Rückzug aus der Nordgauerstraße

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Im September wird voraussichtlich die Nutzung des ehemaligen Lichtenfelser Altenheimes als Asylbewerberunterkunft enden. Foto: Popp
Im September wird voraussichtlich die Nutzung des ehemaligen Lichtenfelser Altenheimes als Asylbewerberunterkunft enden. Foto: Popp

Das ehemalige Altenheim der Maiacher Stiftung in Lichtenfels wird bald nicht mehr als Unterkunft für Flüchtlinge benötigt.

Die Asylbewerberunterkunft im ehemaligen Altenheim der Maiacher Stiftung wird in den nächsten Monaten aufgelassen. Die Bewohner werden nach und nach in kleinere Wohneinheiten umziehen. Dies bestätigt Landrat Christian Meißner auf Nachfrage.
In der Nordgauerstraße sind derzeit noch 69 Personen untergebracht. 33 wurden in den letzten Tagen schon auf andere Häuser verteilt. Einige Wohnungen müssen noch bezugsfertig gemacht werden. Der Landkreis plant, die Umzüge in vier neue beziehungsweise erweiterte Unterkünfte in Altenkunstadt, Baiersdorf, Lichtenfels und Michelau bis September abgeschlossen zu haben. Dann wird es insgesamt 28 dezentrale Unterkünfte im Landkreis geben.


Besser für die Integration

"Integration klappt besser in kleineren Gruppen", betont der Landrat. Kleinere Einheiten vorzuziehen, sei auch die grundsätzliche politische Haltung.
"Vor allem für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge haben wir die besseren Einrichtungen in Ebensfeld und Burgkunstadt."
Dazu, wie die Verlegung am sinnvollsten geschehe, liefen noch Gespräche. Jedenfalls in kleineren Gruppen, zu acht oder zu zehnt. Er erinnert auch daran, dass von Anfang an das ehemalige Altenheim eine Notlösung, nur übergangsweise angedacht, war. Zuerst, 2014, war es um einige Räume für ein paar Wochen gegangen. Der Bedarf stieg, die Stadt Lichtenfels stimmte der Ausweitung der Nutzung zu - zuletzt auf das gesamte Gebäude. Dezentrale Unterbringung sei immer favorisiert und kontinuierlich vorgenommen worden, betont Meißner. Seit Anfang Mai seien keine neuen Asylbewerber mehr in den Landkreis gekommen. Jetzt werden die Räume in der Nordgauerstraße nicht mehr in dem Umfang gebraucht.
Christian Meißner weiß auch, dass die "Aktiven Bürger", eine Gruppe Ehrenamtlicher, die sich um die Flüchtlinge kümmern, "ein wenig traurig und irritiert sind", weil es organisatorisch einfacher sei, eine Unterkunft aufzusuchen, wo viele anzutreffen sind.


Ehrenamtliche Hilfe erschwert

Stadtrat Ralf Schneider (SPD), der sich bei den "Aktiven Bürgern" einbringt, betrachtet die Maßnahme mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Für die Integration sei die Entscheidung sinnvoll. Die Ehrenamtlichen stelle sie aber vor ein logistisches Problem, weil damit der zentrale Anlaufpunkt wegfalle. Die aufgebauten Strukturen werden dann nicht mehr funktionieren, die Unterstützung etwa in der Essensversorgung oder durch Sprachunterricht werde deutlich erschwert.
Für den Landrat bleibt der Umzug aber alternativlos - außer, es würde erneut ein Flüchtlingsstrom kommen. Ansonsten müsste der Landkreis aus Steuermitteln Miete zahlen, ohne den entsprechenden Bedarf zu haben.
Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) stellte in der Diskussion in seiner Fraktion fest: "Die Stadt ist nur Vermieter der Immobilie." Einig war man sich darin, dass das ehrenamtliche Engagement für hilfsbedürftige Menschen erhalten bleiben müsse.
Die Überlegungen der Stadt, das einstige Altenheim zu einem Apartmenthaus mit barrierefreien, seniorengerechten Wohnungen umzubauen, liegen auf Eis. Konkrete Pläne lägen noch nicht vor, sagt Bürgermeister Hügerich. Er kann sich vorstellen, dass dieses Vorhaben zum Jahresende erneut aufgegriffen wird.