Nach Schüssen auf 31-Jährigen in Franken - Verfahren gegen zwei Polizisten eingestellt

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Nachdem ein Mann bei einem Einsatz im April dieses Jahres von Polizisten lebensgefährlich angeschossen worden war, wurde das Verfahren gegen die beiden Beamten jetzt eingestellt.

Update vom 29.11.2024, 11 Uhr: Verfahren gegen Polizeibeamte eingestellt - "mussten von Notwehrlage ausgehen"

Am 5. April 2024 gegen 17.15 Uhr trafen zwei Polizeistreifen der Polizeiinspektion Bad Windsheim am Bahnhofsplatz ein, nachdem über den Notruf ein Mann mit einer Schusswaffe gemeldet worden war.

Vor Ort richtete der Mann seine Waffe auf die uniformierten Beamten und legte diese trotz mehrfacher Aufforderung nicht nieder. Nachdem er auch auf die Androhung des Schusswaffengebrauchs nicht reagierte und sich immer weiter auf die Polizeibeamten zubewegte, gaben diese mehrere Schüsse ab, wodurch der Mann lebensgefährlich verletzt wurde.

Dieser Ablauf des Tatgeschehens wird sowohl von den Polizeibeamten als auch von mehreren zufällig anwesenden Passanten übereinstimmend geschildert. Bestätigt werden diese Angaben durch ein von einem unbeteiligten Zeugen gefertigtes Handyvideo, das wesentliche Teile des Geschehens zeigt.

Bei der Untersuchung der Waffe des Mannes wurde festgestellt, dass es sich nicht um eine echte Schusswaffe, sondern um eine sogenannte PTB-Waffe handelte. In der konkreten Einsatzsituation konnten die Beamten diese hochwertige Nachbildung jedoch nicht von einer scharfen Waffe unterscheiden. Sie mussten vielmehr von Lebensgefahr für sich und weitere Personen vor Ort ausgehen.

Ein strafbares Verhalten der Polizeibeamten liegt somit nicht vor. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat das Ermittlungsverfahren gegen die zwei Polizeibeamten eingestellt, da die Beamten von einer Notwehrlage ausgehen mussten.

Erstmeldung vom 5.4.2024: Schusswaffengebrauch in Bad Windsheim - Mann schwer verletzt

Die Polizei hat in Bad Windsheim auf einen Mann geschossen und diesen schwer verletzt. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken gegenüber inFranken.de bestätigte, wurde der Unbekannte am frühen Freitagabend (5. April 2024) gegen 17.15 Uhr in der Nähe des Bahnhofs angeschossen. Wie die Polizei berichtet, habe der Mann die Polizisten zuvor mit einer Pistole bedroht, nachdem diese wegen Handgreiflichkeiten im Zusammenhang mit einem Autokauf zum Bahnhof gerufen worden waren.

Bei dem Verletzten handelt es sich nach der Polizei zufolge um den 31 Jahre alten potenziellen Käufer des Autos, der zunächst vor Ort von den Beamten medizinisch behandelt und anschließend in ein Krankenhaus geflogen worden war. Es sei nicht auszuschließen, dass er sich in Lebensgefahr befinde, so der Sprecher weiter.

Mann in Bad Windsheim durch Schuss aus Polizeiwaffe verletzt - Landeskriminalamt in Ermittlungen involviert

Unklar war auch, ob auch der ein Jahr jüngere Verkäufer von dem 31-Jährigen mit der Waffe bedroht wurde. Der Verkäufer wurde am Abend von der Polizei vernommen. Die beiden Männer gerieten während des Verkaufs in einen Streit, wobei der 31-Jährige handgreiflich wurde. Der 30-jährige Verkäufer alarmierte daraufhin die Polizei.

Im Zuge des Einsatzes wurde der Bahnhofsplatz weiträumig abgesperrt. Zu Beeinträchtigungen im Zugverkehr kam es nach Polizeiangaben jedoch nicht. Wie viele Schüsse abgegeben wurden, war offen. Das Bayerische Landeskriminalamt ist in die Ermittlungen involviert; das ist bei Schusswaffengebrauch durch Polizisten standardmäßig vorgesehen. Auch die Kripo Ansbach ermittelt die Hintergründe des Geschehens.

In den vergangenen Tagen hatte Polizeibeamte bereits in zwei anderen Bundesländern zur Waffe gegriffen. Dabei starb in der Dortmunder Innenstadt am Mittwochabend ein 52 Jahre alter Obdachloser, der mit einer Eisenstange aus dem Gerüstbau zuerst einen anderen Wohnungslosen attackiert und nach dem Eintreffen der Polizei mehrfach gegen die Tür einer Kirche geschlagen haben soll. Trotz mehrfacher Aufforderung soll er die Eisenstange nicht weggelegt haben. Als ein Elektroschocker kaum Wirkung zeigte, habe ein Polizeibeamter einen Schuss aus seiner Dienstwaffe abgegeben, so die Polizei.  

Ähnliche Fälle in anderen Bundesländern

Am Samstag zuvor wurde ein 46-Jähriger im niedersächsischen Nienburg an der Weser durch Schüsse aus Polizeiwaffen getötet, nachdem er seine Freundin mit einem Messer bedroht haben soll. Als er auch die Polizisten und einen Diensthund er mit dem Messer angegriffen habe, schossen die Polizisten. Der Mann wurde von acht Projektilen getroffen. Eine Beamtin wurde bei dem Einsatz angeschossen, die Ermittler gehen davon aus, dass sie aus einer Polizeiwaffe getroffen wurde.

Die Originalmeldung wurde übermittelt vom Polizeipräsidium Mittelfranken. 

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ami/nw/mit dpa

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