"Alles abschaffen, was Spaß macht": Altdorfer Pyrotechnik-Händler übt deutliche Kritik am Feuerwerksverbot für Silvester

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Kritik am erneuten Böllerverbot
Kritik am erneuten Böllerverbot: Ein Altdorfer Händler glaubt nicht, dass die Verletzungsgefahr an Silvester durch die Maßnahme sinken wird - im Gegenteil. 
Kritik am erneuten Böllerverbot
Roland Weihrauch/dpa (Symbolbild)

Das Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper macht fränkischen Pyrotechnik-Händlern schwer zu schaffen. Gerald Freier aus Altdorf (Nürnberger Land) übt deutliche Kritik an der Maßnahme. Er befürchtet, dass sie unerwünschte Folgen haben wird.

  • Altdorf: Pyrotechnik-Firma darf keinen Silvester-Verkauf ausrichten 
  • Geschäftsführer Gerald Freier sitzt auf einem Lager voller Raketen und Böller 
  • "Alles abschaffen, was Spaß macht": Freier kann Verkaufsverbot nicht nachvollziehen 
  • Pyrotechnik-Chef befürchtet gefährliche Entwicklung durch Maßnahme

Seit über zehn Jahren betreibt Gerald Freier in Altdorf (Nürnberger Land) seine Firma "Pyrotechnik Freier". Seit 2012 veranstaltet Freier neben professionellen Feuerwerken für Veranstaltungen auch einen offenen Feuerwerksverkauf rund um Silvester. Doch dieses Jahr muss der 46-Jährige bereits zum zweiten Mal auf den Verkauf verzichten, weil erneut ein bundesweites Verbot beschlossen wurde. Er verstehe "das Ganze nicht", so Freier gegenüber inFranken.de. Gleichzeitig befürchtet er, dass die Verletzungsgefahr durch die Maßnahme 2021 nicht sinken wird - im Gegenteil. 

Altdorfer Feuerwerkshändler sitzt auf einem Lager voller Ware 

"Man sitzt jetzt auf der Ware", sagt Freier. "Bis vor kurzem hieß es noch, es gibt kein Verkaufsverbot, die Ware ist mit langer Vorlaufzeit bestellt worden und seit dem Frühjahr, spätestens August, eingelagert." Auch in seinem Lager stapelten sich nun Feuerwerkskörper, die bereits 2020 nicht verkauft wurden durften - plus der neuen bestellten Böller, Raketen und Co. 

Die Debatte um ein Feuerwerksverbot koche auch unabhängig von Corona "seit Jahren, teils Jahrzehnten immer wieder hoch". Es gebe Argumente für und gegen ein Verbot, sagt Freier, besonders die Feinstaub-Debatte habe auch Studien hervorgebracht, die "die massive Belastung widerlegen", so Freiers Sicht. Das Umweltbundesamt hatte 2020 neue Berechnungen veröffentlicht, nach denen die Feinstaub-Belastung durch Silvesterfeuerwerk um die Hälfte geringer ist als bisher angenommen und einen bundesweiten Anteil von ein bis zwei Prozent der jährlichen Gesamtemissionen je nach Berechnungsart einnimmt. 

"Man hat das Gefühl, die Politik will alles abschaffen, was Spaß macht", findet Freier und vergleicht Feuerwerk unter anderem mit Motorradfahren. "Klar, es gibt Verletzungen", so der Pyrotechnik-Profi. Diese hätten aber auch viel mit "nicht zugelassenem Feuerwerk" zu tun, "das die Leute entzünden". 

Prognose: Händler sagt Verlagerung nach Tschechien und Polen vorher

Freier prognostiziert nun, "dass die Leute dieses Silvester vermehrt in die östlichen Nachbarländer, nach Tschechien oder Polen, fahren, und dort ungeprüfte Ware kaufen". Das sei viel gefährlicher als "geprüftes, von der EU zugelassenes Feuerwerk". 

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Er selbst habe für seinen Pyrotechnik-Betrieb keine Hilfen vom Staat erhalten, da er im Hauptgeschäft noch ein Unternehmen für Industrietechnik in Altdorf leite. Trotzdem seien die Umsatzeinbußen hoch, Freier schätzt sie auf 30.000 bis 50.000 Euro. Dazu kämen "die Shows, die uns sonst übers Jahr immer geholfen haben". 

Einer Klage im Eilverfahren des Verbands des Bundesverbands Pyrotechnik gibt Freier aus eigener Sicht wenig Chancen. "Es arbeiten rund 3000 Beschäftigte in der Branche in Deutschland, die fallen nicht auf, wenn man sich etwa anschaut, wie wenig Unterstützung große Branchen wie die Gastronomie oder Veranstalter erhalten."

Welche Regeln gelten an Silvester im Nürnberger Land? Hier erfährst du die wichtigsten Einschränkungen.