Online-Shopping und vieles mehr

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Christian Herold ist dafür verantwortlich, dass baur.de auch auf Smartphones wie dem iPhone gut zu bedienen ist. Foto: Ja Koch
Christian Herold ist dafür verantwortlich, dass baur.de auch auf Smartphones wie dem iPhone gut zu bedienen ist. Foto: Ja Koch

Christian Herold kümmert sich bei Baur in Burgkunstadt um die Internetplattform für Smartphones und Tablet-PCs. Dabei wird es seiner Ansicht nach aber wahrscheinlich nicht bleiben.

Christian Herold ist gleichzeitig Alptraum und erfüllte Sehnsucht für das Weismainer Unternehmen Baur. Alptraum, weil der 27-Jährige Mitschuld daran trägt, dass der Versandkatalog, der Baur groß gemacht hat und jahrzehntelang essentiellerTeil des Unternehmens war, heute ein Nischendasein fristet. Denn Herold verantwortet bei Baur die "mobile services". Seine Aufgabe ist nichts weniger, als dass die Menschen den Baur-Katalog heute jederzeit mit sich herum tragen - auf ihrem Smartphone oder ihrem Tablet-PC. Genau deshalb ist Herold eigentlich Baurs erfüllte Sehnsucht: deutlich weniger Druckkosten, und jeder Kunde kann sich seine Kaufgelüste erfüllen, wann immer er möchte, 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr.

Online von früh bis spät


Christian Herold ist der Traum vieler Personalchefs: Er ist jung, hat gerade erst sein Studium der Betriebswirtschaftlehre mit Schwerpunkt Medienmanagement abgeschlossen, und dennoch bringt er bereits einiges an Erfahrung mit. Mehrere Jahre hat er während seines Studiums für BMW im Marketing gearbeitet. Christian Herold ist, in einem Wort ausgedrückt, smart. Mit Dreitagebart, gestyltem Haar, Jeanshosen und tailliertem Sakko kommt er schnellen Schrittes zur Tür herein. Unter dem Arm: sein Notebook und sein iPad. Kaum hat er Platz genommen, gesellt sich auch noch sein iPhone zu den anderen Geräten vor ihm auf den Tisch. Er lebt bereits so, wie er sich den Alltag von Morgen erträumt.
"Ich wach' morgens auf und und nehme das Handy, weil ich den Wecker ausschalte. Dann frühstücke ich und lese die neuesten Nachrichten auf meinem Tablet. Auf dem Weg ins Büro checke ich die ersten wichtigen E-Mails mit meinem Handy", sagt er.

Während der Arbeit sitze er ohnehin den ganzen Tag am Rechner, auf dem Weg nach Hause werfe er wieder einen Blick auf sein Smartphone, und abends sitze er auf der Couch und surfe mit seinem Tablet oder seinem PC im Internet. So wünscht sich Christian Herold die Zukunft. "Das nennen wir Channel-Hopping", erklärt er in bestem Marketing-Sprachgebrauch. Mit Channel, zu deutsch Kanal, ist das Endgerät gemeint, mit dem der Kunde bei baur.de surft, um dort einzukaufen. Ganz einfach sei das nicht, denn die Seite muss für jede Geräteklasse, ob Smartphone, PC oder Tablet-PC, optimiert werden. "Shop-Plattformen kann jeder bauen. Wichtig ist, dass man dem Kunden die Möglichkeiten bietet, die er braucht", sagt Herold. Zum Massenmarkt werde etwas nur, "wenn es leicht zu bedienen ist". Herold erinnert daran, dass schon vor 15 Jahren ein Handy auf dem Markt war, das internetfähig war. "Nur die Bedienung war katastrophal."

Selbsterklärende Benutzung


Genau darum kümmern sich Herold und seine Mitstreiter: dass die Bedienung selbsterklärend ist. Fast so, als wäre zuerst die Nutzeroberfläche gewesen, und dann erst wäre das Endgerät dazu auf den Markt gekommen. So sehr ihn reizt, dass die Kunden mit verschiedenen Geräten bei seinem Arbeitgeber einkaufen, so sehr werfe das wieder neue Probleme auf. Christian Herold beschreibt es so: "Sie haben sich zum Beispiel einen Schuh mit dem Handy ausgesucht und in den Warenkorb gelegt. Dann entscheiden Sie sich aber, dass Sie sich den Schuh lieber nochmal zuhause anschauen wollen. Dann gehen Sie zuhause an den PC, melden sich an, und plötzlich ist der Schuh nicht mehr im Warenkorb. Da denken Sie sich natürlich: ,Mist, jetzt muss ich wieder alles suchen.‘" Den Kunden geräteübergreifend zu erkennen, dass er auch in Herolds Szenario seinen Schuh im Warenkorb wiederfindet, sei aber noch Zukunftsmusik. Jetzt muss er erst einmal baur.de für sämtliche Endgeräte optimieren, weswegen Christian Herold eigentlich schon den Titel "Head of multi device services" trägt. "Wir schauen immer, wo unser Kunde herkommt."

Vergangenes Jahr habe Baur erkannt, dass immer mehr Kunden mit dem Tablet surfen. Fürs Erste gelte es für ihn daher, Baurs Shop für Tablets zu optimieren. Der werde schon bald fertig sein. Beim Tablet und dem schlauen Telefon, das weit mehr als nur telefonieren kann, wird es aber nicht bleiben, sagt Herold. Bereits heute seien internetfähige Fernseher auf dem Markt. Noch seien die Geräte nicht ausgereift, aber er habe sie schon auf seiner Beobachtungsliste. Und natürlich steht auch einer in Christian Herolds Wohnzimmer. Die Zukunft seien auch intelligente Navigationssysteme im Auto, die längst nicht mehr nur lotsen. "Für diese Nutzungssituationen brauchen wir natürlich wieder ein optimiertes Layout."

Die Realität erweitern


Technisch wird das für ihn keine große Herausforderung, da nur etwas Bestehendes auf eine spezielle Nutzungssituation hin zu optimieren ist. Tatsächlichen Fortschritt werde etwas anderes bringen: "Was die Bedienung anbelangt, bin ich fest davon überzeugt, dass die Sprachsteuerung in Zukunft eine entscheidende Rolle spielt." In Großbritannien gebe es seit Kurzem einen Onlineshop, den man über die Sprache steuern kann. "Das wird wahrscheinlich das nächste größere Ding sein, was Marktreife erlangt", sagt Herold.

"Eine neue Geräteklasse wird wahrscheinlich die Augmented-Reality-Brille von Google. Mit der kann ich mir die Frauenkirche anschauen, und die Brille sagt mir dann, von wem die Kirche erbaut wurde, wie groß sie ist und wer gerade drin ist, weil die Brille auch auf Facebook-Konten zugreift. Die Brille hat Google ja bereits in der Hinterhand, aber sie ist noch weit davon entfernt, Marktreife zu erlangen." Eines aber steht aber fest: "Ich werde einer der ersten sein, der sich so ein Ding kauft." Eben immer einen Schritt voraus.