Mit Fördermitteln explizit die Innenstadt stärken

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Das Wohn- und Geschäftshaus Coburger Straße 19 ist ein gutes Beispiel für die gelungene Sanierung eines Innenstadtgebäudes in Lichtenfels. Hierzu gab es einen Zuschuss aus Städtebaufördermitteln. Foto: Bayerngrund GmbH
Das Wohn- und Geschäftshaus Coburger Straße 19 ist ein gutes Beispiel für die gelungene Sanierung eines Innenstadtgebäudes in Lichtenfels. Hierzu gab es einen Zuschuss aus Städtebaufördermitteln. Foto: Bayerngrund GmbH

Der Stadtrat weitet die finanzielle Unterstützung für Eigentümer und Mieter von Häusern und Geschäftsflächen mitten in Lichtenfels deutlich aus.

Die Stadt kann die Leerstände nicht füllen und auch nicht die Häuser in Privatbesitz sanieren. Sie kann aber Anreize dafür schaffen, dass sich in der Innenstadt etwas bewegt. Mit einem einstimmigen Beschluss hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung ein deutliches Signal gegeben: Drei neue beziehungsweise erweiterte Förderprogramme sollen Anreize sein - für Eigentümer, die eigene Immobilie zeitgemäß zu sanieren, und für mögliche Existenzgründer, sich diesen Schritt in Lichtenfels zuzutrauen. Dafür gibt es in dem neuen Ansiedlungsprogramm etwa (parallel zu den Unterstützungen bei Firmenneugründungen von IHK und Landratsamt) einen Mietzuschuss von 30 Prozent bis maximal 3000 Euro im ersten Jahr.
Das neue "Lichtenfelser Geschäftsflächenprogramm" soll die Nutzung von Erdgeschossflächen im Innenstadtbereich attraktiver machen, indem Um- und Anbaumaßnahmen mit 30 Prozent der Kosten, maximal 15 000 Euro, mitfinanziert werden. Das bisherige Fassadenförderprogramm wird ausgeweitet zum Stadtsanierungsprogramm. Es ermöglicht Zuschüsse zu Innen- und Außenrenovierungen von bis zu 60 000 Euro bei einem Fördersatz von 30 Prozent. Geld von der Stadt kann es auch für die Neugestaltung und Begrünung von Hofräumen und Freiflächen geben, auch für den Abriss eines störenden Nebengebäudes.

Die Details fasste Rita von Frantzky zusammen. Die Diplom-Ingenieurin der Bayerngrund-GmbH begleitet städtebauliche Projekte im Auftrag der Stadtverwaltung. Sie betonte, dass das bestehende Angebot intensiviert und vereinfacht werde. Auch Mieter von Geschäftsflächen könnten, wenn sie entsprechende Vereinbarungen mit dem Eigentümer treffen, eine Förderung in Anspruch nehmen. Schon jetzt konnte sie gelungene Beispiele nennen, die von der bisherigen Förderung profitiert haben. Das Mehrfamilienwohnhaus Zweigstraße 2 etwa, an dem die Fassade gereinigt und Fenster erneuert wurden. Außerdem das Haus Coburger Straße 19 mit einer sehr komplexen Finanzierung, das "wunderbar" geworden sei. Ein Modernisierungsgutachten werde derzeit für das stadtbildprägende (Deichmann-)Haus, Marktplatz 2, erstellt. Hier hoffe man auf ein Ende des Leerstandes.


Was kostet es die Stadt?

Wie viel die neuen Förderprogramme die Stadt Lichtenfels kosten werden, ist noch unklar. Das bisherige Angebot wurde nur vereinzelt genutzt, nun sollen mehr Vorhaben angestoßen werden. Stadtkämmerer Johann Pantel kann sich vorstellen, für den Haushalt 2017 eine Summe von 150 000 Euro vorzusehen. Aus diesem Budget könnten dann entsprechende Zahlungen vorgenommen werden. Wichtig: Ohne vorausgegangene Absprache und Prüfung gibt es auch keine Zuwendung. Die Abstimmung muss vor Renovierungsbeginn erfolgen. Ein erster Ansprechpartner für Interessierte ist Citymanager Steffen Hofmann.
An den von der Stadt Lichtenfels gegebenen Zuwendungen beteiligt sich die Regierung von Oberfranken mit 60 Prozent.

Die Förderung ist ein Anreiz, sich sowohl für eine geschäftliche Nutzung als auch fürs Wohnen an ein Objekt im Innenstadtbereich zu wagen - das unterstrichen und begrüßten Sprecher aller Stadtratsfraktionen. Emmi Zeulner (CSU) sprach von einem "hervorragenden Ansatz". Für die Arbeiten an ihrem eigenen Haus in der Inneren Bamberger Straße - das merkte sie an, wohl um Spekulationen vorzubeugen - habe sie keinen Zuschuss in Anspruch genommen. Zeulner regte Überlegungen an, wie man auch in den Stadtteilen die Nutzung von Altbauten statt neu zu bauen attraktiver machen könnte.

Philipp Molendo (Junge Bürger) nannte den Beschluss über die aufgestockten Förderungen ein gutes Signal - sie müssten nun aber auch angenommen werden. Und es gelte weiterhin, Klingeln zu putzen und die Verantwortlichen darauf anzusprechen. Dass bei Leerständen auch die Mietansprüche zu überdenken seien, sprach Arnt-Uwe Schille (SPD) an. Ein neues Geschäft laufe nach dem ersten Jahr und damit nach Ende der Förderung häufig noch nicht so gut, dass es sich bei hohen Mietkosten trägt. "Jeder muss sich an die eigene Nase fassen."
Die Stadt könne nur Impulse geben, den Weg bereiten, eine Basis schaffen, betonte Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD): "Wir haben ein Maßnahmenpaket geschnürt, um explizit die Innenstadt zu stärken."
Dass ein solcher Anreiz hilfreich für die Entscheidungsfindung sein kann, bestätigt Sebastian Alsdorf, neuer Eigentümer des Gebäudes Coburger Straße 19 mit der Bistro-Bar "Paunchy Cats". "Die Förderung war mit ausschlaggebend, das Haus zu kaufen und etwas dran zu machen", sagte er. Ohne Aussicht auf diese Unterstützung hätte er die Renovierung mit den zu erwartenden erheblichen Kosten wahrscheinlich nicht angepackt.