Neue Flüchtlingsunterkunft sorgt für "aufgeheizte Stimmung" in Gemeinde - Landrat erhält scharfe Anfeindungen

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Flüchtlingsunterkunft in Dietersheim sorgt für "aufgeheizte Stimmung" - Landrat scharf angefeindet
Manche Bürger befürchten, dass das Gemeindeleben in Dietersheim durch die Flüchtlingsunterkunft beeinträchtigt werden kann.
Flüchtlingsunterkunft in Dietersheim sorgt für "aufgeheizte Stimmung" - Landrat scharf angefeindet
Jonas Walzberg / dpa (Symbolbild)

Eine neue Flüchtlingsunterkunft sorgt in Dietersheim derzeit für angespannte Gemüter. Der Landrat erhält harsche Anfeindungen, die Stimmung im Ort ist aufgeheizt. Laut dem Sprecher des Landratsamts wird die Einrichtung aber "dringend benötigt".

Im mittelfränkischen Dietersheim soll eine neue Unterkunft für geflüchtete Menschen entstehen. Das Vorhaben stößt in der kleinen Gemeinde jedoch auf Widerstand. "Die Stimmung ist aufgeheizt", erklärt Bastian Kallert, der Pressesprecher des Landratsamts Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, im Gespräch mit inFranken.de. "Doch die Plätze werden dringend benötigt." Bisher gebe es im Landkreis eine große Notunterkunft in Scheinfeld. Diese sei jedoch "am Anschlag", erläutert Kallert die Hintergründe des Vorhabens.

"Ursprünglich sollte die Unterkunft in Scheinfeld als Notunterkunft und Drehkreuz fungieren, weshalb die Strukturen vor Ort eher behelfsmäßig sind", erklärt der Sprecher. Aufgrund der mangelnden Anschlussunterkünfte und hohen Zuweisungen sei die Einrichtung allerdings seit jeher "stark belegt und aktuell wirklich überbelastet". 283 Menschen seien aktuell in Scheinfeld untergebracht - bei einem theoretischen Maximum von 240 Personen.

Geplante Flüchtlingsunterkunft trifft in Dietersheim auf Ablehnung - doch "Handlungsdruck ist groß"

Nachdem zwei Möglichkeiten für den Bau einer weiteren Unterkunft zerschlagen worden seien, sei im September eine Alternative in Dietersheim in den Fokus gerückt, in der bis zu 100 Menschen unterkommen sollen. Bei einem Bürgergespräch Ende September habe sich in der Gemeinde jedoch ein relativ eindeutiges Stimmungsbild herauskristallisiert: "Vor Ort gibt es sehr starke Bedenken", sagt Kallert. Die "Töne, die man vernimmt, sind schon eher negativ und ablehnend."

Bei den Befürchtungen der Bürgerinnen und Bürger handele es sich um "allgemeine Bedenken", dass durch eine Flüchtlingsunterkunft "das Gemeindeleben beeinträchtigt werden kann". Die öffentliche Diskussion sei "weitestgehend sachlich" verlaufen. Allerdings habe Landrat Helmut Weiß (CSU) scharfe Anfeindungen erhalten. "Tatsächlich gab es Zuschriften im Privaten als auch hier auf dem Amt, in denen Betitlungen als 'Volksverräter' oder 'Lügner' enthalten waren", bestätigt Kallert.

Eine mögliche Alternative, die geflüchteten Menschen nach einem Einwohnerschlüssel auf die Gemeinden zu verteilen, wurde diskutiert. "Es hat sich jedoch abgezeichnet, dass die Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Gemeinden sehr beschränkt sind", weshalb der Plan nicht umsetzbar sei. Für November seien seitens der Regierung allerdings nochmal 155 Personen angekündigt worden, die irgendwo unterkommen müssen, erklärt der Pressesprecher. "Der Handlungsdruck ist so groß, dass das Containerdorf in Dietersheim angestoßen werden musste."

"Plätze werden wirklich dringend gebraucht": Landratsamt steht hinter Vorhaben

Aktuell befinde man sich bezüglich der neuen Flüchtlingsunterkunft in Dietersheim "mitten im Verfahren". Aufgrund der vielen rechtlichen Komponenten sei es schwer, eine zeitliche Einschätzung zur endgültigen Entscheidung abzugeben. "Letztendlich ist jedoch davon auszugehen, dass die Unterkunft baurechtlich umgesetzt wird. Das ist das Ziel." Das Landratsamt stehe hinter dem Vorhaben: "Die Plätze werden einfach wirklich dringend gebraucht, das ist der ganze Hintergrund."

In der Unterkunft in Scheinfeld steige durch die hohe Belastung derweil die Spannung, "aber die Stimmung äußert sich eher in internen Konflikten." Außergewöhnliche Vorfälle habe es jedoch keine gegeben. In der neuen Flüchtlingsunterkunft in Dietersdorf soll sich dann auch die Lage für die geflüchteten Menschen verbessern: "Dort wird dann vor allem etwas mehr Privatsphäre ermöglicht. Die Container sind so ausgerichtet, dass keine sechs bis acht Menschen mehr auf engstem Raum unterkommen müssen."

Die Flüchtlingskrise bereitet indessen vielen Kommunen immense Sorgen. Der hohe Zustrom an Asylbewerbern macht sich auch in finanzieller Hinsicht bemerkbar. Allein im Bamberger Ankerzentrum wird 2023 mit Ausgaben von rund zehn Millionen Euro für Security gerechnet.