Bahn-Chaos im Großraum Nürnberg nervt Pendler - Experte sieht Hauptproblem
Autor: Ralf Welz
Franken, Dienstag, 14. November 2023
Auf der Zugstrecke zwischen Nürnberg und Bamberg kommt es immer wieder zu Verspätungen und Zugausfällen. Vor allem Pendler reagieren genervt. Ein Experte übt vor allem in einem Punkt Kritik an der Bahn.
Im Zugverkehr in Franken kommt es immer wieder zu Beeinträchtigungen. Grund ist aktuell vor allem der viergleisige Bahnausbau zwischen Nürnberg und Bamberg. Für Dezember sind erneut umfangreiche Gleisbauarbeiten angekündigt. Die Folgen für Fahrgäste: Fahrplanänderungen, Umleitungen, Zugausfälle und Schienenersatzverkehr. Schon in der Vergangenheit brauchten Pendler und andere Passagiere häufig viel Geduld. Bauarbeiten erforderten immer wieder längere Streckensperrungen.
Im Netz zwischen Nürnberg und Würzburg wurden laut Bahn in "über 15 bauintensiven Wochen" neue Gleise verlegt. Das bis September andauernde Mammutprojekt führte zu massiven Einschränkungen - die sich auch andernorts bemerkbar machten. "In dieser Zeit gab es extrem viele Leute, die über Bamberg gefahren sind", berichtet Lukas Iffländer vom Fahrgastverband Pro Bahn. Ihm zu folge wollten zahlreiche Fahrgäste nicht auf die Busse des Schienenersatzverkehrs ausweichen. Dies habe die sowieso schon angespannte Lage auf der Strecke Nürnberg-Bamberg schließlich "zum Überlaufen gebracht", konstatiert der Verbandssprecher.
Bahnausbau Nürnberg-Bamberg behindert besonders Regionalverkehr - "man muss viel Ausdauer haben"
Vom Bahnausbau Nürnberg-Bamberg sei grundsätzlich gerade der Regionalverkehr betroffen. "Man muss viel Ausdauer haben", sagt Iffländer. Den viergleisigen Bahnausbau als solchen begrüßt man aufseiten des Fahrgastverbands indes ausdrücklich. "Der Schritt war definitiv notwendig", hält Iffländer fest. Gerade das bereits auf den Weg gebrachte neue S-Bahn-Angebot werde von Kundenseite "stark angenommen".
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Die Erweiterung des Abschnitts Nürnberg-Bamberg spielt derweil auch für den ICE-Verkehr zwischen München und Berlin eine tragende Rolle. "Die Strecke ist stark ausgelastet. Die Züge sind oft proppenvoll", berichtet der Pro-Bahn-Sprecher. "Deshalb stehen wir grundsätzlich auch hinter dem Ausbau." An dessen Umsetzung beanstandet er allerdings gleich mehrere Aspekte.
Als Hauptkritikpunkt nennt Iffländer das kleinteilige Vorgehen der Bahn. "Gut wäre es gewesen, wenn der Ausbau in zwei bis drei Etappen erfolgt wäre und nicht stückweise. Dadurch, dass man das so schrittweise macht, hat man als Pendler immer wieder Sperrungen." Wegen der Arbeiten war es im März sogar zu einer einwöchigen Vollsperrung der kompletten Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Bamberg gekommen. Der Verbandsvertreter nimmt an, dass der ein oder andere Zugfahrer infolge der Beeinträchtigungen dauerhaft auf das Auto umgestiegen ist. "Es hat bestimmt einige Leute als Pendler vergrault."
"Wichtiger Knoten Bamberg wird als Letztes gebaut": Fahrgastverband-Sprecher kritisiert Bahn und Stadt
Iffländer moniert darüber hinaus, dass der Streckenabschnitt in und um Bamberg erst zum Schluss an der Reihe sei. "Der wichtige Knoten Bamberg, der das Nadelöhr ist, wird als Letztes gebaut. Das ist aus meiner Sicht falsch", konstatiert er. "Mit dem ICE steht man teils zwei Minuten vor dem Bahnhof, weil ein Regionalexpress überholt werden muss." Die Stadt Bamberg bezeichnet den viergleisigen Bahnausbau als "größtes Infrastrukturprojekt der Geschichte".
Für die Stadt gehe es darum, die Planungen der Bahn so zu begleiten, dass "stadt- und menschenverträgliche Lösungen" gefunden werden, teilt die Stadt auf ihrer Webseite mit. "Es ist der schwerste Abschnitt", sagt Iffländer mit Blick auf die Situation im Bereich Bamberg. Gerade deshalb hätte man nach seiner Auffassung mit diesem Teilstück beginnen müssen. Der Interessenvertreter der Bahnfahrer beklagt: "Bahn und Politik haben sich zu zögerlich an der Bürgerdiskussion beteiligt. Das hätte man deutlich früher machen können. Die komplette Strecke hängt an Bamberg."