1870/71 ist nur über das Archiv des Erzbistums dokumentiert, da es noch keine Standesämter gab. Die Anträge der Invaliden auf Sozialhilfe sind meist nicht erhalten. Wir haben nur die Unterlagen zum Ehrenmal im Ersten Weltkrieg; für die Inschrift wurden die Namen der Toten gesammelt. Grund: Das wurde von den Nationalsozialisten in Auftrag gegeben. Was ich bedaure, ist, dass es für Staffelstein kein Namensverzeichnis der Opfer des Zweiten Weltkrieges gibt. Ich bekomme ab und zu Anfragen und hätte die Namen gern auf einen Blick; im Standesamt sind ja sehr viele Männer erst in den 1950er-Jahren für tot erklärt worden.
Wäre das einmal ein Projekt für Schulklassen, die Lebensläufe der Toten zu rekonstruierten?
Ohne Archiv des Krieger- und Veteranenvereins wäre es ganz mühsam. Es müsste die Häuserkarte - ab 1939 - ausgewertet werden. Die Militärstammrollen für Staffelstein habe ich leider noch nicht gefunden. Wer suchen möchte, kann über einen ancestry-account die Wehrmachtsunterlagen anschauen - falls schon freigegeben, und das ist kostenpflichtig.
"Der Volkstrauertag ist nicht antiquiert"
Ob Ehrenmale und Mahnwachen für die Toten von Krieg und Gewaltherrschaft heute noch zeitgemäß sind, wollen wir von Mark Gutgesell, dem Zweiten Vorsitzenden der Reservistenkameradschaft Bad Staffelstein, wissen.
"Angesichts der Millionen von Toten durch Kriege stellt sich für mich gar nicht diese Frage", antwortet er. Und er fügt hinzu: "Wir gedenken nicht nur der Vergangenheit und Gegenwart, sondern mahnen auch für die Zukunft. Ich wünsche mir, dass an diesem Tag Schulklassen die Gedenkstätten besuchen und sich mit den Schicksalen von Soldaten und Zivilopfern auseinandersetzen."
Er selbst habe vor vielen Jahren den Soldatenfriedhof in Monte Cassino in Italien besucht, sagt Mark Gutgesell. "Dieses Bild werde ich nie mehr vergessen." Leider wüssten viele Menschen in unserer Gesellschaft mit diesem Tag nichts anzufangen, fährt er fort. "Sie halten das Gedenken für ein antiquiertes Ritual oder gar eine Versammlung von Ewig-Gestrigen. Das ist völlig falsch. Es ist eine Gelegenheit, sich die Folgen von Krieg und Gewalt bis zum heutigen Tag zu vergegenwärtigen und die eigene Haltung zu überdenken."
Für die Angehörigen der jüngeren Generationen, sagt er, sei der Volkstrauertag eine gute Anregung zum Nachdenken - und eine Alternative zu menschenverachtenden Baller- und Computerspielen.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde am 16. Dezember 1919 gegründet und ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit humanitärem Auftrag. Der Volksbund mit Sitz in Kassel erhält und betreut Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft im In- und Ausland. Insgesamt hat der Volksbund weltweit rund 570 Mitarbeiter.