Lapp verlagert Produktion: Redwitz verliert 185 Arbeitsplätze

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Das Werk der Pfisterer-Tochtergesellschaft Lapp Insulators in Redwitz Foto: Matthias Einwag
Das Werk der Pfisterer-Tochtergesellschaft Lapp Insulators in Redwitz Foto: Matthias Einwag

Die Pfisterer-Tochtergesellschaft Lapp Insulators kündigt an, aus wirtschaftlichen Gründen die Redwitzer Arbeitsstellen auf andere Standorte zu verteilen.

Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile der Einzelstandorte hat der Vorstand von Pfisterer beschlossen, die Produktion seiner Tochtergesellschaft Lapp Insulators in Redwitz einzustellen und nach Wunsiedel, Turda sowie Kada (Tschechien) zu verlagern. Betroffen sind in Redwitz aller Wahrscheinlichkeit nach 185 Arbeitsplätze - diese Zahl geht aus der Internetseite der Firma hervor.

Die Verlagerung werde im Verlauf des Jahres 2018 umgesetzt, wird in einer am Mittwoch an diese Zeitung versandten Pressemitteilung angekündigt. Die damit einhergehenden Personalveränderungen würden in Abstimmung mit der zuständigen Arbeitnehmervertretung geplant und ausgeführt, heißt es darin. Die Verhandlungen sollen in den nächsten Tagen beginnen. Die Verlagerung werde so erfolgen, dass die Kunden von Pfisterer weiterhin ohne Einschränkungen beliefert werden können.

Eine Anfrage bei Pfisterer in Redwitz, um zu erfahren, wie die Personalveränderungen aussehen, war am Mittwochnachmittag nicht möglich, denn dort meldete sich nur ein automatischer Anrufbeantworter.


Seit längerer Zeit Kurzarbeit

Die europäischen Hersteller von keramischen Isolatoren kämpfen mit massiven Überkapazitäten und chinesischen Billigimporten. Das führte auch in der Pfisterer-Tochtergesellschaft Lapp Insulators Redwitz GmbH seit längerer Zeit zu Kurzarbeit. Um die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Pfisterer-Gruppe zu sichern, erwies es sich nach einer umfassenden Analyse als unausweichlich, die Produktion des Standorts zu verlagern.

"Die damit einhergehenden Personalveränderungen werden in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern sozialverträglich umgesetzt", heißt es in der Presseerklärung vom Mittwoch.


Kunststoff statt Keramik

"Der Bedarf an in Europa hergestellten Keramikisolatoren, die beispielsweise an Freileitungsmasten oder in Umspannwerken eingesetzt werden, ist seit Jahren rückläufig", schreibt das Unternehmen weiter. Die Gründe dafür seien vielschichtig. Immer öfter würden Isolatoren aus Kunststoff statt aus Keramik verwendet. Hinzu komme ein harter Preiswettbewerb mit asiatischen Herstellern und vermehrt Produktionsstätten in Niedriglohnländern außerhalb Europas. Konjunkturell schwierig sei die Lage auch in einigen europäischen Teilmärkten sowie in den aus Europa belieferten Exportmärkten. Das alles führe zu einer nachhaltig reduzierten Nachfrage an keramischen Isolatoren.

Pfisterer produziert an den europäischen Standorten Wunsiedel, Redwitz, Turda (Rumänien) und Jedlina (Polen) keramische Isolatoren. In allen vier Werken wurde die Fertigung bereits durch Kurzarbeit eingeschränkt, wird in der Pressemitteilung vom 30. August erläutert. Eingehende interne Analysen in den vergangenen Monaten seien zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kapazität dauerhaft an die aktuellen Marktbedürfnisse angepasst werden müsse, um die Wettbewerbsfähigkeit und Ertragskraft des Gesamtunternehmens zu sichern.
Pfisterer habe verschiedene Szenarien geprüft, wie eine zukunftsorientierte Restrukturierung aussehen könnte, eine weitere Verkleinerung der Standorte habe sich sich jedoch wirtschaftlich nicht umsetzen lassen.

"Es ist uns bewusst, dass diese einschneidende Veränderung mit den einhergehenden Arbeitsplatzverlusten in Redwitz eine schwere Belastung für unsere dort tätigen Mitarbeiter ist. Aber die Maßnahme war leider unumgänglich, um langfristig die Pfisterer-Gruppe als Ganzes für die Zukunft sicher aufzustellen", wird Michael Keinert, Sprecher des Vorstands, in der Presseerklärung zitiert.





Das Unternehmen und seine Produkte

Das Unternehmen Pfisterer ist ein führender unabhängiger Hersteller von Kabelgarnituren und Freileitungszubehör für die sensiblen Schnittstellen in Energienetzen. Die Unternehmensgruppe hat ihren Hauptsitz in Winterbach bei Stuttgart.

Die Produkte Pfisterer entwickelt, produziert und vertreibt international erfolgreiche Lösungen für Spannungsebenen von 110 V bis 1100 kV. Mit einem Komplettangebot aus Produkten für den Einsatz in Energienetzen, Beratung, Montage und Schulungen ist der Hersteller ein weltweit tätiger Partner für Unternehmen der Energieversorgung, des Anlagenbaus sowie des elektrifizierten Schienenverkehrs.

Niederlassungen Pfisterer betreibt Produktionsstätten in Europa, Südamerika und Südafrika sowie Vertriebsniederlassungen in 18 Ländern Europas, Asiens, Afrikas, Südamerikas und in den USA. Die Unternehmensgruppe beschäftigt derzeit insgesamt rund 2700 Mitarbeiter. red