Hersbruck
Tierheim schockt mit Fund

"Ich versteh' die Menschen nicht": Hilflose Tier-Familie bei Hitze ausgesetzt

Nur dank eines Zufalls sind neun Tiere jetzt sicher im Tierheim Herbruck. Bei 27 Grad überließen Unbekannte sie mit einer lieblosen Transportbox ihrem Schicksal.
Tierheim Hersbruck: Tier-Familie bei Hitze hilflos ausgesetzt - Netz reagiert erschüttert
Ohne Futter oder Wasser fand sich am Sonntag in Hersbruck eine Tier-Familie hilflos in einem Gebüsch wieder. Foto: Tierheim Hersbruck
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  • Tierheim Herbruck nimmt ausgesetzte Ratten-Familie auf
  • Bei Freizeit-Ausflug zufällig gesehen - Junge entdeckt Transportbox
  • "Macht mich sauer": Tierschützerin mit Appell

Was hat den ehemaligen Besitzer dazu veranlasst, eine Ratten-Familie mit Transportbox bei fast 30 Grad in einem Gebüsch auszusetzen? Diese Frage wird sich das Tierheim Hersbruck wohl nie beantworten können. Stattdessen bleibt Wut über diese herzlose Tat, wie die stellvertretende Tierheimleitung Ronja Seidl gegenüber inFranken.de deutlich macht. Einer aufmerksamen Familie ist vielleicht zu verdanken, dass die Tiere überhaupt noch am Leben sind.

Ratten-Familie mit Box in Gebüsch ausgesetzt - Tierheim Hersbruck über ihren Zustand

"Eine Familie wollte am Sonntag am Kunigundenberg einen Spieletag auf der Wiese verbringen. Sie haben dann gemerkt, dass in der Hecke etwas geraschelt hat", schildert die Tierschützerin den Fund. Die Hunde der Familie seien "dann richtig aufmerksam geworden". Daraufhin habe die Familie schon die ersten Ratten gesehen, die sich ins Gebüsch verzogen hatten. "Der Sohn hat dann aus der Hecke eine Transportbox geholt." Hierin sei nichts von Futter, Wasser oder dergleichen zu sehen gewesen. 

Alle gefundenen Ratten hätten sich außerhalb der Box gefunden. Seidl geht davon aus, dass die Tiere hier ihre Ausbruchskünste angewandt hätten. "Das war zu ihrem Vorteil, denn in der Hecke konnten sie sich wenigstens in kühlere Bereiche zurückziehen." Denn Ratten könnten nicht schwitzen, was dramatischerweise hinzukomme. Der Mutter sei es gelungen, manche mit der Hand zu fangen und schließlich habe man die Polizei hinzugezogen.

Insgesamt drei Erwachsene und sechs Jungtiere landeten so beim Tierheim Hersbruck. Ihr Zustand sei "soweit okay", ein paar Untersuchungen stünden noch aus, so die stellvertretende Leitung. Wie so oft bei solchen Funden kündige sich allerdings bei einem Weibchen Nachwuchs an. "Wir haben sie erst einmal in einer Männchen- und Weibchengruppe aufgesplittet. Nach der Quarantäne werden die Männchen auf jeden Fall kastriert", so der Ausblick. Längerfristiges Ziel sei es, die Ratten als Haustiere zu vermitteln. An Menschen gewöhnt seien vor allem die erwachsenen Tiere merklich. 

"Einfach so unfair" - Tierschützerin weist auf Alternativen zum Aussetzen hin

Der Bericht des Tierheims Hersbruck löste bei vielen Menschen im Netz Fassungslosigkeit aus. "Ich versteh' die Menschen nicht", schreibt eine Frau auf Facebook beispielsweise. "Sowas finde ich einfach nur asozial", kommentiert eine weitere aufgebracht. Seidl veranlasst der Fall zu einem Machtwort an die Öffentlichkeit. "Mich macht sowas immer sauer. Wir sind ja extra dafür da, dass man uns anrufen kann, wenn man mit seinem Tier nicht mehr klarkommt." Auch wenn gerade keine Kapazität zur Verfügung stehe, gebe das Tierheim eine Hilfestellung. "Wir schauen, dass wir alles möglich machen, damit das Tier gut unterkommt."

So müsse es nicht ausgesetzt werden. "Es ist dem Tier gegenüber einfach so unfair. Mich nervt es, dass man dann nicht einfach anonym bei der Polizei anruft und sagt, da steht was", so Seidl. Hinzukomme der Mangel an Informationen über die Gesundheit des Tieres. Im vergangenen Jahr sei beispielsweise eine Katze ohne weitere Hinweise ausgesetzt worden, der es sichtlich schlecht gegangen sei. Erst Tage später habe sich herausgestellt, dass sie an Diabetes leide. "In diesen vier Tagen ging es der Katze extremst schlecht. Als wir sie dann auf Insulin eingestellt hatten, ging es ihr besser."

Insgesamt neun Katzen und ein Hund seien 2022 ausgesetzt worden - oft ebenfalls bei hohen Temperaturen. Rückblickend zeigt sich Ronja Seidl sehr dankbar, dass im jüngsten Fall eine aufmerksame Familie ihre Zeit dem Wohl der Ratten widmete, damit sie nun vom Tierheim Hersbruck aus in ein hoffentlich würdevolleres Leben starten können. Anfang Mai fanden aufmerksame Autofahrer ein herrenloses Kätzchen, das gleich zweimal an einem Tag gerettet werden musste und anschließend ins Tierheim Nürnberg kam. Weitere aktuelle Nachrichten aus Nürnberg und dem Nürnberger Land findest du hier.