"Wie ein neu gefasster Diamant"

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Im neu gestalteten Ratssaal verbindet sich der Bürgerstolz von 1690 mit einen zeitgemäßem Nutzungskonzert.
Im neu gestalteten Ratssaal verbindet sich der Bürgerstolz von 1690 mit einen zeitgemäßem Nutzungskonzert.
An der Rodach fand gestern die Eröffnungsveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals statt.
An der Rodach fand gestern die Eröffnungsveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals statt.
 
Im neu gestalteten Ratssaal verbindet sich der Bürgerstolz von 1690 mit einen zeitgemäßem Nutzungskonzert.
Im neu gestalteten Ratssaal verbindet sich der Bürgerstolz von 1690 mit einen zeitgemäßem Nutzungskonzert.
 
Pfarrer Matthias Hain (rechts) und Pfarrer Martin Ninaparampil (links) segneten das Rathaus.
Pfarrer Matthias Hain (rechts) und Pfarrer Martin Ninaparampil (links) segneten das Rathaus.
 
Der Musikverein Marktzeuln gestaltete die Feier musikalisch.
Der Musikverein Marktzeuln gestaltete die Feier musikalisch.
 
Viele Details des Marktzeulner Rathauses kommen erst nach der Sanierung zur Geltung. Fotos: Gerda Völk
Viele Details des Marktzeulner Rathauses kommen erst nach der Sanierung zur Geltung. Fotos: Gerda Völk
 
Das Rathaus in Marktzeuln öffnete am gestrigen Denkmalstag seine Türen für die interessierte Öffentlichkeit.
Das Rathaus in Marktzeuln öffnete am gestrigen Denkmalstag seine Türen für die interessierte Öffentlichkeit.
 

Am "Tag des offenen Denkmals" präsentierte die Gemeinde Marktzeuln ihr umfassend saniertes Rathaus der Öffentlichkeit. Nicht nur nach Einschätzung von Landrat Christian Meißner hat sich der finanzielle Kraftakt gelohnt.

Denkmäler sind ein nicht ganz leichtes Erbe. Davon können all die Privatleute und Kommunen berichten, die ein solches Bauwerk besitzen. Beim gestrigen "Tag des offenen Denkmals" standen, gemäß dem diesjährigen Motto, die Objekte im Vordergrund, die "Jenseits des Guten und Schönen" stehen, die eher unbequemen Denkmäler. Auch deren Eigentümer sind zu deren Erhalt verpflichtet.
Eine Aufgabe, der sich die Marktgemeinde Marktzeuln vor einigen Jahren mit großem Engagement stellte. Bei der gestrigen Eröffnungsveranstaltung des Denkmaltags in Marktzeuln zeigte sich das historische Rathaus am Ende einer umfassenden Sanierung "wie ein neu gefasster Diamant", wie es Bürgermeister Gregor Friedlein-Zech ausdrückte.
"Das Beispiel des Marktes Marktzeuln zeigt aber auch, dass es sich lohnt, sich einer unbequemen Aufgabe zu stellen", erläuterte Landrat Christian Meißner.
Auch wenn die Sanierung ein Kraftakt für die Gemeinde war: Das Ergebnis zeige, dass sich dieser Kraftakt auch gelohnt hat.
Wie um sich zu vergewissern, werfen die Grußredner und Zuhörer immer wieder einen Blick vom Veranstaltungsort an der Rodach auf das im Hintergrund thronende Rathaus. Landrat Meißner dankt den Verantwortlichen im Rathaus für ihren Mut, sich dieser Aufgabe zu stellen, zumal die Generalsanierung mit einem Kostenvolumen von 1,6 Millionen Euro für die Gemeinde ein finanzieller Kraftakt war. Nach Abzug aller Fördermittel muss Marktzeuln rund 330 000 Euro selbst tragen.

Marktzeulner Mut gewürdigt

"Die Einweihung eines neuen, alten Rathauses ist immer etwas Besonderes", sagt Regierungspräsident Wilhelm Wenning. Gerade der Landkreis Lichtenfels sei gesegnet mit einer Reihe von denkmalgeschützten Rathäusern. Sich für eine Sanierung zu entscheiden, erfordere aber auch ein standhaftes Kulturbewusstsein und den Mut, sich dieser Aufgabe jahrelang zu stellen.
Am Ende zitiert Wilhelm Wenning noch ein Sprichwort: "Wer Geld hat und ist dumm, kauft ein altes Haus und baut es um." Er erntet damit manches Kopfnicken und Schmunzeln von den Zuhörern.
Am gestrigen Sonntag war das Herz Marktzeulns, der Flecken, komplett für den Verkehr gesperrt. Immer wieder machen die Grußredner auf die Problematik des Schwerlastverkehrs für die historische Bausubstanz aufmerksam. Landrat Meißner lässt durchblicken, ohne allerdings konkret zu werden, dass sich eine Lösung des seit Jahren andauernden Problems abzeichnen könnte.
Nach der Eröffnungsveranstaltung des "Tags des offenen Denkmals" findet die offizielle Weihe des Rathauses durch die Pfarrer Matthias Hain und Martin Ninaparampil statt, die es unter den Schutz Gottes stellen.
Der Marktzeulner Gitarrist Thomas Schaller übernimmt die musikalische Ausgestaltung der Feier. Davor war es der Musikverein Marktzeuln, der mit einem ausgewählten Programm die Eröffnungsfeier bereicherte.

An historischen Funden orientiert

Schließlich melden sich auch Architekt Jürgen Grimme und Restaurator Uwe Franke zu Wort. Beide standen vor der schwierigen Aufgabe, den Bürgerstolz von 1690 mit einem zeitgemäßen Nutzungskonzert für die Verwaltung zu verbinden. Bei der Sanierung haben sie sich an historischen Funden orientiert, es wurden Grundrisse zurückversetzt und ein Farbkonzept erarbeitet, das sich an Originalfunden orientiert.
Beschleicht ihn nun etwas Wehmut? Architekt Jürgen Grimme kann es nicht ganz von der Hand weisen: "Etwas schon", sagt er, auch wenn die nächste Aufgabe schon wartet.
Nach dem offiziellen Teil hat die Bevölkerung die Möglichkeit, sich in den Räumen umzusehen. "Ich finde das Ergebnis gegen über vorherigen viel schöner", findet Ursula Hagenbucher. Die gebürtige Marktzeulnerin weint der früheren Wirtshaus-Romantik keine Träne nach. Andere tun sich mit der neuen Farbgestaltung etwas schwerer. Was sie aber eint, ist, dass mit der Generalsanierung das historische Rathaus für die Nachwelt erhalten wird.

Historische Stuckdecke

Im Landkreis Lichtenfels hatten gestern noch weitere Denkmäler ihre Türen für ein interessiertes Publikum geöffnet. In Kleukheim konnte die historische Stuckdecke von Marlene und Wilhelm Ebitsch besichtigt werden. Auch das Bahnbetriebswerk in Lichtenfels lud zu einem Rundgang durch die Eisenbahngeschichte ein. In Weismain konnte das älteste erhaltene Gerberhaus in der Hölle 6 besichtigt werden.