Vor dem Tierheim Lichtenfels wurden am Wochenende zwei Kätzchen ausgesetzt. Die Mitarbeitenden fanden jedoch nur einen leeren Karton mit zwei Schüsselchen und einem Zettel vor.
- Tierheim Lichtenfels: Katzenbabys in Karton vor der Tür ausgesetzt - "es ist schrecklich"
- "Keine Ahnung, was bei solchen Leuten im Kopf vorgeht": Mensch hinterlässt Zettel
- Mehrstündige Suchaktion nach ausgesetzten Tieren - "mehr Glück als Verstand"
Vor dem Tierheim Lichtenfels wurden am Samstag (3. Juni 2023) zwei Katzen ausgesetzt. Die Mitarbeitenden finden jedoch nur einen leeren Karton mit zwei Schüsselchen vor. "Die Katzen waren bereits weg", erklärt Tierpflegerin Cynthia Wohlrath im Gespräch mit inFranken.de. "Das ist natürlich sehr problematisch. Hier fahren den ganzen Tag Laster und es herrscht reger Autoverkehr - die sind so schnell überfahren." Zudem sei das Tierheim durch Öffnungszeiten und den Notdienst quasi rund um die Uhr erreichbar. "Es gibt keinen Grund, irgendwelche Tiere hier bei uns hinzustellen."
Tierheim Lichtenfels verständnislos: "Das sind Lebewesen, die Gefühle haben"
Der Karton, in dem sich die Katzen befanden, war lediglich mit einer losen Pappe als Deckel abgesichert. "Da gehen sie natürlich raus", sagt Wohlrath. Zudem war dort ein Zettel befestigt, auf dem stand: "Hallo! Ich habe zwei Katzen gefunden. Ich lasse sie hier, weil ich allergisch bin. Viele Grüße." Die Aktion stößt bei der Tierschützerin auf Unverständnis: "Es ist einfach unmöglich, sowas zu machen. Selbst, wenn es Abgabe-Tiere wären, ist das überhaupt kein Problem. Das ist unser Job und dafür sind wir da. Es genügt ein Anruf, einmal Klingeln und die Tiere sind sicher. Keine Ahnung, was bei solchen Leuten im Kopf vorgeht", erklärt Wohlrath hörbar frustriert.
Die Tierschützer*innen starteten eine mehrstündige Suchaktion - mit Erfolg. Am Sonntag (4. Juni 2023) konnten die Katzen an einem nahestehenden Auto ausfindig gemacht werden. "Wir haben alles versucht: Futtertrögchen, Katzenfallen, aber die sind immer wieder in die Verkleidungen gehuscht." Nach dem schier endlosen Katz-und-Maus-Spiel konnte eine Katze dann mit einer Falle eingefangen werden. "Die zweite haben wir dann per Hand erwischt. Es war tatsächlich mehr Glück als Verstand." Es handelt sich bei den Tieren um zwei Babykatzen, die Schätzungen zufolge circa sechs Wochen alt sind.
"Die bleiben jetzt erstmal bei uns und durchlaufen das normale Prozedere: Impfungen, Entwurmung", erklärt Wohlrath. In circa sechs Wochen können die beiden Kätzchen dann vermittelt werden. "Sowas kommt immer wieder mal vor. Es ist schrecklich und für uns total unverständlich", sagt die Tierschützerin. "Man übernimmt die Verantwortung für das Leben eines Tieres. Dann so zu handeln ist fürchterlich." Die Leute sollen sich darüber im Klaren sein, "dass das Lebewesen sind, die Gefühle haben." Das Tierheim Lichtenfels meldet sich zusätzlich mit dem Appell: "Bitte stellt nicht einfach die Tiere vor unser Tor. Wir sind immer telefonisch erreichbar, um in genau solchen Fällen helfen zu können."
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Auch im Tierheim Kulmbach wurde kürzlich ein "völlig ausgehungerter" Kater aufgenommen, dessen Schicksal die Tierheimleiterin eindrücklich schildert. Die Leiterin des Tierheims Hersbruck äußert ebenfalls ihr Unverständnis: "Ich versteh' die Menschen nicht", sagt sie zu einem Fall, bei dem eine hilflose Tier-Familie bei großer Hitze in einer Plastikbox ausgesetzt wurde. Und auch im Tierheim Bamberg fügen sich aktuell über 50 Kaninchen in teilweise "schlimmem Zustand" ihrem elendigen Schicksal. inFranken.de erläutert derweil, wie man die Tierheime auch ohne Geld-Spenden unterstützen kann.
Tierheime machen es einem aber auch nicht leicht, wenn man helfen will. Mir ist eine herrenlose junge Katze in recht ausgehungertem Zustand zugelaufen. Habe sie zusammen mit meiner (sehr wohlgenährten und gepflegten) Katze erst mal gefüttert und ein wenig gepäppelt. Nachdem ich keine zweite Katze wollte bzw. das Kätzchen ja möglicherweise von seinem Besitzer gesucht wurde, habe ich die Katze ins nächstgelegene Tierheim gefahren. Dort hat man mir mitgeteilt, dass die Grenze der Zuständigkeit ca. 300 - 400 Meter vom Fundort endet und ein anderes Tierheim zuständig sei. Obwohl gar nicht klar war, ob die Katze vor Auffinden nicht aus dem Nachbarbezirk zugelaufen ist, wurden wir weggeschickt. Beim zuständigen Tierheim dann immer und immer wieder Nachfragen, wo die Katze herkam, wann ich sie bemerkt habe, wem sie gehört. Alles normale Fragen, aber beim zigten Mal kommt man sich wie im Polizeirevier vor, wo man einen Verdächtigen bei Widersprüchen erwischen will. Bei solchem Vorgehen weiß ich nicht, wie ich mich das nächste Mal verhalte, wenn ich ein augenscheinlich herrenloses Tier sichte. Wahrscheinlich Polizei verständigen und nicht weiter drum kümmern.
Ich hatte einen ähnlichen Fall. Eines Tages saß da eine Katze auf der Treppe. Gepflegt, wollte aber nicht mehr gehen. Nach drei Tagen hatte ich dann Erbarmen und gab dem Tier Wasser und etwas zu Fressen. Dann der Anruf beim Tierheim dass ich eine zugelaufene Katze hätte. Ich solle doch mal in der Nachbarschaft herumfragen ob jemanden die Katze gehöre. Oder auch zum Tierarzt gehen um den Chip (falls eine vorhanden ist) oder eine Tätowierung prüfen lassen. Wenn das alles nichts bringt kann ich die Katze bei ihnen vorbeibringen. Hallo, gehts noch? Ich soll Urlaub machen um für ein fremdes Tier eine Familienzusammenführung zu ermöglich.
Ich habe mich für die pragmatischte Lösung entschieden und nicht mehr gefüttert. Nach weitern drei Tagen war sie dann weg.