Manuela Schaller, Siegerin des Künstlerwettbewerbs der Stadt Lichtenfels, erklärt Entstehung und Intention ihrer Skulpturen.
Manuela Schallers Werke rufen ins Gedächtnis. Sie führen die 14 Nothelfer vor Augen. Absolut nicht figürlich, und auf einer Strecke von zirka fünf Kilometern zwischen Klosterlangheim und Vierzehnheiligen. Ihre Stelen sind modern, bilden einen bewussten Kontrast zur Natur, und sie gingen als Sieger aus einem von der Stadt Lichtenfels ausgelobten Künstlerwettbewerb hervor. Jetzt säumen ihre 14 "Meditationselemente" den Nothelferweg und stimmen Wanderer auf die Basilika in der einen sowie die Katharinenkapelle in der anderen Richtung ein.
Eustachius hat Rost angesetzt. Ägidius auch, und Blasius und Christophorus ebenso. Alle haben das. Alle dürfen das haben, es ist ihre Patina. Die zirka 2,5 Meter hohen Stelen aus Corten stahlplatten, die zumeist in einem Abstand von mehreren hundert Metern zueinander stehen, sind weit entfernt von ausladend barocker Pracht.
Erst recht sind sie nicht figürlich.
"Es ist ganz bewusst so gewählt", sagt die Klosterlangheimerin Manuela Schaller. Dass sie überhaupt gewonnen hat, wundert sie doch ein bisschen. Zwar ist die Innenarchitektin und Malerin der Kunst verbunden, aber eben nicht der skulpturellen.
"Auf langen Autofahrten" hat sich auch ihr Mann Norbert gedanklich an die Umsetzung gemacht. Er ist Architekt und führt gemeinsam mit einem Planungstechniker und einem Statiker ein Lichtenfelser Planungsbüro, dem die bauliche Abwicklung oblag. Seitens der Patres in Vierzehnheiligen habe es keine Einwände gegen die moderne Darstellung der Heiligen gegeben: "Ja macht ruhig", ließen diese verlauten.
Manuela Schaller sinniert. Ihr Vater spielt eine Rolle bei dem Nothelferweg - und doch auch wieder nicht. Als Kind war die in Hof geborene Innenarchitektin von figürlichen Darstellungen umgeben.
Auch darum, weil ihr mittlerweile verstorbener Vater, der einen tiefen Bezug zu Klosterlangheim hatte, einen Antiquitätenhandel betrieb. Ihm hätte es gefallen, dass seine Tochter an einem Wettbewerb teilnimmt, der zur Schmückung des Ortes, bzw. seines Umlands dient. So weit, so gut.
Aber vielleicht, das möchte die Tochter nicht ausschließen, habe sich auch der natürliche Protest der jungen Idee gegenüber dem Althergebrachten, das von Eltern bevorzugt wird, in diesem Fall die figürliche Heiligendarstellung, in der Ihrigen niedergeschlagen. Zwei Seiten derselben Medaille.
Name als Querbalken Das Ergebnis ist ihr eigener Weg, und der ist in der Ausführung ebenso erstaunlich einfach wie christlich: Jede Stele, jeder Heilige also, verweist auf das Kreuz. Die Attribute, die ihm in der figürlichen Darstellung geschnitzt beigegeben werden, kommen auch vor.
Das Schwert der Katharina beispielsweise findet sich auf der Stele als Wort, von oben nach unten geschrieben. Über diesem Wort zieht - quasi als Querbalken - ihr Name von links nach rechts. Immer ergibt sich, wie beim Scrabble, dort eine Schnittstelle, wo sich der Heiligenname und das Attribut denselben Buchstaben teilen. Diese Schnittstelle ist die Kreuzung und wird zum Kreuzzeichen verlängert.
Ja, mit den Leben der Nothelfer habe sie sich im Vorfeld ihres Entwurfes beschäftigt. Nein, katholisch geworden sei sie deshalb nicht, sagt die Protestantin lächelnd. Sie wollte mit ihren Stelen "Meditationsorte" schaffen. Zur Meditation bedarf es einerseits der Ruhe, andererseits eines gedanklichen Ziels. Der Gegenstand der Betrachtung sollte nicht vorgeformt sein, soll sich "von der Natur und der Umgebung abheben", damit er nicht mit der Natur verschwimmt.
Und außerdem sollen diese etwas anderen Säulenheiligen in ihrem Erscheinungsbild "nicht zu Vierzehnheiligen in Konkurrenz treten". Der Betrachter soll sich auf dem Weg nach Vierzehnheiligen nur durch den Namen und die Attribute der Heiligen sein eigenes Bild des Heiligen machen, bevor er am Ziel seines Weges, am Gnadenaltar, die barocken Figuren in ihrer kirchlichen Interpretation und deren Kontext sieht.
Betonhocker Zu jeder Stele gehören noch zwei, manchmal drei Betonhocker. Eigentlich sieht Manuela Schallers Entwurf vor, dass sie jenseits des Weges stehen. Das geht aus Verkehrsgründen aber nicht, so stehen sie eben direkt neben, oder vor dem Objekt der Betrachtung.
In Zukunft wird die Innenarchitektin den Nothelferweg sicherlich häufiger gehen und sich auch auf Meditationen einlassen.
Sie wohnt nur eine kurze Spanne von Station 1 entfernt: Katharina an der Katharinenkapelle.
Einweihung Termin Die Einweihung des Nothelferweges beginnt am Samstag, 11. Mai, um 16.15 Uhr in der Basilika Vierzehnheiligen. Es schließt sich die Begehung des Nothelferweges (zirka 4,6 Kilometer) an, der für Kraftfahrzeuge gesperrt ist. Diese wird gegen 18.30 Uhr bei der Katharinenkapelle in Klosterlangheim enden.
Feier Im Anschluss daran findet ein gemütliches Beisammensein im Zelt statt. Für Essen und Trinken sorgt der Verein der Heimatfreunde Klosterlangheim. Es musiziert das Bläserquintett "Aecht Blech". Alle Interessierten sind dazu eingeladen.