Solarpark Lichtenfels-Seehof: Sonnige Aussichten auch im November

3 Min
Ludwig Müller vor der Photovoltaik-Anlage in Lichtenfels-Seehof. Der PR-Beauftragte des Rotary Clubs Obermain gehört zu den Gesellschaftern der Solarpark Seehof GmbH und Co KG und sieht in dem Projekt einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende. Foto: Popp
Ludwig Müller vor der Photovoltaik-Anlage in Lichtenfels-Seehof. Der PR-Beauftragte des Rotary Clubs Obermain gehört zu den Gesellschaftern der Solarpark Seehof GmbH und Co KG und sieht in dem Projekt einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende.  Foto: Popp
Neben der Bahnlinie bei Seehof sieht man die Solaranlage kaum. Foto: Popp
Neben der Bahnlinie bei Seehof sieht man die Solaranlage kaum. Foto: Popp
 

Der Solarpark Seehof speist auch im November Strom ins Netz ein und bringt bessere Rendite als anderweitig derzeit üblich. Außerdem dient er guten Zwecken.

Der dunkle November gehört zwar zu den schwächsten Monaten, aber Photovoltaik-Module sammeln trotzdem weiterhin die Kraft der Sonne und speisen sie als Strom ins Netz ein. Deshalb ist die Bilanz, die Ludwig Müller dieser Tage für eine der größten Anlagen im Landkreis Lichtenfels zieht, eine gute. Der frühere Geschäftsführer des Schaumstoffwerkes Veenendaal in Lichtenfels und zuletzt kaufmännisch Verantwortlicher der übergeordneten Holding kann rechnen. Deshalb hatte er nicht gezögert, sich mit einem Anlagebetrag an dem Solarprojekt zu beteiligen, als dafür vor rund fünf Jahren innerhalb des Rotary Clubs Obermain Mitstreiter gesucht wurden. "Die Idee dazu hatte der damalige Bad Staffelsteiner Notar Erwin Richter, Club-Präsident von 2015/16. Er hatte Kontakte zu den ortsansässigen Firmen", erinnert sich Müller, der ebenfalls in Bad Staffelstein daheim ist. Man habe nach einer Möglichkeit gesucht, Ökonomie und Ökologie sowie soziales Engagement zu verbinden. Ganz im Sinne des rotarischen Gedankens, sich für andere einzusetzen, sah man in einer Solaranlage die Chance, einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende in Deutschland zu leisten. Gleichzeitig sollte das Projekt Menschen in der Region zugutekommen. Dies über die Absichtserklärung, einen Teil der Erträge, die die Anlage abwerfen würde, zu spenden. Bestärkt in der Annahme, dass es gut angelegtes Geld sein würde, hatte Ludwig Müller das Vertrauen in die Planung durch das heimische Unternehmen IBC Solar. "Die haben mehr als 30 Jahre Erfahrung."

20 Jahre sollte die Anlage mindestens laufen, so lange ist auch die staatliche Einspeisevergütung garantiert. Freilich müsse man eine gewisse Rücklage für den Rückbau miteinkalkulieren - doch nach heutiger Einschätzung von Fachleuten würden die Materialien bei der Entsorgung - Aluminium beispielsweise - sogar noch Gewinn abwerfen. Die Rendite würde auf alle Fälle größer sein, als derzeit anderweitig für seriöse Geldanlagen üblich, davon war Ludwig Müller überzeugt. Trotzdem waren nicht alle rotarischen Freunde gleichermaßen angetan. "Wir sind von 300 000 bis 350 000 Euro Eigenkapital für die Anlage ausgegangen. Einen gewissen Mindestbetrag sollte man schon aufbringen", sagt Müller. Bei zirka 40 Mitgliedern im Club wären dies durchschnittlich um die 7500 Euro gewesen. Doch da nur jeder die Chance, aber niemand eine Verpflichtung hatte, blieben es zum Schluss elf Rotarier, ein Viertel der Mitglieder also, die sich in sehr unterschiedlicher Größenordnung, mindestens aber mit 5000 Euro, beteiligten. Sie alle wurden Kommanditisten der Solarpark Seehof  GmbH & Co KG, also Gesellschafter mit den entsprechenden Rechten und Pflichten. Jedes Jahr treffen sie sich zur Gesellschafterversammlung und erfahren, was die Sonne aus ihrer Investition gemacht hat. Dann beschließen sie, wieviel sie von dem Ertrag spenden möchten und wofür. Sie wollen dies im Turnus von zwei Jahren tun. Nach der Einweihung der Anlage im Oktober 2013 gab es heuer im Sommer die erste Ausschüttung. 2000 Euro gingen an die "Lichtenfelser Tafel plus", die sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen mit günstigen Lebensmitteln versorgt und ihnen zusätzlich mit einem Beratungsangebot unter die Arme greift. Ein Aspekt, der den Rotariern besonders gut gefällt. "Im nächsten Jahr werden wir über den Abschluss 2015/16 beschließen", kündigt Ludwig Müller an. Und wieder soll ein gemeinnütziger, humanitärer, sozialer Zweck unterstützt werden.

Dass der Solarpark Seehof mit seinem 1600 Modulen im Hauptzweck Strom für rund 320 Haushalte erzeugt und damit der Umwelt eine Belastung von etwa 745 Tonnen CO 2 im Jahr erspart, darf einmal mehr in Erinnerung gerufen werden. Im Hinblick auf eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes kann das Urteil über diese Anlage milde ausfallen: Für das Auge eher unauffällig fügt sie sich auf dem 2,3 Hektar großen, leicht abfallenden Gelände nahe Seehof neben den Bahngleisen ein. Gewerbesteuer wird an die Stadt Lichtenfels abgeführt, und heimische Firmen waren nicht nur für die Errichtung zuständig, sondern haben auch die Aufträge für die weitere Wartung und Grünpflege erhalten. Ludwig Müller findet, dass so ein Projekt Nachahmer finden sollte. Viele kleinere, lokale Stromerzeuger wären gerade angesichts der Diskussionen um die unbeliebten Stromtrassen gefragt.


Sonnenenergie-Nutzung wird steigen


Die Einspeisevergütung wird in künftigen Überlegungen zum Bau von Photovoltaik(PV)-Anlagen keine entscheidende Bedeutung mehr haben. Davon geht eine Studie der Forschungsstelle für Energiewirtschaft in München aus. Durch Technologieentwicklung und sinkende Modulpreise könne nämlich eine sinkende Vergütung kompensiert werden, so deren Feststellung. Die Kosten für die Umwandlung von Sonnenenergie in elektrischen Strom liegen, so die Gutachter, seit 2012 schon deutlich unter dem Strompreis privater Haushalte, was einen hohen Anreiz für den Eigenverbrauch darstelle. Auch ein Trend zu kleineren Hausanlagen sei zu erwarten. Die Studie weist ein Dachflächenpotenzial in Bayern von 40 GW (Gigawatt) aus. Erschlossen sind davon erst gut 20 Prozent (Stand Ende 2014).


2722 Anlagen im Landkreis

Für Oberfranken, das in punkto Sonnenstrom-Erzeugung unter sieben bayerischen Regierungsbezirken momentan an letzter Stelle steht, prognostiziert man in den nächsten 25 Jahren eine Verdoppelung der "installierten Leistung", also der maximal durch PV-Anlagen erzeugten Strommenge. In ganz Bayern wird sich nach Einschätzung der Experten die Nennleistung von PV-Anlagen auf Gebäuden und Freiflächen bis zum Jahr 2050 um rund 70 Prozent steigern. Zum Vergleich: Aktuell beziffert die Bayernwerk-AG als größter Netzbetreiber im Freistaat die installierte Leistung aller an ihr Netz angeschlossenen regenerativen Erzeugungsanlagen mit rund 9000 Megawatt. Dies ist bereits mehr, als acht Atom- oder Kohlekraftwerke produzieren. Interessant auch ein Blick in den Landkreis Lichtenfels. Hier hat sich von 2009 bis heute die Anzahl der Photovoltaik-Anlagen von 1023 auf 2722 erhöht. Die Nennleistung dieser Anlagen hat sich dabei sogar auf 99,7 MW (Megawatt) in etwa verfünffacht. Dies entspricht dem Bedarf von 40 000 Zwei-Personen-Haushalten!