Beim Bau der neuen ICE-Trasse sollen die Eingriffe in die Natur ausgeglichen werden. Beispiele gibt es an vielen Stellen.
Der "Rohbau" der neuen ICE-Strecke des Projektes Nürnberg-Erfurt-Berlin in Oberfranken ist mit allen Bauwerken fertig. Ende September wechseln nach knapp vier Jahren Bauzeit die Gewerke. Die Tunnel- und Erdbauer haben ihre Arbeit getan. Nun können die Gleisbauer, Oberleitungs- und Stellwerkstechniker folgen. Die Inbetriebnahme der Verbindung mit 230 Kilometern Neubauanteil ist für 2017 vorgesehen.
Das Bauvorhaben der Neubaustrecke verursachte Eingriffe in Naturhaushalt und Landschaft, die gemindert, ausgeglichen oder ersetzt werden müssen. Umwelt-Projektingenieur Helge Gork, Praktikant Sebastian König und Bahn-Pressesprecher Frank Kniestedt erläuterten unserer Zeitung die Maßnahmen des Landschaftsbegleitplanes für den oberfränkischen Bereich zwischen Ebensfeld und der Froschgrundbrücke an der Grenze zu Thüringen. An der 35 Kilometer langen Trasse wurden 300 Hektar Ausgleichs- und Kompensationsflächen geschaffen.
Die Maßnahme kostet 20 Millionen Euro.
Main wird verlegt Während einige Projekte bereits realisiert wurden, zum Beispiel die Flutmulden bei Wiesen, sind andere entweder im Bau oder werden in den nächsten Monaten begonnen. Eine größere Maßnahme wird demnächst zwischen Zapfendorf und Ebensfeld gestartet. Bei Unterleiterbach wird die Mainschleife vom Bahndamm weg weiter nach Osten verlegt. Der Überflutungsbereich wird dadurch ausgeweitet und die Gefahr der Unterspülung des Bahndamms verhindert.
Um einen stabilen Bahndamm zu errichten, wird der bestehende Untergrund ausgehoben, mit Bindemitteln verbessert und als stabilisierte Tragschicht wieder eingebaut. Die Dicke der Tragschicht beträgt auf der Neubaustrecke 1,20 Meter, auf der Bestandsstrecke einen Meter.
Nordwestlich von Ebensfeld soll am bestehenden Badesee ein großes Feuchtbiotop entstehen.
Auf der dem Badebereich abgewandten Seite sollen kleine Senken ausgehoben und der Auwald beträchtlich erweitert werden. Der Main wird auch an anderen Stellen verbreitert, damit Auwald, Flutmulden, Kleingewässer, Feuchtwiesen und Streuobstwiesen entstehen können. Der Stadelbach bei Altenbanz wird renaturiert.
Im Bereich Unnersdorf, Nedensdorf, Wiesen und Unterzettlitz wurden die bisher größten Umweltschutzbauten durchgeführt. "In Wiesen sorgt die Mulde dafür, dass auch bei Hochwasser weitere Überschwemmungen vermieden werden", machte Gork deutlich. Auf vier Kilometer Länge habe sich dort eine Verbesserung der Abflussverhältnisse nach dem Hochwasser Anfang März ergeben.
Bei Nedensdorf kann die Wasserspiegelhöhe bei einem Jahrhunderthochwasser um zwölf Zentimeter gesenkt werden.
Der für die Neubaustrecke errichtete Damm im Maintal wurde erdbaulich so modelliert, dass er natürlich gewachsene Formen erhält. Für den entzogenen Hochwasser-Stauraum seien im direkten Umfeld des Damms Flutmulden sowie Sekundärgräben ausgehoben und nach wasserwirtschaftlichen und landschaftspflegerischen Gesichtspunkten gestaltet worden. Auf den offenen Bereichen sei mittels Heudruschansaat die natürliche, ökologisch hochwertige Wiesenvegetation übertragen worden. Außerhalb der Flutmulden werden anschließend mosaikartig diverse Gehölze angepflanzt, unter anderen Eichen und Hainbuchen zur Herstellung eines Eichen-Mischwaldes und Weiden, um einen auwaldtypischen Charakter zu erreichen.
Bepflanzungen dauern noch Auch im Landkreis Coburg war die Eingriffsvermeidung die bestmögliche Einbindung der Bahntrasse in die umgebende Landschaft ein Planungsziel. Unvermeidliche Eingriffe können auch hier kompensiert werden. "Die Bepflanzungen werden noch einige Zeit dauern und erst in den kommenden Jahren abgeschlossen sein", unterstrich Pressesprecher Kniestädt. Die ausführenden Firmen hätten nur eine beschränkte Kapazität und außerdem sei man an die Pflanzzeiten gebunden.
Der Abtransport der Ausbruchmassen erfolgte für den Tunnel Höhnberg und den Tunnel Füllbach zur Landschaftsmodellierung im Flurgebiet Pfarrschrot bei Niederfüllnach. Die Deponie Pfarrschrot ist zirka 17 Hektar groß und fasst zirka 1,4 Millionen Kubikmeter Ausbruchmaterial.
Das Material aus dem Tunnel Rennberg kommt auf die Deponie Pöhlholz, das Material des Tunnel Feuerfelsen auf die Deponie Ziegenrück. Das Gelände der Deponien wird neu modelliert und mit naturraumtypischer Vegetation rekultiviert oder aufgeforstet. "Die Bauvorhaben werden in jedem Abschnitt durch einen ökologischen Bauüberwacher begleitet", machte Umweltingenieur Helge Gork deutlich.
An der Verbindungskurve der Einschleifung nach Coburg in Niederfüllbach werden Feuchtwiesen angelegt und der Füllbach naturnah ausgebaut. Westlich von Waldsachsen in Richtung Cortendorf entstand eine Straßenbrücke, für die schon während des Baus und jetzt im fertigen Zustand Leitzäune die Amphibien in die richtigen Biotope lenken.
Bach wird renaturiert Für den Bau der Fornbachbrücke war es erforderlich den Fornbach zu verrohren.
Jetzt wurden die Rohre wieder entfernt und es wird begonnen den Bachlauf zu renaturieren. Dort wurden Amphibien geborgen und an anderen Stellen wieder ausgesetzt.
Der Erdaushub vom Tunnel Feuerfelsen wird eine bepflanzte Erdstoffdeponie. Aus den Ausbruchsmassen des Tunnels Reitersberg entstand bei Oberlauter die etwa 50 Meter hohe Pilgershöhe, ein begrünter Aussichtsberg mit Wanderwegen und Blick auf die Veste Coburg. Bei Unterwohlsbach und Oberwohlsbach wurde nach einer Methode ähnlich einem Rollrasen die Grasnarbe aufgenommen und wenige Meter weiter neu verpflanzt.
Ursprünglich war in der Mulde am Pöppelholz bei Rödental-Schönstädt eine 30 Meter hohe Aufschüttung geplant. Die Planer entschieden sich aber dann an dieser Stelle für eine Brücke, die den Eingriff in die Natur mindert.