Bei einem Aufsehen erregenden Großeinsatz in Altdorf bei Nürnberg wurden Feuerwehrkräfte mit einer Schusswaffe bedroht. Gegenüber inFranken.de schildern nun der Kommandant und eine Anwohnerin von den dramatischen Geschehnissen.
Der Vorfall sorgte weit über die Grenzen der Region hinaus für Aufsehen: In Altdorf bei Nürnberg wurde vor knapp eineinhalb Wochen eine verkohlte Leiche entdeckt. Auf dem Areal im Süden der mittelfränkischen Stadt war zuvor ein Feuer ausgebrochen. Als Kräfte der Feuerwehr am Sonntagnachmittag (7. Juli 2024) im Zuge ihres Einsatzes das brennende Gartenhaus auf dem Grundstück betreten wollten, wurden sie von einem Mann mit einer Schusswaffe bedroht. "Der Einsatz hat ganz normal wie jeder andere auch begonnen", schildert Martin Bösel, Kommandant der Feuerwehr Altdorf wenige Tage nach den dramatischen Geschehnissen im Gespräch mit inFranken.de.
Ein erster Trupp rückte demnach zu einem anderen Ziel an der Einsatzstelle vor. Ein zweiter, ebenfalls aus zwei Mann bestehender Trupp versuchte, zum Brandherd vorzudringen. "Da kam es dann zum Kontakt mit dieser Person". Seine Kameraden wollten den Mann demnach retten, "sind aber gleich bedroht worden", sagt Bösel. "Die Kollegen sind daher zurückgekommen und haben einen Notruf abgesetzt." Neben dem Sprechfunkslogan "Mayday, Mayday" wurde eine konkrete Bedrohungslage gemeldet. Polizisten stießen im weiteren Verlauf vor Ort auf menschliche Überreste und eine Pistole. Die Ermittler gehen davon aus, es sich bei dem Toten um den 88 Jahre alten Bewohner des Anwesens handelt.
Mann bedroht Altdorfer Feuerwehrkräfte mit Pistole - Kommandant: "Äußerlich geht es ihnen gut"
In ihren Einsätzen werden Feuerwehrleute immer wieder mit äußerst belastenden Situationen konfrontiert - etwa bei Bränden oder Verkehrsunfällen. "Wir haben bei uns die beiden Autobahnen A3 und A6 - da kommt es immer wieder zu Unfällen", konstatiert Bösel. Die Bedrohung mit einer Schusswaffe stellt für die Ehrenamtlichen derweil eine gesonderte Nervenprobe dar. "Äußerlich geht es ihnen gut. Das ist aber immer schwierig einzuschätzen", berichtet der Kommandant der Altdorfer Feuerwehr mit Blick auf seine beiden Kollegen. Während der Arbeit laufe vieles automatisch ab. "Im Einsatz macht man sich normalerweise keine Gedanken."
Sollte die beiden bedrohten Einsatzkräfte im Nachhinein das Bedürfnis verspüren, ihr aufwühlendes Erlebnis aufzuarbeiten, steht ihnen demnach professionelle Hilfe zur Verfügung. "Eine Einsatzbesprechung fand bereits am Donnerstag statt", sagt Bösel. Die zwei Kameraden im Alter von Anfang/Mitte dreißig könnten, sofern sie es möchten, zudem die sogenannte Psychosoziale Notfallversorgung in Anspruch nehmen. Sie bietet Einsatzkräften, ihren Angehörigen oder Augenzeugen bei der Aufarbeitung von Notfällen eine psychologische Hilfestellung. Die Anlässe sind verschieden. Im Raum Bamberg mussten Einsatzkräfte im Frühjahr etwa den Tod eines Kameraden verarbeiten.
Dass Feuerwehrkräfte durch eine Waffe gefährdet werden, kommt laut Schilderung des Kommandanten im Raum Altdorf vergleichsweise selten vor. "Wir hatten schon mal eine Waffenbedrohung. Damals war uns aber bekannt, dass jemand mit Pfeil und Bogen unterwegs ist", gibt Bösel zu bedenken. Die sei im Vergleich mit einer unerwarteten Bedrohungslage ein entscheidender Unterschied.
Polizei gibt Update zu gefundenem Leichnam - Ehefrau von 88-Jährigem bei Feuer verbrannt?
Der infolge Brands in Altdorf gefundene Leichnam ist - wie eingangs erwähnt - inzwischen identifiziert. Laut Polizei handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um den 88-Jahre alten Grundstückseigentümer. Das teilten die Beamten in der vergangenen Woche nach eine Obduktion mit. Weiter ungewiss ist, was mit der 82-jährigen Ehefrau des Toten passiert ist. "Die Suchmaßnahmen direkt vor Ort sind inzwischen abgeschlossen", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken am Dienstag (16. Juli) gegenüber inFranken.de.
Die Vermisste sei jedoch noch immer nicht entdeckt worden. Kam die Seniorin womöglich in den Flammen ums Leben? Manche Frage bleibt augenfällig weiter unbeantwortet. "Die Ermittlungen im Fall laufen weiter", erklärte der Polizeisprecher. Für Beklemmung sorgte die aufsehenerregenden Vorfälle am 7. Juli indessen in der Nachbarschaft rund um den Einsatzort in der Altdorfer Pfaffentalstraße. "Ich gehe dort täglich mit meinem Hund spazieren", schildert Anwohnerin Jutta Förther im Gespräch mit inFranken.de. "Die Feuerwehr stand bei uns im Hof. Wir durften nicht mehr zur Haustür raus."
Über das Dachfenster habe sie das Einsatzgeschehen aber hautnah verfolgen können. "Ich bin erst einmal von einem Brand ausgegangen", sagt die Altdorferin. Später habe sie dann gehört, wie offenkundig mehrere Schüsse fielen. "Ich hatte zuvor noch nie Schüsse gehört", so die 63-Jährige. Laut Polizei handelte sich hierbei um eine Aktion der eingesetzten Spezialeinsatzkräfte (SEK), die das betroffene Gelände durchsuchten. Im Zuge der Durchsuchungsmaßnahmen wurden demnach Vorhängeschlösser aufgeschossen. "Diese Schüsse waren im Umfeld deutlich hörbar", berichtete die Polizei Mittelfranken.
Anwohnerin erlebt Großeinsatz hautnah mit - Bedrohung sorgt für Kopfschütteln: "Ist furchtbar"
"Die Einsatzkräfte vom SEK machen einen schon nervös", gesteht Jutta Förther. "Am Himmel ist außerdem ein Hubschrauber gekreist. Vor der Tür habe ich eine Drohne gesehen." Hinzu sei eine größere Schar an Rettungskräften gekommen. "So etwas habe ich in meinem Leben zuvor noch nicht mitbekommen. Es war sehr aufregend, weil wir alle nicht wussten, was los war", erzählt die Anliegerin. Auf weitere Vorfälle dieser Art könne sie trotzdem getrost verzichten, betont sie. Aufseiten von Feuerwehr und Co. sei zugleich alles "faszinierend schnell" abgelaufen, lobt die Augenzeugin das rasche Handeln der Einsatzkräfte. Dass die Altdorfer Feuerwehrleute bei ihrem Einsatz bedroht wurden, habe sie gelesen, berichtet Förther. "Das hört man ja immer öfter. Das ist furchtbar, aber es ist leider so."
In der Tat berichten fränkische Feuerwehren regelmäßig von Konfrontationen mit ungehaltenen Bürgern bei ihren Einsätzen. Der Kommandant der Feuerwehr Hochstadt am Main verschaffte unlängst seinem Ärger Luft. "Die Hemmschwelle ist weg und jeder ist sich selbst der Nächste", betonte er. Im aktuellen Fall zollte die Stadt Altdorf den mit der Schusswaffe bedrohten ehrenamtlichen Feuerwehrleuten öffentlich Hochachtung. "Wir möchten allen Einsatzkräften von heute einen tief empfundenen Dank sagen", hieß es in einem Facebook-Post am 7. Juli. "Niemand von uns kann ermessen, wie schlimm es darüber hinaus für die betroffenen Feuerwehrkameraden gewesen sein muss, in einer derart gefährlichen Situation zu sein. Unser Respekt für eure Arbeit könnte nicht größer sein."
Auch im Kommentarbereich herrschte merklich Erleichterung - unter anderem auch aufseiten anderer Helfer. "Auch wir als Rettungsdienst waren in Gefahr", berichtet eine Frau. "Sowas muss nicht nochmal sein! Gott sei Dank ist uns allen nix passiert." Ein anderer Nutzer lobt derweil den Einsatzkräften für deren gewährleisteten Schutz. Vergleichbar äußeren sich mehrere andere Bürger. "Bin so unendlich dankbar, dass ihr heile zurück seid", betont eine weitere Frau mit Blick auf die Bedrohungslage während des Großeinsatzes in Altdorf. WeitereNachrichten aus Nürnberg und Umgebung gibt es in unserem Lokalressort.