Söllner: Über 1000 Betriebe im Handwerk

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Mathias Söllner (zweiter von rechts)
Mathias Söllner (zweiter von rechts)

Über die augenblickliche Situation des Handwerks am Obermain sprach unsere Redaktion mit Kreishandwerksmeister Mathias Söllner.

Wie ist die die Handwerkerschaft im Landkreis Lichtenfels aktuell aufgestellt?
Söllner: Im Landkreis Lichtenfels sind derzeit rund 1034 Betriebe ansässig. Mit diesen Betrieben bestehen insgesamt 423 Lehrverträge. Sie haben im Jahresdurchschnitt 5300 Beschäftigte. Es wird ein Umsatz von rund 600 Mio. Euro erzielt. Die Auftragslage war im vierten Quartal 2012 bei über 80 Prozent der Betriebe mit gut zu bewerten.

Wo sehen Sie Stärken, wo sind Lernfelder der Handw erker?
Besondere Stärken im Lichtenfelser Handwerk sind vor allem im hochtechnischen Handwerk wie Werkzeug- und Formenbau sowie in allen energetischen Bereichen festzustellen. In allen Zweigen ist aber vor allem die hohe Qualität der abgelieferten Arbeiten nennenswert. Wie im Bundesvergleich genießt das Handwerk besten Ruf.


Mit der Genussregion und den darin angeschlossenen Lichtenfelser Betrieben sind wir auf einem guten Weg. Das gleiche gilt für alle Bau- und Ausbaugewerke und natürlich auch im Nahrungsmittelhandwerk. Im Korbmachergewerk sind wir mit dem europäischen Flechtzentrum sowieso international im Spitzenbereich.

Lernbedarf besteht noch in der gemeinsamen Kommunikation. Die einzelnen Berufe müssen sich noch mehr auf ihre Stärken besinnen und untereinander mit einer Sprache sprechen.

Welche Handwerkszweige haben mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen und warum, welche sind besonders beliebt?
Im Kfz- und Werkzeugbau oder den kaufmännischen Berufen haben so ziemlich alle Gewerke mit Problemen beim Nachwuchs zu kämpfen. Aber das schwankt immer wieder mit geburtenstarken oder -schwachen Jahrgängen. Kopfzerbrechen bereitet die hohe Zahl der Abbrecher, die den Betrieben viel Geld gekostet haben und in anderen Berufen weiterlernen. Die Haupt- und jetzt auch die Mittelschulen müssen verstärkt berufsfördernd lehren und sich als Lieferant ausbildungsfähiger junger Menschen sehen.

Das Flechthandwerk zum Beispiel hat den Korbmarkt als werbeträchtige Veranstaltung, welche andere Plattformen kann sich der Kreishandwerksmeister vorstellen?
Das Flechthandwerk hat mit dem Korbmarkt eine internationale Plattform, die ihresgleichen sucht. Diese Veranstaltung gilt es zu hegen und pflegen. Da sind alle Verantwortlichen gefragt. Wir hatten in Lichtenfels bereits zwei Maestro-Handwerkermärkte, die mit mäßigem Erfolg abgeschlossen wurden. Ich könnte mir vorstellen, in der Kreishandwerkerschaft einen Tag der offenen Tür in Verbindung mit einer Lehrstellenbörse und mit der Einbindung der Genussregion zu veranstalten. Lehrstellenbörsen finden schon in den größeren oberfränkischen Städten mit sehr großem Erfolg statt.

Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Wie entwickelt sich das Handwerk in den nächsten 50 Jahren?
50 Jahre sind natürlich eine lange Zeit, aber wenn man bedenkt, was Handwerker schon im Mittelalter an Kirchen, Schlösser Burgen und anderen mondänen Gebäude gebaut haben, die immer noch Bestand haben, kann ich nur sagen, dass qualitativ hochwertige Arbeit auch in Zukunft Handwerker nähren wird.