Stadträte sind skeptisch beim Steinbruch Deisenstein

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Der Steinbruch Deisenstein bei Kümmersreuth soll nach Wunsch der Betreiberfirma Neupert erweitert werden. Der Bad Staffelsteiner Stadtrat soll dazu eine Stellungnahme abgeben. Aus dem Grund haben sich die Räte am Dienstag bei einem Ortstermin die Erweiterungsflächen genauer angeschaut. Fotos: Sebastian Martin
Der Steinbruch Deisenstein bei Kümmersreuth soll nach Wunsch der Betreiberfirma Neupert erweitert werden. Der Bad Staffelsteiner Stadtrat soll dazu eine Stellungnahme abgeben. Aus dem Grund haben sich die Räte am Dienstag bei einem Ortstermin die Erweiterungsflächen genauer angeschaut.  Fotos: Sebastian Martin
Die Stadträte bei der Begehung
Die Stadträte bei der Begehung
 
Am Dienstag will sich der Stadtrat entscheiden.
Am Dienstag will sich der Stadtrat entscheiden.
 

Bei Kümmersreuth liegt der Steinbruch Deisenstein. Der Betreiber will ihn erweitern. Die Bad Staffelsteiner Stadträte waren vor Ort, um sich ein Bild zu machen. So wie es aussieht, werden sie eine Erweiterung jedoch nicht unterstützen.

Alles hat seine zwei Seiten. Das weiß auch Peter Lauterbach. Am Dienstag lief er also dem Tross hinterher, in dem er die eine Seite repräsentieren sollte: die der Arbeiter. Es geht schließlich in diesen Tagen um nichts weniger als seinen Arbeitsplatz und den seiner Kollegen. Seit 1990 arbeitet Lauterbach im Steinbruch der Firma Neupert. Wie viele Tonnen Dolomit er in der Zeit abgebaut hat, wagt er gar nicht zu sagen, aber eines weiß er sicher: "In fast jeder Straße hier steckt unser Material."

Arbeitsplätze, das ist also die eine Seite - die andere Seite ist die Natur, die sich zwischen Kümmersreuth und Hohlem Stein präsentiert. Wegen der Natur hatten sich auch die Bad Staffelsteiner Stadträte am Dienstagabend zu einem Spaziergang rund um den Steinbruch Deisenstein aufgemacht.

Denn es läuft momentan ein immissionsschutzrechtliches Verfahren, in dem die Stadt ihre Stellungnahme abgeben soll: Darf der Steinbruchbetreiber seine Fläche wie gewünscht um über 16 Hektar erweitern, oder nicht? Das sei nur eine Ortsbegehung, betonte Bürgermeister Jürgen Kohmann (CSU). Ein Beschluss werde erst nächsten Dienstag in der Sitzung gefällt.

Wasser muss geschützt bleiben

Also: Die Stadträte schauten sich am Dienstag um. Vorneweg lief Bauamtsleiter Michael Hess. Er erklärte, welches Gebiet von der geplanten Erweiterung betroffen wäre. Unter anderem ist da das Naturdenkmal Mondstein, das zwar in ausreichendem Sicherheitsabstand läge, aber dennoch in der Nähe einen 70 Meter tiefen Abhang bekommen würde. In der Umgebung des Gebiets befinden sich auch der Kemitzenstein und der Hohle Stein. Idyllisch ist es hier. Noch. Aber gut, alles hat seine zwei Seiten.

Sagt auch Walter Mackert, Stadtrat der CSU: "Man kann sich der Kraft des Faktischen nicht entziehen, wo Steine sind, muss auch abgebaut werden." Doch, bringt Mackert das Problem auf den Punkt: Das Wasser darf nicht beeinträchtigt werden. Das Abbaugebiet läge komplett innerhalb des geplanten Wasserschutzgebietes für die Schwabthaler Quellen, die Döritzquelle der Stadt Lichtenfels und für die Tiefenthalquelle der Rehabilitationsklinik Lautergrund. Wenn die Gutachten eindeutig wären, sagt Walter Mackert, könnte man die Entscheidung leichter treffen.

Doch die Gutachten, die er bisher gelesen habe, seien es nicht. "So lange die Gutachter eine Grundwassergefährdung nicht ausschließen, dürfte es schwierig sein, eine Zustimmung zu finden", glaubt er. Es sei halt eine Güterabwägung. Deshalb wäre es auch hilfreich, die wasserwirtschaftliche Begutachtung des Wasserwirtschaftsamtes Kronach zu kennen, meint Hans Bramann (Freie Wähler): "Es wäre leichter, wenn man die Stellungnahme kennen würde."

Wasserwirtschaftsamt

Die Stellungnahme liegt dem Landratsamt Lichtenfels als Entscheider in dem Verfahren bereits vor. Das war am Mittwoch von Pressesprecher Andreas Grosch zu erfahren. Sie sei auch als Kopie an Bürgermeister Kohmann gegangen. Walter Mackert ging am Mittwoch davon aus, dass auch die Stellungnahme an die Fraktionen an diesem Donnerstag mit der Einladung zur Stadtratsitzung am kommenden Dienstag rausgehen werden.

Das Wasser sei eben das Wichtigste. Wenn eine Gefährdung aber vom Tisch sei, sagt Mackert, müsse man über die Größe des Gebiets reden. Die vorgesehene Erweiterung um 16 Hektar sei jedenfalls zu groß. Aber über die Größe könne man plaudern.

Andere sind da weniger kompromissbereit. "Ich persönlich möchte die Erweiterung nicht", sagt Harald Konietzko (SPD). Das sei auch in der Fraktion so. So sieht es auch Klaus Schnapp (SBUN). Auch für die FW-Fraktion stünden die Zeichen momentan auf Ablehnung, sagt Hans Bramann.

"Wir hoffen, dass der Stadtrat für die Erweiterung ist, da ein Haufen Arbeitsplätze daran hängen", sagt hingegen Otto Heimbucher, der bei der Begehung am Dienstag dabei war. Sein Ingenieurbüro plant die Erweiterung. Das Wasserschutzgebiet sieht er ohnehin als nicht schützbar an - zu stark seien da allein schon die natürlichen Einflüsse.

Deshalb müsse man die 38 Arbeitsplätze berücksichtigen, die an der Entscheidung hingen. Wie der von Peter Lauterbach. Der immer noch Verständnis zeigt: "Ich versteh' das schon", sagt der Michelauer. Er ist 56 Jahre alt, in ein paar Jahren wäre der Steinbruch am Deisenstein erschöpft, der Dolomit verbraucht. Ein Steinbruchunternehmen muss erweitern, damit es weiter geht. Das heißt aber auch, dass ein Stück von der unversehrten Natur genommen werden muss.

Aber Lauterbach versteht, sagt er, dass es andere Stimmen gibt. Alles hat eben zwei Seiten, gerade ein solches Verfahren.