Geheimtipp für Ausflügler: Die Ruine Schönrain und ihre Geheimnisse
Vor bald 1000 Jahren wurde ein Kloster auf Schönrain in Unterfranken errichtet. Außerdem gab es einst eine Burg und später ein Schloss. Jetzt sollen Wissenschaftler die Ruine untersuchen.
Die auf einem Hügelsporn, mitten im Wald zwischen Hofstetten und Steinbach (Landkreis Main-Spessart) gelegene Ruine Schönrain ist ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und ein Geheimtipp bei auswärtigen Ausflüglern. Aber nicht selten ist man ganz alleine am einsamen Gemäuer, das seinen Namen von seiner schönen Lage hat. Man kann es sich heute schwer vorstellen, dass dort einst Menschen lebten, aber so war es über Jahrhunderte. Es haben sich dort Mönche und Adelige, eine Zeit lang womöglich sogar Rienecker Raubritter getummelt. Jetzt sollen Untersuchungen neue Erkenntnisse bringen, was dort oben früher los war.
Der rund 40 Mitglieder starke Verein "Gefährten Schönrains & Freunde" hat sich dem Erhalt der Ruine verschrieben und schon einige Entdeckungen gemacht hat. Langjähriger Vereinsvorsitzender war seit der Gründung im Jahr 2004 der Lohrer Architekt Oliver Herrmann. Mittlerweile hat er den Vereinsvorsitz an Stefan Beier abgegeben und fungiert als Geschichtsreferent des Vereins. Er ist immer noch fasziniert von den zum Teil fast 1000 Jahre alten Mauern. "Das Schöne ist, dass man hier zur Ruhe kommt", sagt er.
Ruine Schönrain soll wissenschaftlich untersucht werden
Archäologische Untersuchungen gab es bisher nicht, dabei ließe sich wohl einiges finden. So ist etwa noch nicht wirklich geklärt, wo eigentlich die Klosterkirche stand, von der sich noch Säulen, Kapitelle und Schachbrettfries-Steine, an verschiedenen Stellen eingemauert, auf dem Gelände finden. Nachdem sich die Literatur zu Schönrain seit Jahrzehnten kaum verändert hat, will der Schönrain-Verein selber einen Schritt weitergehen, sagt der langjährige Vorsitzende.
Jetzt soll die Anlage wissenschaftlich untersucht werden. Oliver Herrmann berichtet, dass eine Burgenforscherin für Kost und Logis im Frühjahr bereits eine Magnetfeld- und eine Bodenradarmessung durchgeführt hat. Das sei noch kein offizielles Vermessungsbüro gewesen. "Wir wollten schauen: Wo ist überhaupt was Interessantes?", sagt Herrmann.
Die Untersuchung habe ergeben, dass im Zufahrtsbereich zwischen den beiden Säulen Mauerreste im Erdreich stecken. "In dem Bereich scheint es mal ein größeres Gebäude gegeben zu haben." Kommendes Jahr soll ein weiterer Burgenforscher die Schönrain untersuchen, um Klarheit über Bestand und Einordnung der Anlage zu bekommen. Herrmann erzählt, dass es im September ein Treffen auf der Schönrain mit der Denkmalpflege und den Bayerischen Staatsforsten als Eigentümer gegeben hat. Dr. Ralf Obst vom Landesamt für Denkmalpflege habe seine Unterstützung zugesagt. Eventuell werde es eine offizielle Georadarmessung im vorderen Bereich geben.
Reste des Renaissance-Schlosses
Die von den umliegenden Dörfern relativ weit abgelegene Ruine mit dem gut erhaltenen und begehbaren Treppenturm, war schon immer Ausflugsziel für Schulklassen, Wanderer - und auch für Verliebte, wie die alten Einritzungen im Putz des Turmes belegen. Da der Forstweg, der an dem Gemäuer vorbeiführt, nur für land- und forstwirtschaftliche Zwecke befahren werden darf, erreicht man die Ruine nur zu Fuß oder mit dem Rad. Wer nicht den Markierungen des "Fränkischen Marienwegs" oder des "Spessartwegs 1" folgt und sich selbst einen Weg sucht, läuft Gefahr, sich im dichten Spessartausläufer auf der Fränkischen Platte zu verirren. Gern genommen wird deshalb auch der direkte, aber steile Aufstieg vom Tal des Ziegelbachs den teils terrassierten Hang hinauf. Der Weg lohnt sich. Schon vor Errichtung des Benediktinerklosters wurde der linksmainisch gelegene Ort der schöne Rain genannt.