Annette von Bamberg amüsierte ihr Publikum - auf alle Fälle die Frauen darunter - mit positiven Betrachtungen zur zweiten Lebenshälfte.
Im letzten Jahr begeisterte Annette Grabiger als "Annette von Bamberg" das Bad Staffelsteiner Publikum mit ihrem Solo-Programm "Warum immer ich?". Am vergangenen Samstag war sie erneut Gast bei der Kultur-Initiative Bad Staffelstein, dieses Mal mit ihrem zweiten Soloprogramm "Es gibt ein Leben über 50 - jedenfalls für Frauen". Im bis auf den letzten Platz besetzten Veranstaltungsraum in der Alten Darre waren nicht nur Frauen, die dem Programm der Bamberger Kabarettistin lauschten, sondern auch Männer, die mitunter etwas einstecken mussten.
Fünf Jahre den "39." gefeiert
Laut "Annette von Bamberg" können Frauen in der zweiten Lebenshälfte optimistisch in die Zukunft blicken. Ihr Lebenselixier scheint Prosecco zu sein, der Klosterfrau-Melissen-Geist des 21. Jahrhunderts.
Trotz oder wegen ihrer 52 Lenze, die "Nette von Bambärch" scheint keine Probleme mit dem Alter zu haben. Bis sie ihren 60. Geburtstag feiert kann, werden ohnehin noch 20 Jahre vergehen. Ihren 39. Geburtstag hat sie auch fünf Jahre lang gefeiert... Vielmehr beschäftigte sich die Kabarettistin mit der Frage: "Darf ich noch, oder muss man schon dezent sein?" Oder anders ausgedrückt: Darf man im Dezember als erste über den Eben sfelder Badesee schlittern, auch wenn man weiß, dass man dann von der Breitengüßbacher Feuerwehr gerettet werden muss?
Im Verlauf ihres knapp zweistündigen Programms arbeitete Annette Grabiger eine Vielzahl von frauenrelevanten Themen ab, wie Männer, Kirche, Emanzipation, Rauchen und Gewichtsprobleme. Eine intelligente Frau sollte ihrem Ehemann besser keine Träne nachweinen, wenn er sie wegen einer Jüngeren verlässt, fand sie. Die Rache folge auch ohne ihr Zutun auf dem Fuß: "Eine intelligente Frau weiß, jetzt beginnt für den alten Deppen der Horror." Schließlich wollten junge Leute Feiern bis zum Abwinken. Da habe der alte Gockel dann genug Spaß mit seiner künstlichen Hüfte und seinen kaputten Knie.
Das letzte Abendmahl mal anders
Zum Thema Frau und Kirche fällt Annette von Bamberg einiges ein. Wenn es Jüngerinnen statt Jünger gegeben hätte, wäre das letzte Abendmahl vermutlich nicht so karg ausgefallen. Da hätte fast jede einen Salat mitgebracht und als Nachspeise hätte es mindestens drei verschiedene Tiramisus gegeben - aber auch mehrere Verräterinnen. Im Programm gab es reichlich Seitenhiebe auf die Männer und frohe Botschaften fürs weibliche Geschlecht. "Mit 50 Jahren kann eine Frau noch viel werden, sogar eine Emanze", sagte Grabiger.
Auch das Gewicht wurde thematisiert. Mit ihren zweimal 36 Kilo fühlt sich die Kabarettistin eher wie ein Strich in der Landschaft - wohlgemerkt mit einem Edding-Stift gezogen. Überhaupt seien Figur-Probleme eher relativ. Wenn sich eine 38er Größe in Kleidergröße 34 zwängt, dann sehe dies auch schrecklich aus. Besser die Kleidung zwei Größen größer kaufen, und schon werde man angesichts der Schlabberbluse gefragt, ob man abgenommen hat. Sie habe fünf Kilo zu viel, erfuhr das Publikum. "Nö" wiedersprach eine Besucherin in der ersten Reihe. Annette Grabiger wagte einen weiteren Versuch, ihr Publikum von ihrem Übergewicht zu überzeugen. Sie wiege bei einer Größe von 1,73 immerhin 70 Kilo. "Bravo" lautete die Reaktion der Besucherin.
Bei dem Auftritt in Bad Staffelstein traf die Bamberger Kabarettistin auf ein aufmerksames Publikum, das nicht nur zuhörte, sondern auch mit Kommentaren nicht hinterm Berg hielt. Am Ende hatten beide, Zuhörer wie Künstlerin, einen unterhaltsamen Abend erlebt, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.