensweisen. So kümmern sich laut Walthelm inzwischen rund 400 Mitarbeiter um die Verfolgung von Kontaktpersonen von Covid-19-Infizierten. "Da geht es darum, eine schnelle Verfolgung sicherzustellen."
"Dicht besiedelte, benachteiligte Quartiere": Stadt will mobile Impfteams einsetzen
Darüber hinaus sei geplant, fortan verstärkt in die Stadtteile vor Ort zu gehen. In Sachen Impfen wolle die Stadt "speziell die dicht besiedelten, benachteiligten Quartiere unter die Lupe nehmen". Dort wohnen Walthelm zufolge rund 37 Prozent der Nürnberger Bürger, die zugleich aber etwa 50 Prozent der Corona-Fälle ausmachen. "Das heißt, diese Menschen sind überproportional betroffen", betont die 40-Jährige.