Fränkischer Apotheker startet Hamsterkäufe: "Vertuschen löst keine Probleme"
In Deutschland sind mittlerweile Hunderte Medikamente nicht lieferbar. Das Coronavirus droht die Situation zusätzlich zu verschärfen. Der Altdorfer Apotheker Ralf Schabik rechnet mit stark wachsenden Arzneipreisen. Damit ihm wichtige Wirkstoffe nicht ausgehen, hat er entsprechend vorgesorgt.
In Deutschlands Apotheken sind viele Medikamente mittlerweile Mangelware. Davon kann auch der Altdorfer Apotheker Ralf Schabik ein Lied singen. Er warnt vor einer Preisexplosion. Symbolfoto: Christoph Soeder/dpa
Fränkischer Apotheker geht davon aus, „dass Preise explodieren werden“
Hamsterkäufe gegen Arzneimittel-Knappheit
Kritik an Herstellern und Krankenkassen
Apotheker verrät, was Patienten tun können
Bei Hunderten wichtigen Medikamenten herrschen aktuell Lieferengpässe. Auf der Seite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) werden knapp 300 Medikamente aufgeführt, die derzeit nicht - beziehungsweise in nicht ausreichender Menge - verfügbar sind.
Davon kann auch Ralf Schabik ein Lied singen. "Momentan haben wir mit jedem dritten Rezept ein Problem. Es gibt viele Medikamente, die über ein dreiviertel Jahr nicht lieferbar sind", sagt der Inhaber der beiden Wallenstein-Apotheken in Altdorf bei NürnberginFranken.de. "Das geht bei uns quer durchs ganze Sortiment." Die Palette reiche dabei von gängigen Schmerzmitteln wie Ibuprofen bis zu ausgefallen Spezialmitteln, beispielsweise für Krebspatienten.
Apotheker warnt: "Gehe davon aus, dass die Preise explodieren werden"
Verschärft sich die Knappheit von Medikamenten in Deutschland weiterhin, könnte dies die Patienten über kurz oder lang auch finanziell treffen. "Ich gehe davon aus, dass die Preise explodieren werden." Zwar gibt es in Deutschland bislang festgelegte Preise für Medikamente, laut Schabik muss es dabei aber nicht bleiben "Die Konzerne spielen Kapitalismus. Jetzt merkt man wirklich die Marktwirtschaft." Dies halte er für sehr bedenklich, "denn es geht um die Gesundheit von Menschen".
Steigende Preise führten bereits jetzt zu Frust auf der Patientenseite. Erst kürzlich habe eine Kollegin den Zorn einer Kundin zu spüren bekommen. "Sie hat sich beschwert, wie teuer wir geworden seien. Und so was tut einfach weh. Auf die Preise haben wir überhaupt keinen Einfluss." Den Ärger über höhere Preise könne Schabik zwar nachvollziehen, gleichwohl seien ihm in dieser Hinsicht die Hände gebunden. "Das ist verständlich, aber ich kann es nicht ändern."
Mit dem grassierenden Coronavirus hat der Medikamentenengpass indes nichts zu tun - noch nicht. "In dem Zusammenhang werden wir die Auswirkungen erst Ende Jahres spüren", vermutet Schabik. Insbesondere in der Region Wuhan hergestellte Präparate, dem Epizentrum der Corona-Epidemie, könnten dann mitunter nicht erhältlich sein.