Der Markt für biologisch erzeugte Lebensmittel wächst stetig. Das zeigt sich unter anderem bei den Aktivitäten der BayWa in Franken. Warum der Anteil am gesamten Lebensmitteleinzelhandel dennoch überschaubar bleibt, hat vor allem einen Grund.
Aus der Nische ist die Bio-Branche längst raus. Die Verbraucher kaufen bewusster ein, machen sich auch bei ihrer Ernährung Gedanken über die Nachhaltigkeit. Zahlen über das vergangene Jahr liegen noch nicht vor, aber laut Marktforscher Helmut Hübsch von der GfK in Nürnberg ist der Trend zu mehr Bio ungebrochen. "Es gibt weiteres Wachstum im Markt. Neue Käuferschichten sind dazugekommen", berichtet Hübsch. Manchmal griffen die Leute ganz automatisch zu einem Bioprodukt, zum Beispiel wenn bei den Karotten in der Auslage nur diese Qualität zu finden sei. Es wachse aber auch die Gruppe derer, die nicht nur eins, sondern mehrere Bioprodukte in ihren Warenkorb legten.
Erfolgreiche Kooperationen
Kein Wunder. Längst sind die ökologisch erzeugten Lebensmittel nicht mehr nur in Bioläden oder den etablierten Biomarktketten mit steigender Zahl an Filialen zu finden. Auch Verbrauchermärkte und Discounter haben ihr Bio-Sortiment spürbar ausgebaut. Vor drei Wochen hat der Öko-Anbauverband Bioland ein Resümee nach einem Jahr Kooperation mit dem Lebensmitteldiscounter Lidl gezogen. "Die Bilanz ist durchweg positiv", sagte Bioland-Präsident Jan Plagge. Es habe durch die Kooperation mit Lidl im ersten Jahr eine Mengensteigerung von 30 bis 40 Prozent bei Bioland-Milch gegeben. Andere haben nachgezogen. So gibt es inzwischen zum Beispiel auch eine Partnerschaft von Demeter mit Kaufland.
Die Nachfrage nach Bio macht sich mehr und mehr auch auf der Erzeugerseite bemerkbar. So hat die BayWa ihre Bioaktivitäten ausgebaut. "Wir reagieren damit auf die Nachfrage der Landwirte", sagt BayWa-Agrar-Pressereferentin Antje Krieger. Die Erfassung von Ökogetreide sei gestiegen. Die Menge sei zwar niedriger als im konventionellen Bereich, gleichwohl habe es 2018/19 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Verdoppelung der erfassten Menge im BayWa-Vertriebsgebiet Deutschland (Bayern, Württemberg, Ostdeutschland) gegeben. Auch Ölsaaten wie Sonnenblumen, Raps oder Soja würden in Bioqualität erfasst.
Fördernachteile für Biobauern
Was Bayern betrifft, so finden sich die drei Standorte der BayWa für die Bio-Erfassung alle in Franken: in Hof, in Würzburg und in Stadtlauringen (Landkreis Schweinfurt). Mit dem Ökoanteil in der Region habe dies nichts zu tun, sagt Krieger. "Diese Konzentration liegt an der Vorreiterrolle, die die verantwortlichen BayWa-Mitarbeiter in Franken eingenommen haben." Zumal ein Zertifizierungsprozess nicht von heute auf morgen möglich sei.
"Sie müssen gewährleisten, dass es keine Vermischung gibt", sagt Krieger. "Nicht einmal Staub." Insofern dürfe ein Standort nie gleichzeitig nebeneinander konventionelle und Öko-Ware annehmen.
Bio ungebremst auf dem Vormarsch? Ein Biolandwirt aus Franken, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, berichtet von Preisverfall bei Bio-Roggen. Die Getreideart sei derzeit "ganz schwer bis nicht absetzbar", der Preis habe sich dem konventionell erzeugten Roggen stark angenähert. Beim anspruchsvolleren Weizen sei der Preis zwar noch stabil, aber noch etwas anderes bringe die bayerischen Biobauern derzeit ins Hintertreffen. Die staatlichen Förderungen für Biobauern seien zu Jahresbeginn gekürzt worden, sagt der Landwirt, und im Gegenzug erhielten konventionelle Höfe mehr Förderung. "Momentan sind in Bayern dadurch weniger Bauern bereit, auf Bio umzustellen."
Katja Gilbert vom Anbauverband Bioland will das so nicht bestätigen. "Die Betriebe interessieren sich nach wie vor für den Umstieg und stellen auch noch um", berichtet sie. Es gebe aber tatsächlich Fördernachteile.
Mit dem Bio-Wahn lässt es sich wunderbar abzocken und auch Verbraucher täuschen.