Unterwelt: Lichtenfels will den Schatz heben

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Helm- und Kerzenausgabe im Eingangsbereich der unterirdischen Gänge Foto: Popp
Helm- und Kerzenausgabe im Eingangsbereich der unterirdischen Gänge Foto: Popp
 

Die Tür zur Lichtenfelser Unterwelt soll nicht für immer geschlossen bleiben. Die Stadträte sehen vielmehr großes Potenzial für eine touristische Nutzung.

Am Anfang bekam jeder einen knallgelben Helm in die Hand gedrückt. Dieser sowie festes Schuhwerk, Taschenlampe oder Kerze sind Voraussetzungen dafür, den Rundgang ohne Blessuren zu überstehen. Auch für die Stadträte, die sich gestern als Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung, Tourismus und Wirtschaft in die Lichtenfelser Unterwelt aufmachten, galten die Vorsichtsmaßnahmen. Es war eine Führung von besonderer Tragweite, denn eigentlich ist die Stollenanlage bis auf Weiteres geschlossen. Bei einer Begehung mit einem Vertreter des Bergamtes im Frühjahr waren Sicherheitsaspekte in den Fokus gerückt worden. Wolle man wie vorher öffentliche Führungen anbieten oder diese touristische Attraktion sogar ausbauen, bedürfe es einiger Sanierungsmaßnahmen, wie Stadtbaumeister Jürgen Graßinger den Stadträten schon vor einem halben Jahr erklärt hatte. Angebote von sechs Firmen waren eingeholt worden.


Eine klare Aussage zu den Kosten gab es dennoch nicht; die Angebote bewegten sich zwischen 40 000 und 167 000 Euro. Graßinger selbst wagte eine Prognose: "Ich denke, mit 90 000 Euro müsste man hinkommen." Einen Besucherbeitrag von acht Euro pro Person konnte er sich vorstellen - in Nürnberg habe er 14 Euro für eine Führung durch die Felsengänge bezahlt.

Harald Fischer vom Tourismusamt hielt es für realistisch, die Zahl der Führungen von bisher etwa 50 im Jahr auf bald 150 zu steigern. Dazu sollte ein zehnköpfiges Team zur Verfügung stehen, von dem jeweils zwei Personen die Führungen bestreiten. Welche Eindrücke dabei zu vermitteln wären, davon bekamen die Ausschussmitglieder bei einem fast eineinhalbstündigen Rundgang unter Tage eine gute Vorstellung. Lothar Seelmann, ohne dessen ehrenamtlichen Einsatz die bisherigen Führungen nicht möglich gewesen wären, ließ auf unterhaltsame Weise an seinem Wissen teilhaben. Die Gänge hätten ihn schon als Schulkind fasziniert. Im Laufe der Zeit hatte er sie immer besser kennengelernt, um die verschiedenen Aspekte herauszuarbeiten. Teile sind über 800 Jahre alt. Etwa 800 Meter sind zugänglich. Die Gänge dienten als Fluchtwege, Bierlager und Luftschutzräume.
Hier die an den Helm klopfenden Wassertropfen, dort die matschige Vertiefung im Boden und die ein oder andere Stelle, an der man den Kopf einziehen muss, das Heulen einer Sirene oder das Vorbeihuschen der legendären Weißen Frau - ein bisschen Abenteuer gehört zum Rundgang dazu.

Am Ende waren sich alle einig, dass es sich lohnt, diesen Schatz zu heben, wie es Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) formulierte. "Es ist eine ganz große Chance und es gibt vielfältige Nutzungsmöglichkeiten", unterstrich Andrea Starker (CSU). Gemeinsam fasste das Gremium den Empfehlungsbeschluss an den Stadtrat, bei der Haushaltsplanung 2017 entsprechende Mittel hierfür zu berücksichtigen.