Rösler baut am Standort Hausen für sieben Millionen Euro eine moderne Produktionsstätte.
Rösler gilt als Weltmarktführer in Sachen Gleitschliff- und Strahltechnik. Mit Maschinen, Schleifkörpern und chemischen Produkten, die das Unternehmen herstellt, werden die Oberflächen so vieler Produkte behandelt, dass man wohl sagen kann, jeder kommt dadurch jeden Tag indirekt mit Rösler in Kontakt. "Wahrscheinlich sogar hunderte Male", sagt Barbara Müller. Bei der Marketingleiterin ist immer noch Begeisterung spürbar, wenn sie versucht, die immense Palette aufzuzeigen - von der Schnalle am Schuh über Uhrengehäuse, Brillengestelle, Messer, Gabel, Löffel, Autoteile, Euromünzen, Handyhüllen, Türklinken, Fenstergriffe, Knie- und Hüftgelenke, Haushaltsgeräte oder Spielzeug bis hin zum Rumpf eines Aida-Kreuzfahrtschiffes. Jener Riesenauftrag blieb in besonderer Erinnerung: Auf 47 Lkws hatte die hierfür erstellte Anlage das Rösler-Werk in Richtung Werft verlassen. Spontan fällt Barbara Müller auch die Anfrage der römischen Stadtverwaltung ein, als es um eine Methode ging, den Algenbelag schonend vom Trevi-Brunnen zu entfernen...
Standards bei Rösler sind hoch
Das alles ist schon beeindruckend. Für den geschäftsführenden Gesellschafter Stephan Rösler ist es vor allem die stete Weiterentwicklung, verbunden mit den vielfältigen Herausforderungen, die ihn stolz macht.
Die Standards bei Rösler sind hoch, wie der Firmenchef herausstellt. Man muss auch gut sein, um sich in dem Preisdruck am Markt neben Wettbewerbern aus China und Indien behaupten zu können. "Wir haben eine andere Kostenstruktur, aber auch eine höhere Qualität", sagt Rösler. Die Kunden seien bereit, das zu honorieren. Die Investitionen am Standort Deutschland - im größeren Werk in Untermerzbach (Kreis Haßberge) wurde jüngst rund eine Million Euro in die Fertigungsanlagen gesteckt - setzen auf die klar formulierte Vision des Unternehmens: "Wir wollen in unserem Marktsegment und für unsere Kunden das weltbeste Unternehmen sein, die beste Qualität liefern, den besten Service leisten und innovativer sein als alle anderen."
Für ihn persönlich gab es beruflich nie eine andere Option, als im väterlichen Betrieb Verantwortung zu übernehmen. "Das war mit Geburt klar, dass der Stephan die Firma übernehmen muss", sagt er lachend. Fügt aber hinzu, er habe sich schon als kleiner Bub dafür interessiert. "Ich würde nichts anderes machen wollen." Die Dimensionen, in denen Rösler heute agiert - 20 Jahre, nachdem er die Führung übernommen hat - sind andere geworden. Die Beschäftigtenzahl stieg von gut 450 auf insgesamt etwa 1600, davon 1000 in Deutschland, der Umsatz hat sich mehr als vervierfacht auf 255 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2015/16. Die Produkte haben sich verändert. Stephan Rösler ist seinem Vater dankbar, dass der ihm von Anfang an vollstes Vertrauen entgegengebracht und in keine einzige seiner Entscheidungen dreingeredet habe. Unter den Mitarbeitern habe es niemanden gegeben, der nicht habe mitziehen wollen.
Standort Deutschland stärken
15 Niederlassungen und rund 150 weitere Firmenvertretungen der Gruppe gibt es inzwischen rund um den Globus. Die Ursprünge liegen in einer Porzellanfabrik im Sudetenland, gegründet 1933 vom Großvater des heutigen Chefs.
Der Wiederaufbau nach dem Krieg erfolgte zunächst im oberfränkischen Tettau, Ende der 50er-Jahre erwarb der Sohn des Gründers in Hausen (Stadt Staffelstein) Grundstücke und Gebäude der Porzellanfabrik Alboth & Kaiser, die in einen Neubau umgezogen war. In diesem Dorf mit rund 30 Einwohnern befindet sich noch immer die Zentrale. Und dort entsteht gerade eine neue Produktionsstätte für knapp sieben Millionen Euro.
Den Abzweig nach Hausen könnte man schon leicht übersehen, wenn man von Bad Staffelstein in Richtung Kloster Banz fährt. In Hausen aber Rösler zu übersehen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Es kommt einem so vor, als ist der ganze Ort Firmengelände und man selbst fährt mittendurch. Außerdem gibt es noch ein Wasserkraftwerk und einen Independent-Musikclub, auch auch nicht so ganz üblich für ein fränkisches Dorf. In Hausen arbeiten ungefähr zweieinhalb mal so viele Menschen bei Rösler, wie es Einwohner gibt. Viele von ihnen sind dem Unternehmen seit langem verbunden, oft seit ihrer Ausbildung. Drohendem Fachkräftemangel - so die Devise hier - begegnet man am besten dadurch, dass man selbst für gute Leute sorgt.
Dass der Neubau gerade dort errichtet wird, war für den Firmenchef keine Frage. Man verfügt über die erforderliche Grundstücksfläche, Teile eines Altgebäudes wurden abgerissen, um Platz für das Vorhaben zu schaffen. Die Höhenvorgaben für den Hochwasserschutz mussten eingehalten werden, außerdem diverse Sicherheitsauflagen für den Umgang mit den verwendeten Rohstoffen. 750 000 Euro kostet allein die Abgasreinigung, wie Rösler berichtet. Von oben ist die Materialbeschickung vorgesehen, im hinteren Bereich eine Verpackungsanlage. Die Zufahrt ist schmal, aber ausreichend für Lkws. Der Blick hinüber zum Staffelberg bleibt frei.
Im April war Baubeginn. Das neue Werk soll durch weitestgehende Automatisierung zu doppelter Kapazität in der Kunststoffschleifkörperproduktion verhelfen, wie Stephan Rösler erläutert. Die Entscheidung für diese Investition war für ihn keine schwere, sie fiel binnen weniger Monate. Die Zeichen stehen auf Wachstum. Drei Großaufträge hätten den Ausschlag gegeben, doch eng sei es vorher schon geworden. Die Mitarbeiterzahl werde mit der geplanten Inbetriebnahme im Februar um vier bis fünf steigen, schätzt er. Theoretisch könnte man die Produktionsmenge an dem Standort sogar verdreifachen, dies aber wäre nur im Drei-Schicht-Betrieb möglich. Eine mögliche Reserve für künftige Anforderungen.