Ärzte und Pfleger helfen Flüchtlingen im Nürnberger Zeltlager

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Kinderarzt Christoph Wittmann startete mit Kollegen die Hilfsaktion. Foto: Nikolas Pelke
Kinderarzt Christoph Wittmann startete mit Kollegen die Hilfsaktion. Foto: Nikolas Pelke

Als Christoph Wittmann erfuhr, dass die Flüchtlinge in dem Zeltlager an der Deutschherrenstraße unter mangelnder medizinischer Versorgung leiden, startete der Kinderarzt vom Klinikum Nürnberg mit Kollegen eine spontane Hilfsaktion.

"Am Samstag haben wir die erste Sprechstunde organisiert." Der Ansturm der ausländischen Patienten sei enorm gewesen. Offiziell sei zwar die medizinische Versorgung der Flüchtlinge gewährleistet, sagte Wittmann. Aber praktisch würden die Menschen nicht ausreichend medizinisch versorgt. "Hauptsächlich haben wir es hier mit Infektionen und Magen-Darm-Erkrankungen zu tun", sagte Wittmann am Dienstag vor dem improvisierten Flüchtlingslager. "Die größten Sorgen machen uns aber Hautprobleme." Schließlich hätten die Flüchtlinge keine Möglichkeit, ihre Kleidung vernünftig zu waschen.

Auch die Bettlaken und Matratzen würden für Neuankömmlinge nicht gereinigt. Durch die mangelnde Hygiene könnten sich Hautkrankheiten leichter ausbreiten. Mittlerweile kommen täglich mehrere Ärzte und Pfleger für mehrere Stunden in das Camp, um den Asylbewerbern medizinisch zu helfen.
"Unter solchen Bedingungen habe ich noch nie gearbeitet", sagte die Chirurgin Brigitte Spachmüller. Mit Bettlaken wurde notdürftig ein Behandlungszimmer in einem der drei Festzelte eingerichtet. Die Medikamente würden von einer Nürnberger Apotheke gestellt und von der Regierung von Mittelfranken bezahlt. Auch das Nürnberger Klinikum unterstütze den ehrenamtlichen Einsatz der Mediziner mit Material.

Neben den medizinischen Problemen gebe es weitere Schwierigkeiten. "Es fehlt einfach auch die soziale Betreuung", sagt Pfleger Roland Zeh, der normalerweise in der Notfallambulanz arbeitet. "Die Sprachbarrieren machen die Anamnesen schwierig. Es fehlen einfach auch Dolmetscher", betonte die Krankenschwester Adriane Yiannouris. Insgesamt beklagen sich die Helfer über die zahlreichen bürokratischen Hürden, die die Arbeit in dem Flüchtlingslager immer wieder erschweren. Jeder Taxi-Schein müsse von der Regierung genehmigt werden.
Einige Arztpraxen in der Nachbarschaft leisten unbürokratische Hilfe. Außerdem sei die Kommunikation katastrophal, bemängelte das Ärzte-Team. Wie lange und wie viele Flüchtlinge man noch medizinisch betreuen müsse, wisse man nicht. "Es gibt Gerüchte, dass keine neuen Flüchtlinge kommen sollen. Aber Genaues wissen wir leider auch nicht", kritisierte Christoph Wittmann. Das Zeltlager wurde Ende August eingerichtet, weil das große Flüchtlingslager in Zirndorf aus allen Nähten platzt.