Teenager aus Michelau meistert Wickelprüfung

2 Min
Andreas Simniok muss gleich als erster Prüfling des Babywickelkurses ran ans "lebende Objekt" und meistert die Aufgabe nach leichten Schwierigkeiten dann doch. Foto: Markus Häggberg
Andreas Simniok muss gleich als erster Prüfling des Babywickelkurses ran ans "lebende Objekt" und meistert die Aufgabe nach leichten Schwierigkeiten dann doch. Foto: Markus Häggberg

Andreas Simniok will für zwölf Monate in die USA - als Au-pair-Junge. Vom Zertifikat "Qualifikation zum Babysitter" verspricht er sich bessere Chancen bei Gasteltern. Doch leicht war die praktische Abschlussprüfung für ihn nicht.

Andreas Simniok wirkt schüchtern. Er hat allen Grund dazu, denn er ist allein unter elf Mädchen. Die zwölf Teenager im Alter zwischen 14 und 17 Jahren besuchten am Dienstag im Mehrgenerationenhaus des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) den Abschlusskurs im Babywickeln. "Qualifikation zum Babysitter" steht auf dem Zertifikat, das nach vier Wochen und vier Lerneinheiten jeder Teilnehmer nun erhalten hat. Für Andreas Simniok bedeutet das, dass er schon eine Referenz auf dem Weg zum Au-pair-Jungen hat. Er möchte nämlich nach Amerika.
Rechte und Pflichten eines Babysitters, kindliche Entwicklung, sinnvolle Spiele und Beschäftigung sowie Säuglingspflege und Ernährung - diese vier Themen haben die Kursteilnehmer schon hinter sich gebracht. Theoretisch. Durchaus umfangreiche, großräumige Themen.

Jeder Schüler wusste zu diesem Zeitpunkt, dass er diesen BRK-Kurs, der bereits zum zweiten Mal stattfand, bestanden hatte. Theoretisch. Nun aber stand die praktische Abschlussprüfung an. Aber wie wickelt man ein Baby fachgerecht?

Jutta Lippert weiß es genau. Sie ist die Mutter des kleinen Lukas. Der sieben Monate alte Lichtenfelser war lebendes Objekt und allemal besser, als die zu Übungszwecken bereitgestellte Puppe. An ihm durften sich die Probanden versuchen. Quengelig wurde der Kleine kaum. Aber er strampelte, lachte und brabbelte vor sich hin.

Dennoch erschwerte Bedingungen für Andreas Simniok: Der Michelauer war gleich der erste Prüfling, der leichte Schwierigkeiten mit dem Windeln hatte. "Nein, das ist doch dann normal", antwortet er auf die Frage, ob er sich nicht vor einer vollen Windel ekeln würde. Immerhin hatte er vorher noch nie ein Baby gewickelt, wie er zugibt. Überhaupt hatte er mit seiner kleinen Cousine nur ein einziges Mal einen Säugling auf dem Arm gehabt. Dass er Kinder mag, war ihm immer wieder anzusehen. Er lächelte Lukas stets an, schüchtern und etwas versonnen. Viel mehr Erfahrung als er mit dem Wickeln von Säuglingen dürften auch die Mädchen nicht gehabt haben. Unsicherheit im Umgang mit dem Baby Lukas bestimmte das Tun. Trotz aller Freundlichkeit versuchte sich der Kleine nämlich immer wieder zu drehen.

Gefahren eines nassen Bauches

Andreas Simniok hatte diese Disziplin zur Zufriedenheit von Nadine Schmidt dennoch bewältigt. Die Kursleiterin des BRK gab von Zeit zu Zeit Anweisungen, hielt sich aber im Hintergrund und überließ dem Gefühl der leiblichen Mutter die Beantwortung der Frage, ob das Kind nun richtig gewickelt wurde, oder nicht.

"Der Pipi muss immer nach unten zeigen", lautete eine Regie-Anweisung der Mutter, die von den Gefahren eines nassen Bauches sprach und auch über die korrekte Lage der Bündchen an den Beinen aufklärte.
Andreas will die Welt sehen. Im kommenden Jahr macht er Abitur, und dann möchte er für die Dauer von zwölf Monaten in die USA gehen - als Au-pair-Junge. Ein vorzeigbares Zertifikat über den rechten Umgang mit Kindern würde auf jeden Fall seine Chancen bei Gasteltern in den USA erhöhen, meint er. Jetzt will sich Andreas auf sein Abi konzentrieren, dann alles für die USA in die Wege leiten. Dann wird in Michelau eine weitere Neuauflage des Wickelkurses stattfinden. Das zumindest sei angedacht, sagt Nadine Schmidt.